250 WasserprobenGreenpeace findet gefährliches Mikroplastik im Rhein

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Umweltwissenschaftlerin Daniela Herrmann zeigt ein Gerät, mit dem Mikroplastik aus dem Rhein gefischt wurde.

Krefeld/Dormagen – An den Partikeln haften Giftstoffe, sie verschmutzen Meere und Flüsse, lassen sich mittlerweile in Austern und Miesmuscheln oder im Verdauungstrakt von Heringen nachweisen. Auch der Rhein wird kontinuierlich mit Mikroplastik aus industriellen Produktionsprozessen verschmutzt.

Rund um Chemie-Standorte wie in Krefeld und Dormagen steigt die Belastung deutlich an. Das ist das Ergebnis einer Studie der Umweltschutzorganisation Greenpeace, die im vergangenen Herbst zwischen Duisburg und Koblenz 250 Wasserproben genommen und analysiert hat.

„Im Rhein wird offensichtlich Mikroplastik verklappt“

Durchschnittlich seien in einem Kubikmeter Wasser 0,88 der winzigen Plastikpartikel entdeckt worden, berichtete Umweltwissenschaftlerin Daniela Herrmann. Stromabwärts vom Chempark Dormagen liege die Konzentration um etwa ein Drittel höher, ähnlich verhalte es sich in der Höhe des Industrieparkes in Krefeld-Uerdingen.

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„Im Rhein wird offenbar Mikroplastik verklappt. Die Umweltbehörde in Nordrhein-Westfalen muss jetzt ermitteln, wer den Fluss verschmutzt“, fordert Herrmann. Die Verschmutzung müsse gestoppt werden, auch wenn es dazu noch keine gesetzlichen Regelungen gebe.

Partikel auch aus Filter zur Wasseraufbereitung

Der Verdacht liege nahe, dass ein Zusammenhang zur Kunststoffproduktion an den Standorten bestehe. Außer aus industriellen Produktionsprozessen könnten die Mikroplastikpartikel auch aus Filtersystemen von Wasseraufbereitungsanlagen stammen, beispielsweise von kommunalen Wasserwerken, so Herrmann.

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Nahe Krefeld machen Greenpeace Aktivisten eine 24 Stunden Messung mit Schlauchbooten.

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Mikroplastik unter dem Mikroskop aus Wasserproben, die Greenpeace aus dem Rhein entnommen hat. Zu sehen sind verschiedene Sorten: Microbeads, Microbeads mit Gaseinschlüssen, kugelförmige Pellets, auch Kunststoffgranulat und längliche Pellets, sogenannte Nurdles.

Nach einem Starkregen sei am 26. September vergangenen Jahres im Rhein nahe Köln eine besonders hohe Konzentration an größeren Plastikteilchen gemessen worden, ergänzte Greenpeace-Chemiker Manfred Santen. Die sogenannten Pellets seien zwei Tage später aber nicht mehr nachweisbar gewesen. „Vermutlich wurden Teilchen, die am Ufer lagen, durch den Regen ins Wasser geschwemmt“, so Santen. 

Vorwürfe gegen den Hafen Köln-Niehl

Bei einer Uferbegehung hatten die Umweltschützer an Verladestationen im Hafen von Köln-Niehl zahlreiche frei herumliegende Plastikkügelchen entdeckt, die vermutlich bei Ladearbeiten verloren gegangen waren. „Solche Missstände müssen dringend behoben werden“, forderte Santen. Ein Zusammenhang zu den im Rhein nach einem Starkregen registrierten erhöhten Werten bestehe allerdings nicht, weil diese stromaufwärts von Niehl gemessen wurden.

Hafenbetreiber RheinCargo äußert sich dazu auf Anfrage, man sei bestrebt, „Verschmutzungen dieser Art zu verhindern“. Von etwaigen Vorfällen  sei auf „eigenen Flächen“ nichts bekannt.  Um mögliche Verschmutzungen frühzeitig zu entdecken, führe man „regelmäßig Kontrollen“ durch.

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