Die Stadt und der Opladener Geschichtsverein feierten das 50-jährige Bestehen von Leverkusen in seiner jetzigen Form im Erholungshaus.
Festakt im ErholungshausLeverkusen zwischen Stadt- und Stadtteilliebe

Im August 1974 verteilte die Bürgerinitiative „LEV muß leben“ rot-weiße Herzen an die Bevölkerung und sammelte Unterschriften für eine selbständige Stadt Leverkusen.
Copyright: Stadtarchiv Leverkusen
Fühlen sich die Opladener auch heute, 50 Jahre nach der kommunalen Neugliederung, noch als „Leverkusener zweiter Klasse“, wie es Wilfried Schmickler in einem achtminütigen Film formuliert, der am Samstagabend im Erholungshaus gezeigt wurde? Am 1. Januar 1975 entstand durch die kommunale Neugliederung das Leverkusen von heute. Leverkusen wurden Opladen, Bergisch Neukirchen und Hitdorf zugesprochen. Der Rhein-Wupper-Kreis, dessen Kreisstadt Opladen war, wurde aufgelöst.
Die Stadt, federführend vertreten durch die Kultur- und Marketingabteilung um Arthur Horváth, und der Opladener Geschichtsverein (OGV), der sich dem Thema in Ausstellungen und Diskussionsrunden schon das gesamte Jahr gewidmet hatte, hatten für Samstag zum offiziellen Festakt zum 50. Jahrestag der Neugliederung ins Erholungshaus eingeladen. Das Bayer Blasorchester sorgte für die passende musikalische Begleitung, Horváth moderierte.
Wunden noch nicht verheilt
Die Wunden, die die kommunale Neugliederung damals vor allem bei den Menschen in Opladen hinterlassen hat, sind bei einigen wohl heute noch nicht verheilt. Das OP-Kennzeichen haben sich die Opladener wieder erkämpft, es gibt mit Opladen Plus eine eigene Stadtteilpartei, die mit vier Personen im Rat vertreten ist. „Für die Opladener bedeutete die kommunale Neugliederung damals jedoch vor allem eins: den Verlust der Selbstständigkeit“, sagte OB Stefan Hebbel in seinem Grußwort.
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„Der Stachel der Zwangszusammenlegung durch Eingemeindung sitzt bis heute tief“, heißt es von Schmickler im Film, der an diesem Abend im Erholungshaus Premiere feierte. In acht Minuten hatten sich der OGV um dessen Vorstandsmitglied Harald Cremer, der dafür mehrere historische Filme gefunden hatte, und Leverkusen Kultur mit der Neugliederung, deren Ursprüngen, der Entwicklung in den vergangenen fünf Jahrzehnten, aber auch mit der Zukunft befasst. Sehr unterhaltsam, oft ironisch – keine Überraschung, wenn der Sprecher Wilfried Schmickler ist. Zu Wort kommen unter anderem zwei ehemaliger Oberbürgermeister: Paul Hebbel und Ernst Küchler.
„Lev muß leben“ war das Schlagwort
Der Film erzählt allerdings nicht nur über die Eingemeindung Opladens, sondern auch darüber, dass sich Leverkusen damals erfolgreich gegen eine Eingemeindung nach Köln gewehrt hat. 65.000 Menschen hatten gegen diese Pläne unterschrieben, es heißt, dass 81 Prozent der Anwohnerinnen und Anwohner dagegen gewesen seien. „Lev muß leben“ war damals das große Schlagwort. Paul Hebbel, Oberbürgermeister von 1999 bis 2004, zeigt sich im Film überzeugt: „Das Gewicht in Köln wäre weg gewesen“, wenn Opladen und Leverkusen Köln zugeschlagen worden wären.
Michael Gutbier, Vorsitzender des OGV, stellte in seinem Grußwort die zentrale Frage des Abends: „War die kommunale Neugliederung von 1975 die ‚Geburtsstunde‘ einer neuen Stadt Leverkusen – oder war sie eher das Weiterleben des alten Leverkusen in neuen Grenzen?“ Einerseits hätten sich viele Menschen „eingemeindet statt mitgenommen“ gefühlt, er berichtete von Sorgen um die Identität in den Stadtteilen. Gutbier erzählte aber auch von den Chancen der Neugliederung: von den Möglichkeiten, „Ressourcen zu bündeln und gemeinsam zu planen“.
Er kommt zu dem Schluss, dass man seine Frage nicht mit „Ja“ oder „Nein“ beantworten könne: „Leverkusen ist bis heute eine Stadt der Mehrfachzugehörigkeiten.“ Das heißt, es gebe die, die sich als „Opladener“ oder „Hitdorfer“ bezeichnen, aber auch und nicht oder sagen: „Ich bin Leverkusener.“
Das sieht auch Stefan Hebbel so. Die Stadtteile hätten sich in den vergangenen 50 Jahren mehr und mehr verzahnt, sagte der OB. Das gipfelte schließlich im „historischen Sommer 2024, als Bayer 04 Deutscher Meister und Pokalsieger wurde“. Auf den Punkt brachte es im Film Wilfried Schmickler: „Die Liebe zur Stadt und zum Stadtteile schließen sich nicht aus.“

