So war der „Tatort“ aus WienVerschachtelte Globuli-Geschichte wird zum Reinfall

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Kommissar Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und seine Kollegin Bibi Fellner (Adele Neuhauser) in einer Szene des „Tatort: Krank“.

Wien – Wenn um Alternativmedizin und Homöopathie diskutiert wird, wird es meistens emotional. Während die eine Seite fest davon überzeugt ist, dass ihre Wundermittel gegen jede Krankheit helfen, kann die andere Seite einfach nicht verstehen, wie man vor der renomierten Wissenschaft so die Augen verschließen kann. Auch der aktuelle Tatort „Krank“ aus Wien griff dieses Thema am Sonntagabend auf – verpasste dabei jedoch eine große Chance.

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Der Fall

Peter Simon (Christian Schiesser) wird kompromisslos von einem Auto überfahren – gerade als er von den Vorwürfen freigesprochen wurde, eine Mitschuld am Tod seiner kleinen Tochter zu haben. Dieser wurde von ihrem Vater wissenschaftliche Medizin verwehrt, stattdessen setzte Simon auf sogenannte sanfte Medizin. Als namhafter Vertreter der Alternativmedizin und Mitgründer des Unternehmens „Medicina Lenia“ hatte der Mann viele Kontakte in die Welt der Homöopathie. Die beiden Wiener Kommissare Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) treffen bei ihren Ermittlungen nicht nur auf emotionale Familienangehörige – sondern auch auf eine lateinamerikanische Terrororganisation.

Die Auflösung

Nach und nach müssen immer mehr Menschen sterben. Eisner und Fellner tappen lange im Dunkeln, machen sich dann aber auf die Suche nach der Mutter, die mittlerweile im kolumbianischen Untergrund als selbsternannte Freiheitskämpferin und Terroristin agiert, mittlerweile wohl aber in der österreichischen Hauptstadt auf einen persönlichen Rachefeldzug geht.

Erst gegen Ende kommt heraus, dass Jan Fabian, einer der Mitgründer von „Medicina Lenia“ sowie der Lobbyist Heinz Roggisch (Erik Jan Rippmann) und die böse Pharmaindustire gemeinsame Sachen getan haben und für die Morde verantwortlich sind. So richtig befriedigend ist diese Auflösung jedoch nicht.

Das Fazit

„Auch sanfte Medizin ist ein hartes Geschäft“ – zumindest an zitierfreudigen Zeilen mangelt es im aktuellen Tatort nicht. Dennoch verpasste Regisseur Rupert Henning eine große Chance, das Thema spannend und vielleicht sogar ein bisschen aufklärerisch aufzuarbeiten. Stattdessen wird mit Klischeebildern von bademanteltragenden Gurus und kaltblütigen kapitalistischen Lobbyisten um sich geworfen. Im Kern mögen solche Bilder mit Sicherheit zutreffen, für eine komplexe Aufarbeitung der Themen Pharmazie und Homöopathie reicht das jedoch nicht im Ansatz. Dafür ist die Realität doch mit zu vielen Grautönen unterlegt.

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Und auch die Einbringung der kolumbianischen Freiheitskämpfer-Organisation in Form der verzweifelten Mutter, entbehrt jeglicher Grundlage und macht nur unnötig ein weiteres, viel zu großes Fass auf. Schade!

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