Menschen im GesprächWeiningers gefühlte Premiere

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Volker Weininger kommt nach Hause - mit seinem Soloprogramm „Bestatten Weininger“ feiert er jetzt Heimatpremiere. BILD: HÖHNER

Volker Weininger kommt nach Hause - mit seinem Soloprogramm „Bestatten Weininger“ feiert er jetzt Heimatpremiere. BILD: HÖHNER

Windeck – Ist dies die Premiere? Hmmm, eigentlich nicht. Na ja, obwohl ... Bisher hat es ja eigentlich nur Vorpremieren gegeben, eine in Köln, eine Bonn und eine in ... Aber egal. Volker Weininger kommt nach Hause. Und er bringt sein neues, sein erstes, sein abendfüllendes Programm mit. Das erlebt am Sonntag sozusagen eine gefühlte Premiere: „Bestatten, Weininger“. Sind Beerdigungen etwa lustig? Nein, das nicht. „Der Tod ist vielmehr eines der wenigen Tabus, die uns noch geblieben sind“, sagt der 38 Jahre alte Kabarettist aus Schladern, der eben im schwarzen Anzug als lebensbejahender Bestatter daherkommt und seine Mitmenschen gern unter die Erde bringt - vor allem, wenn das ein gutes Geschäft verspricht.

Denn am Anfang ist das Wortspiel. „Bestatten, Weininger“, das habe ihm sofort gefallen, erinnert sich Weininger, der den Bestatter auf der Bühne offenbar so gut mimt, dass ihn mancher Zuschauer schon gefragt hat, ob er wirklich in jener Branche arbeite. „Ich bin noch jung, kann ja noch werden“, findet der Windecker, der mit seiner Ehefrau Erika vor kurzem ins benachbarte Bonn umgesiedelt ist. Dem „Haus des Gastes“ in Herchen hält er natürlich die Treue - nicht nur mit seiner Reihe „Volker Weininger und Freunde“, sondern eben auch mit seinem Soloprogramm, das da wenigstens Heimatpremiere feiert. „Zwei Jahre habe ich daran geschrieben“, sagt Weininger. „Viel länger als ich eigentlich überhaupt daran arbeiten wollte.“

Die Freiheit dafür hat er sich gewissermaßen erkauft: Am 30. November 2007 nimmt Volker Weininger Platz auf dem heißen Stuhl. Ihm gegenüber sitzt Günther Jauch. Und es heißt: „Wer wird Millionär?“. Als der Windecker die Fernsehsendung verlässt, ist er um 32 000 Euro reicher. Grund genug, beruflich einen Gang zurückzuschalten und die Zahl der Arbeitsstunden zu reduzieren. Weininger unterrichtet „Deutsch als Fremdsprache“ an der Universität in Bonn und an der Hochschule Bonn / Rhein-Sieg in Sankt Augustin. Denn eigentlich wollte er mal Lehrer werden, studiert er hat die Fächer Deutsch und Englisch. So kommt er auch als „Assistant Teacher“ nach Yorkshire ins Königreich Großbritannien. „Als Assistant Teacher hast du nicht wirklich 'was zu sagen“, schildert Weininger. „Und wirkliche Befugnisse hast du auch keine.“

Als die Schüler anfangen, das Parkett aus dem Boden zu reißen, stellt sich Weininger eine jener Grundsatzfragen und findet heraus, dass er auf den pädagogischen Auftrag keinen Bock hat. „Obwohl ich wirklich gern unterrichte.“ Und das tut er nach wie vor. Das gewonnene Geld aber investiert er in Schauspieltraining, in eine Demo-DVD, in Plakate und Flyer, in Regiearbeit. Die Zukunft also heißt Kabarett.

Da zieht er prompt eine scharfe Trennlinie zur Comedy - nicht nur weil Comedians ihr Publikum duzen, während der Kabarettist das „Sie“ bevorzugt. „Ich gehe davon aus, dass ein Kabarettist nicht nur unterhalten will. Er hat etwas zu sagen.“ Dafür braucht Weininger vier Figuren: eben jenen Bestatter, einen typisch rheinischen Karnevalspräsidenten, einen Marketingmanager und einen Arbeitslosen. Das Bestattungswesen fasziniert Weininger, vor allem die schwarzen Schafe mit ihren krummen Touren haben es ihm angetan. Moralische Bedenken indes habe er nicht gewälzt. „Warum soll man nicht über den Tod reden? Er steht jedem von uns bevor.“

Bauernschlauer Bestatter

Sein Bestatter allerdings philosophiert nicht. Er kalkuliert, feilt an Marketingkonzepten. „Blöd ist er nicht, aber auch nicht intellektuell“, sagt sein Schöpfer. „Er lebt von einer gewissen Bauernschläue.“ Beleidigen will der Kabarettist niemanden, Zotiges unter der Gürtellinie ist für ihn Sperrgebiet. Respekt sei wichtig. „Da war es dann doch verdammt schwer, einen Arbeitslosen zu erfinden“, berichtet Weininger. „Vor allem, weil heute viele Menschen mehr als fulltime arbeiten und das Geld trotzdem nicht langt, während der Staat anderen ein angenehmes Leben finanziert.“

Geschrieben hat Weininger sein Programm übrigens in der Bibliothek des Germanistischen Seminars in Bonn. „Denn ich liebe es, von Büchern umgeben zu sein“, verrät der Windecker. Und wer diese Bibliothek kennt, der weiß, dass diese mit ihren knarzenden, staubigen Dielen und Emporen ihren ganz eigenen morbiden Charme entfalten kann ...

Volker Weininger: „Bestatten, Weininger“, Sonntag, 26. April, Haus des Gastes, Siegtalstraße 39 in Herchen, Beginn: 19 Uhr. Der Eintritt kostet 15 Euro.

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