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Leserbriefe MinistrantenprotestRespekt für eine starke Geste

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Zahlreiche Teilnehmer der diesjährigen Ministranten-Wallfahrt nach Rom kehrten Kardinal Woelki bei einer Messe in der Basilika „Sankt Paul vor den Mauern“ den Rücken zu. 

Mit dem Rücken zu Wo­elki – Mi­nis­tran­ten pro­tes­tie­ren wäh­rend einer Messe in Rom gegen den Kar­di­nal (5.10.)

Protestaktion spiegelt Stimmung im Erzbistum

Die Messdienerinnen und Messdiener, die an solch exponierter Stelle ihre Einstellung zu Herrn Woelki zum Ausdruck gebracht haben, haben meine volle Hochachtung. Direkt vor der Haustür des Papstes haben sie ein Bild davon abgegeben, wie es um die Stimmungslage im Erzbistum bestellt ist; nämlich schlecht. Dass Herr Schwaderlapp sieht, dass die Jugendseelsorger Gedanken, Sorgen und Meinungen der Jugendlichen ernst nehmen, mag richtig sein, aber was ist mit seinem Chef?

Salbungsvolle Sprüche, wie nach dieser Aktion, sind hier nicht hilfreich. Der Papst muss noch eine Entscheidung zum Verbleib Herrn Woelkis im Amt fällen. Möge das Statement der Messdiener und Messdienerinnen dazu beitragen, richtig zu entscheiden. Mit Herrn Woelki an der Spitze wird keine Ruhe im Erzbistum einkehren und der „Mitgliederschwund“ wird sich ungebrochen fortsetzen.Wolfgang Roebsteck Köln

Christus als Vorbild ernst nehmen

„Jesus hat Menschen niemals den Rücken zugekehrt.“ Mit diesen Worten sollten Messdiener beschämt werden, die dem Kölner Oberhirten beim Gottesdienst in Rom die kalte Schulter gezeigt hatten. Ob Kardinal Woelki wirklich so genau über Jesu Tun und Lassen Bescheid weiß? Weiß er, dass Jesus niemals um der Karriere willen über Schandtaten hinweggesehen und dazu geschwiegen hätte? Dass Jesus niemals Bedürftigen Geld vorenthalten hätte, um damit sein eigenes Erscheinungsbild in ein gutes Licht zu rücken?

Dass Jesus niemals Opfer manipuliert, zu Halbwahrheiten und juristischen Winkelzügen Zuflucht genommen hätte, um in Amt und Würden zu bleiben? Dass Jesus ihn hingegen zum ungeschönten Bekenntnis seiner Verfehlungen, zur Buße und zu echter Umkehr aufgefordert hätte? Kardinal Woelki könnte Jesu Stimme hören, wenn sich bei ihm nicht alles um Schein statt Sein drehen würde – koste es, was es wolle.Heinrich-K. Bahnen Aachen

Jugendliche provozieren durch flegelhaftes Benehmen

Flegelhaftes Benehmen gegenüber Kardinal Woelki attestiere ich den Messdienern, die ihm bei der Rom-Wallfahrt bei dessen Predigt den Rücken zukehrten und Regenbogenfahnen schwenkten. Das waren keine Zeichen von Mut oder kindlich dummen Verhaltens, sondern bewusste Provokation. Sicher genährt durch eine seit Monaten in den Medien zu beobachtende Lust einiger Kommentatoren, dem Kardinal und damit der katholischen Kirche zu schaden. Beim Altardienst haben sie künftig nichts zu suchen. Die Kirche wird es überstehen und die Verursacher der Proteste der Vergessenheit und stillen Missachtung preisgeben.Hardi Wittrock Bergisch Gladbach

Legitimer Protest gegen eine reaktionäre Kirchenführung

Hier haben junge Leute gegen den Kardinal protestiert, die Woche für Woche ihren Dienst am Altar als Ministranten verrichten und somit der katholischen Kirche eng verbunden sind. Herr Woelki kann sich als Kardinal alles erlauben; sei es der Umgang mit der Katholischen Hochschulgemeinde, das Finanzgebaren für Selbstverteidigungs-Gutachten, die Verlagerung der Priesterausbildung an die KHKT, Boykott und Sabotage des Synodalen Wegs und vor allem der Umgang mit den Missbrauchsfällen in der Kirche. Alles Gründe für die hohen Kirchenaustrittszahlen.

