100 Jahre Easy ListeningBert Kaempfert zum Gedenken – Diese 11 Lieder sollten Sie kennen

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Bert Kaempfer bei einem Konzert im Jahre 1976.

Bert Kaempfer bei einem Konzert im Jahre 1976. (Archivbild)

Der unvergessene Bert Kaempfert hat viele Welthits komponiert. Kennen Sie diese 11 Klassiker und Geheimtipps?

Er entdeckte und produzierte die ersten Aufnahmen der Beatles, schrieb Welthits für Elvis Presley und Frank Sinatra und war einer der ersten deutschen Interpreten, die in der Nachkriegszeit internationale Erfolge feierten: Bert Kaempfert war ein Pionier des Easy Listening, dessen Einfluss weit über die Grenzen seines Heimatlandes Deutschland hinausreicht.

In seiner Karriere, die zahlreiche Hits wie „Strangers in the Night“ und „Spanish Eyes“ hervorbrachte, hat Kaempfert eine unverwechselbare musikalische Handschrift hinterlassen. Seine Fähigkeit, eingängige Melodien mit einem Hauch von Jazz und Swing zu verbinden, machte ihn zu einem der gefragtesten Komponisten und Arrangeure seiner Zeit.

Am 16. Oktober 2023 wäre er 100 Jahre alt geworden – im Februar 2024 gehen die Feierlichkeiten mit einer opulenten 24-CD-Box „The Bert Kaempfert Decca Collection“ weiter. Wir erinnern an Bert Kaempfert mit 11 seiner besten Lieder.

„Strangers in the Night“ (1966)

Weltberühmt wurde dieser Klassiker durch die herausragende Version von Frank Sinatra, die 1966 praktisch weltweit die Nummer eins war - auch in Deutschland für zwei Monate. Obwohl es Sinatras größter kommerzieller Hit war, hasste er das Lied und machte sich bei Konzerten gerne darüber lustig. Vor allem das Dubidu-Outro war ihm ein Dorn im Auge bzw. Ohr. Auch Kaempfert selbst wurde von Sinatra nie sonderlich gewürdigt. Dabei nahm er noch drei weitere Titel des Meisters auf.

Ursprünglich als Instrumental „Beddy Bye“ für den Soundtrack des Films „A Man Could Get Killed“ (deutscher Titel: „Willkommen, Mister B.“) komponiert, wurde das Lied mit mehreren Grammys ausgezeichnet und ist nach wie vor eines von Kaempferts bekanntesten Werken. Es existieren weit über 200 Coverversionen, darunter auch die deutsche „Fremde in der Nacht“ von Ivo Robić, der viele Jahre von Kaempfert produziert wurde und dem Komponisten 1968 ein hervorragendes Album namens „... singt Kaempfert-Erfolge“ widmet.


„Wonderland by Night“ (1960)

Kaempferts erster großer internationaler Erfolg, der ihn an die Spitze der amerikanischen Charts katapultierte. Eine Sensation, denn er war der erste Deutsche, dem dies gelang. Das in Deutschland vornehmlich als „Wunderland bei Nacht“ bekannte Stück, machte den Orchesterleiter über Nacht zum Superstar des Easy Listening und ist berühmt für sein unverwechselbares Trompetensolo.

Noch Jahre später musste Kaempfert erklären, dass er zwar für das Arrangement verantwortlich zeichnete, aber weder der Komponist (Klaus Günter Neumann) noch der Trompeter (Charly Tabor) des Welterfolgs war. Es war übrigens der einzige Titel seiner Karriere, mit dem er auch in Deutschland die Top Ten erreichte.


„A Swingin' Safari“ (1962)

Ein fröhlicher Titel, der Kaempferts Fähigkeit unterstreicht, eingängige Melodien zu kreieren. „A Swingin' Safari“ war besonders in den USA populär und fand seinen Platz auf dem gleichnamigen Album, das von der südafrikanischen Kwela-Musik inspiriert war und auch den Erfolgstitel „Afrikaan Beat“ enthält.

