Einen Zufriedenheitswert von nur 3 Prozent für eine Spitzenpersönlichkeit hat Forsa bislang nur einmal gemessen: 2022 - bei Kardinal Rainer Woelki selbst.
Kölner ErzbischofWoelkis Ansehen in der Bevölkerung ist auf Tiefpunkt angekommen

Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki beim Pontifikalamt zu Fronleichnam 2022. Seine Beliebtheit ist auf einem Tiefpunkt. (Archivbild)
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Das Urteil der Kölner Bevölkerung über Kardinal Rainer Woelki ist am elften Jahrestag seiner Ernennung zum Erzbischof von Köln am 11. Juli 2014 auf einem Tiefpunkt. Im Köln-Check, einer repräsentativen Umfrage des Instituts Forsa für den „Kölner Stadt-Anzeiger“ und die „Kölnische Rundschau“, zeigten sich nur drei Prozent der Kölner zufrieden mit Woelkis Amtsführung. 83 Prozent gaben an, sie seien weniger oder gar nicht zufrieden. 14 Prozent antworten mit „weiß nicht“.
Besonders negativ fiel das Votum der 16- bis 29-Jährigen aus. In dieser Altersgruppe liegt die Zufriedenheit mit Woelki bei null. Leicht über dem Durchschnitt ist der Wert bei den 45- bis 59-Jährigen und den über 60-Jährigen (5 bzw. 6 Prozent).
Forsa-Chef Güllner: Katastrophales Ergebnis
Forsa-Chef Manfred Güllner bezeichnete das Ergebnis aus Sicht der Kirche und des Kardinals als Katastrophe. „Ein solches Ergebnis für eine Spitzenpersönlichkeit haben wir bisher nur einmal gemessen – im Jahr 2022, bei Kardinal Woelki selbst. Werte von unter zehn Prozent Zustimmung kommen sonst nicht vor, weil Politiker – mögen sie auch noch so unbeliebt sein – immer auch eine Kernanhängerschaft haben, die hinter ihnen steht. Darauf kann sich der Kardinal offenbar auch im katholischen Milieu Kölns nicht mehr stützen“, sagte Güllner dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
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Das Bild zeigt Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki auf dem Roncalliplatz im Juni 2025. (Archivbild)
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Den Wert von 0 Prozent Zufriedenheit in der jungen Generation erklärte Güllner mit den Grenzen der statistischen Erfassbarkeit. „Sicher gibt es auch in dieser Altersgruppe Einzelne, die den Kardinal unterstützen. Ihre Zahl liegt aber im nicht mehr darstellbaren Bereich von deutlich unter einem Prozent.“
Unverändert desaströses Stimmungsbild
In der Politik und anderen Lebensbereichen gäbe es nach Güllners Worten nur eine Konsequenz: einen Personalwechsel – freiwillig durch Rücktritt oder erzwungen durch eine Abberufung. „In der katholischen Kirche ist das aber, wie wir wissen, allein Sache des Papstes.“ Güllner rief in Erinnerung, dass das Erzbistum „vor drei Jahren schon einmal an diesem Punkt stand, bei Woelkis Rückkehr aus seiner vom damaligen Papst Franziskus angeordneten Auszeit“.
Damals lag die Zufriedenheit mit der Amtsführung des Erzbischofs unter allen Menschen, die auf dem Gebiet des Erzbistums Köln leben, bei ebenfalls drei Prozent. Der Anteil der Unzufriedenen betrug 87 Prozent, unter den Katholiken waren es 90 Prozent und selbst bei den Kirchgängern 83 Prozent. Mehr als 90 Prozent der Befragten sprachen sich für einen Rücktritt Woelkis aus. „Angesichts eines unverändert desaströsen Stimmungsbilds sollte sich Papst Leo XIV. die Lage in Köln vielleicht noch einmal sehr kritisch ansehen.“
Für den „Köln-Check“ befragte Forsa vom 25. Juni bis 3. Juli im Rahmen des repräsentativen Panels forsa.omninet 1.002 Kölnerinnen und Kölner ab 16 Jahren. Die Ergebnisse sind bei einer Fehlertoleranz von plus/minus 2,5 Prozentpunkten auf alle Kölner ab 16 übertragbar.
Die Befragung fand vor dem Eklat am erzbischöflichen Bildungscampus Köln-Kalk statt, wo nach dem Willen der Schulleitung und des Erzbistums keine Regenbogen-Symbole gezeigt werden sollten. Gegen diese Haltung und das Vorgehen des Erzbistums bei der Einweihungsfeier fand am Wochenende vor dem Dom eine Protestkundgebung statt.