Wirklich besorgniserregend ist für das Bistum dabei aber nur der Wegfall der entsprechenden Kirchensteuereinnahmen. Es gibt – nicht nur in Deutschland und in Rom – eine Clique von Bischöfen, zu deren Speerspitze Woelki gehört, die sich eine Kirche (zurück-)wünschen, in der der Priester wieder eine nicht zu kritisierende, absolute Autorität ist, in der die Erwähnung von Fegefeuer und Hölle die Gläubigen vor Furcht erstarren lässt, in der Frauen im Kirchendienst allenfalls als Putzfrauen geduldet werden, in der Diskussionen über Sexualmoral, Zölibat oder Frauenordination gänzlich untersagt sind, in der sexueller Missbrauch durch Priester totgeschwiegen werden kann und in der der Täterschutz über allem steht.

Diese reaktionären Bischöfe aber übersehen vollkommen, dass dies nicht die Kirche Jesu Christi ist. Ich musste leider in den letzten Jahren lernen, dass der Anti-Christ auch im Gewand eines Kardinals daherkommen kann. Woelki hat für mich jegliche seelsorgerische Legitimation verspielt.Harald Sassenberg Troisdorf

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Der Kardinal hat vielen Gläubigen den Rücken zugekehrt

Wie meinen, Herr Kardinal? Jesus habe den Menschen nie den Rücken zugekehrt und deswegen sollen die Messdiener dies bitte auch bei Ihnen nicht tun? Sie sprechen von dem Jesus, der den Händlern im Tempel die Meinung sagte und auch ansonsten keine Gelegenheit ausließ, den Verlogenheiten der Herrschenden entgegenzutreten. Ihr Vergleich ist zynisch, denn Sie und Ihr Vorgänger sind diejenigen, die nicht nur gläubigen Frauen, Schwulen, Lesben, sondern auch dem Großteil der übrigen Kirchengemeinde den Rücken zugekehrt haben. Als zahlendes Mitglied der Kirche frage ich mich, womit wir Kölner ein fürs andere Mal eine solche Kirchenführung verdient haben und warum wir nicht auch mal ein bisschen Gnade, so ein bisschen Papst Franziskus, erfahren dürfen?Frank Niesen Köln

Messe als Rahmen für Protestaktion inakzeptabel

Ausgerechnet Messdiener und Messdienerinnen, die doch eigentlich die Nachfolge Jesu im Blick haben sollten, kennen nicht die Bedeutung des Wortes Gottes in Lesung, Evangelium und Predigt im Rahmen der ganzen Messfeier. Sie sollten verstehen, warum eine politische Demonstration im Rahmen einer heiligen Messe absolut inakzeptabel ist. Es gibt in Rom genügend andere Gelegenheiten und Orte, eine wirksame Demonstration durchzuführen und einen Kardinal auf kluge Weise zum Gespräch einzuladen.

Die eigentliche Verantwortung für das total abwegige Verhalten der Jugendlichen liegt meiner pädagogischen Erfahrung nach bei den geistlichen Begleitern der Messdiener und Messdienerinnen. Schon bei der Vorbereitung des Rom-Aufenthalts und spätestens während der langen Busfahrt zum Ziel hätten Für und Wider einer derartigen Demonstration sowie Alternativen gründlich diskutiert werden müssen.

Es ist kaum zu glauben, dass die Geistlichen von den Plänen der Jugendlichen nichts wussten. Zur Schadenbegrenzung bleibt nun die Aufgabe für die verantwortlichen Begleiter, das Ereignis zusammen mit den Messdienern und Messdienerinnen nüchtern zu analysieren, zu beurteilen und Konsequenzen zu beschließen. Voraussetzung ist die Bereitschaft zu hören und die Argumente jeder Person ernst zu nehmen und dabei Sinn und Inhalt der Feier sowie die Verantwortung in dem besonderen Ehrenamt zu beachten.Katharina Louven Bergheim

