Protestaktion in RomMinistrant aus Erftstadt von Woelki abgewiesen

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Voll besetzt war die Basilika in Rom. Bei der Protestaktion machten einige mit, andere hingegen nicht.

Rom/Erftstadt – Das hatte sich Kardinal Rainer Woelki sicherlich ganz anders vorgestellt. Beim Empfang am 4. Oktober 2022 von rund 2000 Ministranten, die auf einer Pilgerfahrt in Rom waren, wollte der Erzbischof nicht nur die jungen Besucher bei einer Messe in der Papstbasilika St. Paul vor den Mauern begrüßen, sondern schon am Kircheneingang nett mit ihnen ins Gespräch kommen.

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Tatsächlich wurden Gruppenbilder und Selfies mit dem Kardinal gemacht. Doch es wurde auch versucht, die Gelegenheit zu nutzen, Woelki kritische Fragen zu stellen. So etwa von einem 16-jährigen Ministranten, der schon seit acht Jahren Messdiener in Liblar ist. Er sprach den Kardinal auf den Fall des Liblarer Pfarrers Jansen an, der seinerzeit wegen heftiger Missbrauchsvorwürfe die Pfarre St. Alban verlassen musste und später in den Ruhestand versetzt wurde.

Schließlich habe der Weggang des Geistlichen erhebliche Auswirkungen auf das Kirchenleben im Ort gehabt, viele Menschen seien aus Protest gegen die Versetzung aus der Kirche getreten, berichtet der Schüler im Gespräch mit der Redaktion. Der junge Ministrant merkte in Rom sehr wohl, dass der Kardinal nicht darauf erpicht war, über den Erftstädter Fall zu sprechen. Beim späteren Gruppenfoto mit Woelki sprach der Schüler den Erzbischof aber erneut an, hakte nach. „Ich fragte ihn, ob Woelki denn mit dem Pfarrer gesprochen habe und ich wollte wissen, wie es ihm geht.“ Der Erzbischof beendete den Versuch eines Gesprächs, indem er fragte, ob Ort und Zeitpunkt in Rom die richtige Gelegenheit seien, den Fall Jansen zu besprechen.

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Was Woelki in dem Moment noch nicht ahnte, war nach seinem Einzug in die Basilika die Protestaktion in dem Gotteshaus. Denn viele Ministranten hatten aus Protest Woelki während seiner Predigt demonstrativ den Rücken zugewendet. Unter den ersten 20 der Aktion waren dem Vernehmen nach die aus Erftstadt, von denen insgesamt 45 nach Rom gereist sind, begleitet von sechs Betreuern.

„Wir wollten klare Zeichen dafür setzen, dass wir den Kardinal nicht unterstützen und Woelki in Rom nicht den großen Held spielen soll“, berichtet der Schüler aus Liblar. „Schon bei Woelkis Einzug hielten wir, wie manche andere auch, Regenbogenflaggen hoch.“ Allerdings beteiligten sich nicht alle Ministranten an der Protestaktion in der Basilika. Manche guckten bewusst nach vorne, als der Kardinal predigte.

Die Gruppe aus Erftstadt, die auch ein abwechslungsreiches Besuchsprogramm in der Ewigen Stadt absolviert, wird für Samstag in ihrer Heimat an der Erft zurückerwartet.

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