NRW-ZugverkehrPendler müssen nach Abellio-Pleite mit Notfahrplan leben

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DB Regio will nach der Abellio-Pleite 540 Mitarbeiter übernehmen.

Düsseldorf – Bahn-Pendler in NRW müssen sich auf ein paar schwierige Wochen einstellen. Mit einem Notfahrplan, der vom 10. Januar bis zum 27. Februar gilt und vor allem das Ruhrgebiet betrifft, wollen sich die Verkehrsverbünde nach der Insolvenz des Bahnunternehmens Abellio mehr Zeit verschaffen. Die Corona-Pandemie mit der hochansteckenden Omikron-Variante könnte die Lage noch verschärfen.

Es geht darum, die Übernahme der Linien zu organisieren, die vom 1. Februar an von DB Regio NRW, National Express und Vias gefahren werden. Alle Züge außerhalb des Abellio-Netzes sind von den Einschränkungen nicht betroffen. Sie sollen nach dem gewohnten Plan fahren.

Abellio-Lokführer haben erst seit 22. Dezember Klarheit

Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ sind es vor allem Personalprobleme, die es unmöglich machen, dass die Nachfolge-Unternehmen wie ursprünglich geplant ab 1. Februar in das komplette Abellio-Programm einsteigen.

So haben die Abellio-Lokführer und das Zugpersonal erst am 22. Dezember erfahren, dass sie mit allen Rechten nahtlos übernommen werden können. Sie müssen alle eine zweitägige Sicherheitsschulung bei ihrem neuen Arbeitgeber absolvieren und stehen in dieser Zeit für den Fahrdienst nicht zur Verfügung. Und das bei einem Arbeitsmarkt, auf dem immer noch Lokführermangel herrscht. Die Schulungen sollen in der kommenden Woche beginnen.

Zwei Monatsgehälter als Wechselprämie

Das Land NRW nimmt noch einmal neun Millionen Euro zusätzlich in die Hand, um dem Abellio-Personal den Übergang schmackhaft zu machen. Sie erhalten zwei zusätzliche Monatsgehälter als Prämie, wenn sie auf ihren angestammten Linien für den neuen Arbeitgeber weiterfahren. Bisher haben rund 35 Prozent der Abellio-Mitarbeiter das Angebot angenommen. Diese Zahl dürfte bei der Lock-Prämie nach den Weihnachtsferien noch deutlich steigen. Die Verkehrsverbünde rechnen damit, dass sich die große Mehrheit des Personals für den Wechsel entscheiden wird.

Mit weiteren neun Millionen Euro vom Land können die Verkehrsverbünde Ersatzverkehr einkaufen. So werden vor die Züge zwei Abellio-Linien zwischen Essen und Paderborn (RE 11) sowie Hagen und Essen (RB 40) zusätzliche Lokomotiven eines Drittanbieters gespannt, dessen Lokführer dann die Fahrten übernehmen. Auf einigen Linien werden Busse eingesetzt. Auf Strecken mit Parallelverkehren wie zwischen Düsseldorf und Essen werden Abellio-Züge ab 17. Januar gar nicht mehr fahren oder einzelne Fahrten entfallen.

DB Regio will 540 Mitarbeiter übernehmen

Wie komplex der Übergang ist, macht das Beispiel von DB Regio deutlich. Noch ist nicht sicher, wie viele der 540 Abellio-Mitarbeiter tatsächlich kommen werden. Klar ist aber schon: Die DB muss eine komplette Flotte von 17 S-Bahn-Zügen übernehmen, von der sie noch nicht genau weiß, welche Wartungsintervalle anstehen und wann die nächste Hauptprüfung fällig ist.

„Das wird eine gewaltige logistische Herausforderung“, sagt NRW-Chef Frederik Ley. Insgesamt geht es allein bei der DB Regio um die Übernahme von neun Linien oder rund 200.000 zusätzliche Zugfahrten pro Jahr. Man habe als Reserve Fahrzeuge aus der gesamten DB Regio-Gruppe organisiert, „damit man irgendwie losfahren kann“, sagt Ley.

Bahn bereitet Notfahrplan auch für Omikron vor

Über all dem schwebt auch noch die Corona-Pandemie mit der Omikron-Variante. Die Bahn bereitet auch in NRW bereits einen sogenannten Omikron-Notfahrplan vor, falls es zu großflächigen Erkrankungen von Mitarbeitenden kommen sollte.

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Vor der Ministerpräsidentenkonferenz zu Corona am kommenden Freitag will man darauf drängen, dass Bahnmitarbeitende als Teil der kritischen Infrastruktur dann auch unter die geplante Quarantäne-Verkürzung fallen, damit Betroffene schon nach sieben statt bisher zehn Tagen an ihren Arbeitsplatz zurückkehren können.

Die Notvergabe nach der Abellio-Pleite wird die Verkehrsverbünde und damit das Land NRW in den Jahren 2022 und 2023 insgesamt 167 Millionen Euro zusätzlich kosten.

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