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Kardinal Woelki und Teilnehmer der Ministranten-Wallfahrt beim Besuch der wöchentlichen Generalaudienz des Papstes im Vatikan

Hochachtung für Protestierende

Tatsächlich kehrt man Gott in einer katholischen Kirche nicht den Rücken zu, vor allem nicht beim Betreten der Kirchenbank. Hier jedoch war es eine eindeutige Protestgeste der jungen Leute, die ihre Freizeit sonst gerne dem Altardienst widmen. Wie unsäglich vom Kardinal, sich auf Jesus zu beziehen und ihn kontextlos zu zitieren, um zu tadeln. Meiner Meinung nach haben sich insbesondere die katholischen Würdenträger schon längst von Jesu Botschaft entfernt. Feige war es, nach dem Gottesdienst den Seitenausgang als Fluchtweg zu benutzen, um sich nicht weiterer Kritik auszusetzen. Den Protestierenden gilt meine Hochachtung.Alfred Mehls Köln

„Jesus hätte hingehört“

Dass Herr Woelki den Messdienern und Messdienerinnen in Rom nach der Protestaktion rät, sich ein Beispiel an Jesus zu nehmen, geht sehr weit daran vorbei, was dem „normalen“ Katholiken über Jesus bekannt ist. Dieser wird als tolerant und jedem Menschen gegenüber aufgeschlossen beschrieben – ich erinnere dagegen nur an den Umgang der Kirche mit Homosexuellen. Jesus hätte ALLE an seinem Tisch versammelt und er hätte hingehört, wenn in den Kirchen die Gläubigen gefehlt hätten!

Kardinal Woelki dagegen verschanzt sich wie der Papst und leider auch eine viel zu große Zahl der deutschen Bischöfe hinter uralten, völlig überholten Kirchengesetzen, fernab der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Möge der Kardinal aufwachen und den Protest seiner eigentlich treuen Diener am Altar respektieren, denn auch diese werden in unseren Kirchen immer seltener. Weiß er das alles nicht?Matthias Belen Leverkusen

Jede Möglichkeit zum Austausch nutzen

Bei der Messdiener-Wallfahrt nach Rom zeigten einige junge Leute dem Kardinal deutlich, dass sie mit den Missständen in unserer Kirche nicht einverstanden sind. Ich habe größten Respekt vor diesen jungen Leuten und größtes Verständnis für sie. Wie anders hätten sie es in dieser Situation deutlich machen können, als dem Kardinal den Rücken zu zeigen. Und was macht unser Kardinal? Er sagt: „Jesus hat niemandem den Rücken gezeigt.“

Er hat nichts besseres zu tun, als den jungen Menschen ihr Fehlverhalten zu zeigen. Hat er mal überlegt, wem er seit vielen Jahren den Rücken zugewandt hat? Hätte er nicht viele Missbrauchstaten verhindern können? Dann bietet er an, mit den Jugendlichen zu reden, die in der Masse nicht mehr aufzufinden sind. Dem jungen Mann aus Erftstadt, der das Gespräch gesucht hat, sagt er: „Falsche Zeit und falscher Ort.“ Wann sind Zeit und Ort besser als auf einer Messdiener-Wallfahrt?

Da hat unser Kardinal die wenigen jungen Leute um sich, die sich noch in der Kirche engagieren, und er nutzt diese Chance nicht. Ich frage mich: Wo weht Gottes Geist, bei den Jugendlichen oder unserem Kardinal?Annette Blankenstein Köln

Protest stört Selbstinszenierung des Kardinals in Rom

Hut ab vor den Ministranten und Ministrantinnen, die Woelki die feudale Selbstinszenierung in der Pilgermesse in Rom vermasselt haben. Ja, „die Messe als eine Feier der Einheit und des Friedens“ sollte auch Woelki nicht benutzen, um sich selbst zu inszenieren und ein falsches Bild gerade in Rom zu erzeugen! In Wahrheit verweigert Woelki ja der Jugend Reformen! Deshalb will sie sich nicht mit einer „Show“ vor seinen Karren spannen lassen. Sehr gut, dass dies nun direkt vor den Augen des Papstes geschieht. Hoffentlich nimmt der Woelkis Rücktrittsgesuch endlich an. Die Jugend darf auch wissen: Mit den 828.000 Euro, die Woelki zweckentfremdet allein für seine PR-Beratung ausgegeben hat, hätte das Leben von 10.000 Kindern und Jugendlichen gerettet werden können.Roland Köster Erftstadt

