Über die Reaktionen nach einem Angriff des Erzbistums Köln auf kritische Berichte im „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtet die Katholische Nachrichtenagentur (KNA) am Donnerstag (17. Juli).
Erzbistum KölnAngriff auf kritische Berichterstattung zum Bildungscampus Kalk

Durch ein Geländer sind die Spitzen des Domes zu sehen. (Symbolbild)
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Zwischen dem Erzbistum Köln und dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat sich ein heftiger Streit entwickelt. In einem offenen Brief kritisierte Amtsleiter Frank Hüppelshäuser die Zeitung und namentlich den Chefkorrespondenten Joachim Frank. Dessen Berichterstattung über das Erzbistum und Kardinal Rainer Maria Woelki sei „menschenverachtend“. Chefredakteur Gerald Selch wies die Vorwürfe als diffamierend zurück. Rückendeckung bekam Frank am Donnerstag vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK).
Auslöser des Streits ist ein Bericht des Blatts über die feierliche Eröffnung des neuen Erzbischöflichen Bildungscampus Köln-Kalk. Demnach soll das Erzbistum Mitarbeitende aufgefordert haben, dabei keine Regenbogensymbole zu tragen. In einem weiteren Beitrag berichtete Frank über einen Lehrer des Bonner Kardinal-Frings-Gymnasiums. Er sei vom Fachbereichsleiter für die Schulen im Erzbistum unter Druck gesetzt worden, nachdem er bei der 60-Jahr-Feier zur Grundsteinlegung der Schule einen regenbogenfarbenen Pullover getragen haben soll.
Chefredakteur Selch wirft Hüppelshäuser vor, Franks Arbeit zu verunglimpfen
In dem auf der Homepage der Erzdiözese veröffentlichten offenen Brief heißt es: „Es reicht, Herr Frank!“ Hüppelshäuser wirft dem Journalisten vor, einzelne Mitarbeitende des katholischen Erzbistums namentlich benannt und an den Pranger gestellt zu haben, ohne dass diese sich wehren könnten. Dies stelle „den bisherigen Tiefpunkt Ihrer Veröffentlichungen dar“. Weiter heißt es: „Herr Frank, Sie mühen sich seit Jahren ab, das Erzbistum Köln mit seinem Bischof an der Spitze zu diskreditieren, zu verunglimpfen und sein Bild in der Öffentlichkeit zu verzerren.“
Chefredakteur Selch wirft Hüppelshäuser vor, Franks Arbeit mit persönlichen Angriffen und haltlosen Unterstellungen zu verunglimpfen. Mit dem Begriff „menschenverachtend“ verlasse das Erzbistum den akzeptablen Diskursraum, schreibt er in einem Brief, über den das Portal Kirche+Leben berichtete. „Dies ist eine Grenzüberschreitung der Institution katholische Kirche gegenüber der freien Presse und deren Vertretern.“
Besonders jene, die vom Agieren der Bistumsleitung direkt betroffen seien, bekundeten in Rückmeldungen Dankbarkeit über die Berichterstattung, betont Selch: „Die freie Presse ist hier nicht selten eine (letzte) Möglichkeit, kritikwürdigem Verhalten der Bistumsleitung etwas entgegenzusetzen.“
„Köln-Check“ über Beliebtheit von Woelki
Weiterer Streitpunkt ist ein Bericht über eine repräsentative Forsa-Umfrage, die nicht nur vom „Kölner Stadt-Anzeiger“, sondern auch von der „Kölnischen Rundschau“ beauftragt wurde. Nach dem „Köln-Check“, der den Angaben zufolge vor der Einweihung des Bildungscampus erfolgte, zeigen sich 83 Prozent der Kölnerinnen und Kölner weniger oder gar nicht zufrieden mit der Amtsführung Woelkis.
Auch hierauf reagierte das Erzbistum mit einer Stellungnahme auf seiner Homepage: Verantwortlich für die Umfrage zeichne „ein Journalist, der sich seit Jahren gezielt mit Negativ-Berichterstattung rund um das Erzbistum Köln befasst“. Die Zahlen widersprächen eindeutig der Wahrnehmung, dass viele Gläubige Woelkis Wirken wertschätzten. So hätten an der Fronleichnams-Prozession 3.000 Menschen und an einem anschließenden viertägigen Glaubensfest 1.000 Personen teilgenommen.
Katholische Laien verteidigen Frank
Das ZdK nahm Frank in Schutz. Der obersten Vertretung der katholischen Laien gehört der Journalist als Vorsitzender der Gesellschaft Katholischer Publizistinnen und Publizisten (GKP) an. „Wir nehmen die öffentliche Kritik des Erzbistums Köln an unserem Mitglied Joachim Frank mit Unverständnis zur Kenntnis“, erklärte ZdK-Generalsekretär Marc Frings. „Joachim Frank ist ein profilierter Journalist, der seit vielen Jahren mit großer fachlicher Kompetenz und mit persönlicher Integrität über kirchliche Themen berichtet.“ Eine unabhängige und auch unbequeme Presse sei kein Angriff auf die Kirche, sondern Grundbedingung für Vertrauen und Glaubwürdigkeit.
Auch der Vorstand der GKP verteidigte Frank: Die Vorwürfe gegen ihn seien „haltlos und ehrverletzend“. Wenn Berichte nach Meinung des Erzbistums nicht der Wahrheit entsprächen, könnte es presserechtlich dagegen vorgehen. Stattdessen wähle es auf seiner Webseite „die Form eines diffamierenden Offenen Briefs“. (kna)