Die Popularität in den USA rührte vor allem daher, dass das Instrumental als Titelmelodie für die sehr erfolgreiche Spielshow „Match Game“ diente. In den Charts war dagegen das Cover von Billy Vaughn sehr erfolgreich. Auf „A Swingin' Safari“ und „Afrikaan Beat“ war außerdem erstmals der „Knackbass“ des Gitarristen Ladi Geisler zu hören, der später zum Markenzeichen fast aller Kaempfert-Aufnahmen werden sollte.


„Das Gebet einer Jungfrau“ (1961)

Unter dem etwas seltsamen Pseudonym „Raimondo und die ‚Memory-Strings‘“ in einer Zeit veröffentlicht, als er bereits seinen Durchbruch mit „Wonderland by Night“ geschafft hatte, zeigt dieses Werk Kaempferts Sinn für Opulenz und sein Interesse an klassischer Musik. Das von Tekla Bądarzewska komponierte Stück zählt zu den bekanntesten der im 19. Jahrhundert beliebten Salonmusik.

Die mehrfach wiederholte und leicht variierte Melodie mit Trillern und Arpeggios wurde schon damals von vielen als Inbegriff des Kitsches empfunden. Auf dem dazugehörigen, ebenfalls eigenwillig betitelten Album „Immer wieder jung! – Melodien von gestern für Menschen von heute“ gibt es noch mehr dieser „leichten“ klassischen Stücke zu hören.


„L-O-V-E“ (1964)

Bekannt geworden durch die Version von Nat King Cole, ist dieses fröhliche Liebeslied ein perfektes Beispiel für Kaempferts leichten und eingängigen Stil. Der Anfang des Textes beschreibt ein Akrostichon: Es wird jeweils ein Buchstabe und ein „Element“ der Liebe genannt, das mit einem der vier Buchstaben von „Love“ beginnt. So entsteht das Wort „Love“.

Das Lied erreicht zwar nach nur Platz 81 in den USA, zählt aber heute zu Coles beliebtesten Titeln (Platz 2 bei Spotify). Vor über zehn Jahre erlebte das Lied in Deutschland ein kleines Revival, als die Country-Band The BossHoss mit der NDW-Ikone Nena eine neue Version für den Soundtrack zum Film „Rubbeldiekatz“ einspielte.


„Spanish Eyes (Moon Over Naples)“ (1964)

Ursprünglich als Instrumentalstück unter dem Titel „Moon Over Naples“ (1964) veröffentlicht, wurde es zwei Jahre später durch die Gesangsversion „Spanish Eyes“ von Al Martino weltberühmt. Das Lied ist ein Paradebeispiel für Kaempferts romantischen Stil und wurde weltweit gecovert (Elvis Presley, Andy Williams, Anita Kerr Singers). So oft, dass es rückblickend auf das Erscheinungsjahr 1964 zu den zehn meistgecoverten Titeln der Welt zählt.

Der große Erfolg von Martino traf Kaempferts Schützling, den Schlagersänger Freddy Quinn, hart. Dieser hatte nämlich zuerst die Version mit Text aufgenommen. Die Single wurde auch für den amerikanischen Markt produziert, doch ein Streit zwischen Quinns und Kaempferts Plattenfirmen beendete die Zusammenarbeit und zerstörte alle Träume des Sängers, in den USA groß herauszukommen. Daran konnte auch die nachfolgende Single „Lonesome“ nichts ändern.


„The World We Knew (Over and Over)“ (1967)

Diese schwermütige, opulent-bombastische Ballade gehört besonders in der Hit-Version von Frank Sinatra zu großen Meisterwerken von Kaempfert. Das Arrangement von Ernie Freeman und die Orchesterleitung von Billy Strange tragen wesentlich zur atmosphärischen Dichte und emotionalen Tiefe des Stücks bei. Besonders hervorzuheben ist das Fuzz-Bass-Solo der renommierten Bassistin Carol Kaye, das bereits in den ersten Takten der Aufnahme eine magische Präsenz entfaltet. Kein Wunder, dass der Song mit über 55 Millionen Abrufen zu den zehn meistgestreamten Sinatra-Titeln auf Spotify gehört.