Engagierte junge Christen verdienen Respekt für berechtigten Protest

In seinem Leserbrief wirft Herr Hardi Wittrock den Messdienern flegelhaftes Benehmen und eine bewusste Provokation vor. Allein der Begriff flegelhaft zeugt vor mangelndem Respekt vor den jungen Menschen. Diese Messdienerinnen und Messdiener sind engagierte aktive Christen, die der Kirche noch nicht den Rücken zugekehrt haben. Natürlich ist es eine bewusste Provokation und der richtige Ort dafür ist die Kirche – das Gotteshaus.

In der Gemeinschaft der Gläubigen haben diese jungen Menschen das Recht und die Pflicht, als Getaufte und Gefirmte ihre Ansichten zu äußern, für ein Miteinander und gegen die Ausgrenzung von Menschen wegen ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Orientierung Stellung zu beziehen.

Ihnen den Altardienst verwehren zu wollen und dabei unerwähnt zu lassen, dass Kinderschänder als Priester und Bischöfe Jahrzehnte lang die Eucharistie weiter feiern durften, spricht für sich. Die Kirche wird als Institution mit Gebäuden und Rechtsnormen solche Proteste überstehen, ob sie dann noch eine Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen und Menschen ist, bezweifle ich. Johannes Lennerts Odenthal

Auch der Kardinal sollte dem Vorbild Jesu folgen

Sicherlich nicht zufällig war der Ort des Geschehens die Basilika Sankt Paul in Rom – stärkt doch Papst Franziskus nicht nur Kardinal Woelki, sondern auch den Gegnern des Synodalen Wegs insgesamt massiv den Rücken. Einer erneuten Reformbewegung aus Deutschland will man klar entgegentreten. Und doch nimmt der Widerstand in der katholischen Kirche zunehmend eine andere Qualität an. Mit der Leichtigkeit der Jugend wehren sich junge Menschen gegen die engen römischen Vorgaben, die sie zu Recht als unauthentisch und unjesuanisch erleben.

Umso absurder mutet es an, dass Kardinal Woelki den Spieß umdreht, indem er sein eigenes unjesuanisches Verhalten projizierend den Jugendlichen vorwirft: Jesus habe niemandem den Rücken zugekehrt und sowieso sei der Gottesdienst nicht der richtige Ort für eine solche Auseinandersetzung. Der Kardinal hat sich nach diesem Eklat nicht nur einmal mehr selber das ehrliche Gespräch mit der Jugend und der gesamten Kirchenbasis auferlegt, sondern vor allem, sich im Sinne Jesu zu verhalten. Die bisherigen Erfahrungen mit ihm waren leider anderer Art und ein Gesinnungswechsel ist wohl kaum zu erwarten. Aber wie einem Blinden von Farbe erzählen?Susanne Eckhardt Köln

Protestaktion setzt starkes Zeichen

Nun, meine Damen und Herren Woelki-Widersacher, erstaunt, was man machen kann, um wirklich ein Zeichen zu setzen? Und das von jungen und ganz jungen Menschen, die sich sogar zur Kirche bekennen, indem sie ihr dienen? Wann endlich wird der Papst, der sich, wie man vermuten kann, von seinen Klerikern in Rom davon abhalten lässt, einen Kirchenfürsten abzusetzen, der immer mehr Gläubige aus der Kirche vertreibt, endlich zu seinen Aufgaben auch in dieser Hinsicht bekennen?

Wenn man Fotos der Protestaktion anschaut, wird klar, wie weit der Frust gediehen ist, den Kardinal Woelki durch seine Taten beziehungsweise seine Unterlassungen hervorrief und -ruft: Es ist das Bild einer katholischen Kirche, die sich nicht scheut, an Gesetzen festzuhalten, die alte Männer einmal zu ihrem eigenen Nutzen erfunden haben.Rolf Havermann Bergisch Gladbach