Über die Reaktionen nach einem Angriff des Erzbistums Köln auf kritische Berichte im „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtet die Deutsche Presseagentur (dpa) am Donnerstag, 17. Juli.
„Sind sehr irritiert“Forsa-Chef Güllner kritisiert Erzbistum Köln nach Kritik an Umfrage zu Woelki

Mit der Amtsführung von Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln, sind laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage nur drei Prozent der Kölnerinnen und Kölner zufrieden. (Archivbild)
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Forsa-Chef Manfred Güllner hat das Kölner Erzbistum von Kardinal Rainer Maria Woelki wegen Äußerungen zu einer Umfrage kritisiert. „Wir sind über diese Stellungnahme des Erzbistums sehr irritiert“, erklärte der Meinungsforscher. Forsa betreibe „keine Gefälligkeitsforschung“ und lasse sich von niemandem instrumentalisieren.
Auslöser ist eine Stellungnahme des Kölner Erzbistums zu einer repräsentativen Forsa-Umfrage, über die der „Kölner Stadt-Anzeiger“ und die „Kölnische Rundschau“ berichtet hatten. Sie kam zu dem Ergebnis, dass nur drei Prozent der Kölnerinnen und Kölner mit der Amtsführung von Kardinal Woelki zufrieden sind. 83 Prozent gaben demnach an, sie seien weniger oder gar nicht zufrieden. Für den „Köln-Check“ waren 1.002 Kölnerinnen und Kölner ab 16 Jahren befragt worden. Die Ergebnisse seien bei einer Fehlertoleranz von „plus/minus 2,5 Prozentpunkten“ auf alle Kölner ab 16 übertragbar.
Erzbistum widerspricht Umfrage öffentlich
Kurz nach Veröffentlichung der Umfrage-Daten reagierte das Erzbistum mit einer Stellungnahme auf seiner Webseite. Dort hieß es, dass die Zahlen „eindeutig der Wahrnehmung“ widersprächen, „dass viele Gläubige Kardinal Woelki und sein Wirken für die katholische Kirche und das Erzbistum Köln wertschätzen“. So seien auf Woelkis Einladung hin im Juni rund 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu einer Konferenz gekommen. An einer Fronleichnams-Prozession hätten „sogar über 3.000 Menschen“ teilgenommen.
Forsa-Chef Güllner zeigte sich verwundert über diese Einordnung. „Die in der Reaktion des Erzbistums genannten Zahlen sind im Unterschied zu unseren nicht repräsentativ“, erklärte er. „Es ist auch schwer zu verstehen, warum das Erzbistum Tatsachen nicht anerkennt und somit den zu registrierenden großen Vertrauensverlust vor allem in die katholische Kirche noch verstärkt“. Auch das katholische Online-Magazin „Kirche + Leben“ berichtete über Güllners Statement. Das Erzbistum erklärte auf Nachfrage, dass es sich über die „bereits getätigte Kommunikation“ hinaus nicht äußere.
Die Umfrage war vom „Kölner Stadt-Anzeiger“ und der „Kölnischen Rundschau“ in Auftrag gegeben worden. Schon zuvor hatte es Spannungen zwischen dem Erzbistum und dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ wegen einer Berichterstattung gegeben.
Chefredakteur wehrt sich gegen „Diffamierungen“
Die Zeitung hatte über die Einweihung eines neuen Erzbischöflichen Bildungscampus in Köln mit Woelki berichtet. Dem Bericht zufolge sollte das Regenbogen-Symbol der LGBTQ-Bewegung auf Wunsch der Schulleitung dabei vermieden werden. Das Erzbistum bestritt, dass es vonseiten der Schulleitung eine klare Direktive gegen Regenbogen-Symbole gegeben habe.
In einem „offenen Brief“ des Amtsleiters des Erzbischöflichen Generalvikariats kritisierte das Erzbistum kurz danach die Berichterstattung ungewöhnlich scharf. Dem Chefkorrespondenten des „Kölner Stadt-Anzeigers“ wurde darin vorgeworfen, seine Berichterstattung sei „menschenverachtend“.
Der Chefredakteur der Zeitung, Gerald Selch, wies diese Kritik wiederum in einem offenen Brief scharf zurück. Die Berichterstattung sei „nachweislich korrekt“ gewesen. „lhre Diffamierungen, gipfelnd in dem Begriff „menschenverachtend“, verlassen den akzeptablen Diskursraum und sind auch noch auf der Homepage des Erzbistums Köln veröffentlicht“, schrieb er. Dies sei eine Grenzüberschreitung der Kirche gegenüber der freien Presse. (dpa)