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Ein Abend mit Gerd KösterVun Blues bes Blödsinn bei den Leverkusen Jazztagen

2 min
Gerd „Jächt“ Köster (am Mikrofon) zusammen mit seinen „Weggefährten“ Helmut Krumminga (Gitarre), Buddy Sacher (Gitarre) und Schlagzeuger Wolly Düse auf der Bühne des Scala Clubs in Leverkusen.

Gerd „Jächt“ Köster (am Mikrofon) zusammen mit seinen „Weggefährten“ Helmut Krumminga (Gitarre), Buddy Sacher (Gitarre) und Schlagzeuger Wolly Düse auf der Bühne des Scala Clubs in Leverkusen.

Das Konzert im Opladener Scala entwickelt sich zum Wechselspiel von Melancholie und Witz.

Am Donnerstag entwickelt sich im Scala in Opladen ein magischer Abend, wenn Gerd Köster „und Weggefährten“ die Bühne betreten. Kösters rauchig-voluminöse Stimme flutet den Club, während seine fein gesponnenen Texte mit einer Prise Humor verwoben sind.

Ein Wechselspiel aus Melancholie und Witz: Gerd Köster zählt zu den prägenden Sängern der kölschen Szene. Kraftvoll und ausdrucksstark singt er, textet wortgewandt wie kaum ein Zweiter. Mit seinem urigen Kölsch-Rock-Poetentum bringt er Geschichten auf die Bühne, mal resigniert, mal ironisch, stets leidenschaftlich. Sein rauer Bariton schwingt durchs Scala, mal warmherzig wie ein altes Chanson, mal direkt und ungestüm wie ein Trinkspruch.

Jeden Vers trägt er theatralisch vor, sodass man mit jedem Ton leben oder lachen muss. Mit ihm musizieren verlässliche Begleiter: Helmut Krumminga, der „fantastische Friese“ an Gitarre und Gesang, Buddy Sacher an der zweiten Gitarre sowie Schlagzeuger Wolly Düse. Gemeinsam weben sie ein dichtes Netz aus Klang. Krummingas Gitarre blüht in bluesigen Licks und perlenden Akkorden auf, Buddys Gitarre liefert rauchige Riffs und filigrane Soli.

Jazztage: Das Zusammenspiel der „Weggefährten“

Zwischen den Liedern liegt ein stiller Schatten, warm und würdevoll: Frank Hocker. Über vier Jahrzehnte war er Kösters musikalischer Partner, Rhythmusgeber, Vertrauter – am Cajón, am Mikrofon, im Herzen der Songs. Sein Tod im Herbst 2023 reißt eine Lücke, die niemand füllen will, aber alle tragen. Köster spricht es aus, leise und bestimmt: „Unsere Babies – sprich: Songs – haben ein Recht darauf, weiterzuleben.“ Und sie leben, in jedem Ton, in jedem Arrangement, behutsam neu gewebt von den Weggefährten.

Düse sorgt mit präzisem Groove für federnden Puls. Das Quartett hört einander aufmerksam zu und improvisiert mit Leichtigkeit – jeder Soloausflug passt sich den lebendigen Geschichten an. Diese Verbundenheit verleiht selbst den vertrautesten Klassikern eine ungeahnte Tiefe. Im kleinen Club herrscht eine intime Stimmung: Kösters Spiel durchbricht den Abend mit großer Gefühlsbandbreite – das Programm bietet Raum für Nachdenklichkeit und gute Laune, Widersprüchliches und Romantisches.

Mal machen sanfte Folkklänge den Saal still, mal entfesselt eine rotzige Rocknummer begeisterten Jubel. Bei vertrauten Refrains erheben sich die Gäste, als ginge es um das letzte große Fest. Ein Nachhall aus Wärme und Nachdenklichkeit bleibt dann zurück, als träfe man sich in der Küche bei einem Glas Wein wieder.