Musik für das gepflegte Gammeln

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Von Köln aus versorgt der 33 Jahre alte Musiker Tom Oliver die ganze Welt mit Balladen, Chillout-Klängen und House-Kompositionen.

Von Köln aus versorgt der 33 Jahre alte Musiker Tom Oliver die ganze Welt mit Balladen, Chillout-Klängen und House-Kompositionen.

Tom Oliver schaffte, was bislang nur wenigen deutschen Musikern der Chill-

out-Abteilung vergönnt war: Er ist auf dem Café- del-Mar-Sampler vertreten.

Wenn man einen jungen Mann mit schwarzer Wollmütze über die Straße laufen sieht, der einen zigarettenschachtelgroßen MP3-Player ansingt, statt mit ihm Musik zu hören, dann ist es gut möglich, dass es sich um Tom Oliver handelt. „Meinen iPod habe ich immer dabei“, sagt der Kölner Musiker, „ich benutze ihn auch als Diktiergerät.“ Denn zu jeder Zeit, an jedem Ort kann ihn die Idee für einen neuen Track überkommen, und die darf nicht verloren gehen. „Man muss diese plötzlichen Flashes nutzen, sonst sind sie weg“, weiß Tom.

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Ob sein Song „Free your mind“ aus solch einem Blitz resultiert, ist nicht überliefert. Jedenfalls hat es das Lied auf die jüngst erschienene Compilation des legendären „Café del Mar“ geschafft, die wegen des 25. Geburtstags des sagenumwobenen Clubs auf Ibiza im kommenden Jahr drei prall gefüllte CDs umfasst. „Free your mind“ ist also Teil eines Jubiläums-Soundtracks, der sozusagen das Resümee aus zweieinhalb Jahrzehnten fluffigen Rumlümmelns am Strand darstellt, imaginärer atemberaubender Sonnenuntergang inklusive. Komponiert, programmiert, eingespielt, getextet und produziert hat Tom seinen geschmeidigen Groove im eigenen kleinen Studio in der deutlich frostigeren Innenstadt Kölns - und man hört trotzdem den balearischen Sommer. „Ich wollte die Stimmung zwischen dem endenden Tag und einer langsam anbrechenden Club-Nacht einfangen“, philosophiert Tom. Heraus kam tatsächlich eine Highend-Entspannung, die die Macher des Cafés del Mar so überzeugte, dass sie bei dem Kölner schon für ihre kommende zwölfte Compilation anfragten. „Ich bin stolz darauf, dass ich alles bei dem Track selbst gemacht habe“, sagt der Musiker. So macht es größtenteils auch der britische Elektronik-Star Moby, der ebenfalls schon für Café del Mar musizierte und für Tom „eine Art Vorbild“ ist.

Aber Tom Oliver serviert nicht nur Chill-out-Klänge fürs gepflegte Gammeln, sondern „auch House, Club-Sachen und Balladen“, zählt der passionierte Wake- und Snowboarder auf. Und er sei „kein klassischer DJ“, denn klassisch ist in erster Linie seine Gesangs- und Klavierausbildung. Dazu spielt er auch noch Cornett, Bongos und logischerweise Keyboard. Nur wenn es um Saiteninstrumente geht, „dann muss ich mir jemanden holen“. Bei seinen Auftritten sitzt Tom denn auch meist am Piano oder singt und wird dabei von einer kleinen Band-Besetzung oder einem DJ begleitet. Seine Gigs haben ihn schon in die mondänsten Clubs auf der ganzen Welt gebracht, wie er berichtet. Von den USA bis Australien, in das „Mistura Fina“ in Rio, den Promi-Nachtclub „Sass Café“ in Monte Carlo oder, gleich um die Ecke der Grimaldis, das Jetset-Amüsier-Mekka „Jimmy'z“, wo das Glas Cola knapp 50 Euro kostet. So illustre Zuhörer wie Madonna, unser aller Boris Becker und Stefanie von Monaco habe er gehabt und mit Ronaldo, der weltweit dribbelstärksten Zahnlücke in Diensten von Real Madrid, ein bisschen geplauscht. Smalltalk mit Brasiliens Fußballgott („Ein ganz ruhiger, unauffälliger Typ“) ist für Tom kein Problem. Da er mit einem Model vom Zuckerhut verheiratet ist, spricht er Portugiesisch. Dazu Französisch, Italienisch und, da er in den USA Schule und Studium der Betriebswirtschaftslehre absolvierte, fließend Englisch. Den ersten Promi-Kontakt, wenngleich eher zufällig und noch unbekannterweise, machte Tom mit 13 Jahren: „Da habe ich mit Heidi Klum in Bergisch Gladbach Jazz-Tanz gemacht.“ Wow.

Prominente, Reisen durch die ganze Welt, ein brasilianisches Model als Ehefrau, ein opulentes eigenes Studio, ein Lied auf der Mutter aller Chill-out-Sampler, Multiinstrumentalist - Tom Oliver, der Mann der alles hat? Mitnichten. Denn trotz fleißiger Track-Bastelei hat er noch keinen eigenen Longplayer. „Ich arbeite gerade an meinem ersten Album“, sagt Tom, und dafür braucht er alsbald ein passendes Label. Für ein anderes Projekt sucht er noch Sponsoren: „Einige andere Café-del-Mar-Musiker und ich denken über eine gemeinsame Tour nach.“ Auftreten wollen sie „in den Metropolen Deutschlands“. „Erst mal“, so Tom, denn die Welt ruft - mal wieder.

Musiker, die vorgestellt werden möchten, wenden sich an den „Kölner Stadt-Anzeiger“, Ruf: 2 24-23 23 / 22 97, E-Mail: KSTA-Stadtteile@mds.de, Anschrift: Amsterdamer Straße 192, 50735 Köln. Bewerber sollten aktuelle Musikproben zusenden, auf CD oder als Sound-Datei mit einer E-Mail. Musikbeispiele der Bands, die in der Reihe präsentiert werden, sind im Internet zu hören.

 www.ksta.de/klangprobe

 www.tom-oliver.com

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