Das Erzbistum Köln will an diesem Freitag mit einem umfangreichen Kürzungsprogramm an die Öffentlichkeit gehen. Auch auf Bundesebene setzen die Bischöfe den Rotstift an.
KirchenfinanzenBeim Geld keineswegs „ein Herz und eine Seele“


Ein Korb mit der Kollekte aus Geldscheinen und Münzen steht auf einer Kirchenbank (Symbolbild).
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„Sie waren ein Herz und eine Seele. Keiner nannte etwas von dem, was er hatte, sein Eigentum, sondern sie hatten alles gemeinsam.“ So berichtet es die Bibel in der Apostelgeschichte (Kapitel 4,32). Die urchristliche Liebeskolchose war schon zur Entstehungszeit des Neuen Testaments eine schöne Fiktion. Bis heute geht es in der Kirche erwiesenermaßen anders zu, auch in der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). Weder handeln die Bischöfe stets in brüderlicher Eintracht, noch teilen sie miteinander, was ihnen – besser: was ihren Gläubigen gehört.
Von 2009 bis 2023 sind die Einnahmen aus der Kirchensteuer um sagenhafte 37 Prozent von 4,9 Milliarden Euro auf 6,73 Milliarden Euro gestiegen. Den reichen Segen haben sich die 27 Bistümer einverleibt. Die Umlage an den „Verband der Diözesen Deutschlands“ (VDD) von zuletzt 120,6 Millionen Euro blieb dagegen so gut wie unverändert. Bei ständig steigenden Kosten steht damit faktisch von Jahr zu Jahr weniger Geld zur Verfügung für das, was „alle gemeinsam haben“. Jetzt haben die Bischöfe angekündigt, aus dem angespannten Etat des VDD acht Millionen Euro herauszusparen.
Rabiate Einschnitte
Im Erzbistum Köln, das dem Vernehmen nach an diesem Freitag mit einem eigenen Kürzungsprogramm herauskommen will, ist das weniger als ein Prozent des Jahresertrags, der 2023 bei 946,5 Millionen Euro lag. Da sind für Eigenwilligkeiten und Extravaganzen eines Bischofs immer noch ein paar Millionen lockerzumachen. Beim VDD bedeuten acht Millionen rabiate Einschnitte bis hin zum Rückzug von Handlungsfeldern, „die durchaus wichtig und auch vom Evangelium her geboten sind“, wie DBK-Generalsekretärin Beate Gilles unverblümt formuliert.
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Das Problem: Alle Entscheidungen wurden hinter verschlossener Tür mit Hilfe der grauen Herren aus dem Beraterbusiness getroffen. Kriterien? Transparenz der Interessen? Konsultation, Beteiligung der Betroffenen gar? Fehlanzeige.
Kölner Kardinal Woelki: Sache der Bischofskonferenz
Die Träger der Erwachsenenbildung mit ihren 500 Einrichtungen bundesweit haben jetzt als Erste protestiert. Einschlagen dürfte es bei allen – katholischen Verbänden und Organisationen, bei der Kulturförderung, beim gesellschaftlichen Engagement der Kirche. Noch ist die Streichliste geheim, aber wie vom „Kölner Stadt-Anzeiger“ bereits berichtet, soll zum Beispiel die Kommission für Zeitgeschichte in Bonn, eine renommierte und hoch verdiente Forschungsstelle, samt Archiv liquidiert werden. Einsparpotenzial: 360.000 Euro. Kardinal Rainer Woelki, Chef der für Wissenschaft zuständigen bischöflichen Kommission, ließ seinen Sprecher dazu erklären, es handele sich um eine Sache der Bischofskonferenz.
Das ganze Ansinnen der Etatbereinigung beim VDD ist im Ansatz verfehlt, und zwar doppelt. Erstens müsste die Zuweisung aus den Bistümern längst mit einem festen Anteil an die Finanzentwicklung gekoppelt sein. Wäre das schon vor Jahren geschehen, müsste heute niemand unter dem Sparhammer zittern, den die Bischöfe jetzt kreisen lassen wollen. Zweitens sollten die Bistümer ihren Umlage-Anteil für den VDD erhöhen. In Zeiten absehbarer Geldnot für alle ist mit Konzentration der Auf- und Ausgaben mehr zu gewinnen als mit dezentralem Herumgekrebse.
„Sie hatten alles gemeinsam.“ Höchste Zeit, dass das Ideal aus apostolischer Zeit für die Nachfolger der Apostel in der deutschen Gegenwart zur realen Verpflichtung wird.