In Frankreich schrieb kein Geringerer als Charles Aznavour einen neuen Text, den Mireille Mathieu mit dem Orchester Paul Mauriat auf Schallplatte sang. Auch die Version des „schwedischen Sinatra“ Gunnar Wiklund, „Var det en dröm“, steht dem Sinatra-Cover in nichts nach. 


„In the Everglades“ (1974)

Ein weniger bekanntes, aber nicht minder schönes Stück, das Kaempferts Liebe zur Natur und sein Talent für atmosphärische Musik widerspiegelt. Ungewöhnlich ist hier die Wiederholung des Titels „In the Everglades“ durch einen Frauenchor. Der Klang des Chores verleiht dem Lied eine besondere Atmosphäre, wie ein Echo, das durch die Weiten der Everglades hallt.

Kaempfert liebte die Everglades, ein tropisches Sumpfgebiet im Süden des US-Bundesstaates Florida, das er immer wieder aufsuchte, um dort stundenlang zu angeln und Ruhe zu finden. Dort wurde nach seinem Tod am 21. Juni 1980 auch seine Asche verstreut. Kaempfert erlebte noch, wie die UNESCO 1979 die Everglades als internationales Biosphärenreservat zum Weltnaturerbe erklärte.


„Lonely Is the Name“ (1967)

Diese wunderschöne Ballade hätte eigentlich ein großer Hit werden müssen, vor allem als Sammy Davis Jr. sie 1968 aufgriff und so begeistert war, dass er ein ganzes Album danach benannte.

Doch das große Comeback in den damaligen Charts blieb aus, und so erreichte die von Kaempfert zusammen mit seinem Freund Herbert Rehbein komponierte Nummer nur Platz 93 der US-Charts. Den englischen Text steuerte Carl Sigman bei, der auch schon bei „The World We Knew (Over and Over)“ wunderbare Worte fand.


„(You Are) My Way of Life“ (1968)

Nachdem Bert Kaempfert mit „Strangers in the Night“ für Frank Sinatra einen Welterfolg gelandet hatte, klopften alle möglichen Crooner dieser Zeit bei ihm an. Von Johnny Mathis („Don't Talk to Me“) über Vic Damone („It Makes No Difference“) bis hin zu Dean Martin („I Can't Help Remembering You“) war die Kundschaft ebenso stimmgewaltig wie die Kompositionen exzellent.

Auch für Sinatra durfte er weitere Songs schreiben, darunter „(You Are) My Way of Life“, das allerdings in der weiblichen Version von Shirley Bassey und dem Arrangement von Artie Butler noch einen Tick besser zur Geltung kam. Die große Diva des britischen Pops nahm das Lied auch in ihr Live-Repertoire auf und veröffentlichte es unter anderem auf dem Album „Live at Talk of the Town“.


„Danke schoen“ (1963)

Auch dieser englischsprachige Welterfolg, dessen deutscher Titel amerikanisiert mit „oe“ geschrieben wurde, gehört zu den Evergreens, die bis heute immer wieder gecovert werden und als Schlussnummer so manches Konzert großer Künstler beschließen. So beendete Caterina Valente jahrelang ihre Shows mit diesem Titel, die Las Vegas-Legende Wayne Newton hatte damit einen großen Hit und eine Besonderheit ist sicherlich die Live-Aufnahme Kaempferts mit der schwedischen Sängerin Sylvia Vrethammar, die man im Video ebenso hören kann wie das Instrumental von Kaempfert.

Das gemeinsame Album „In Concert“ war das letzte, das der Meister zu Lebzeiten veröffentlichte. Auch hier war es das letzte Lied. Im letzten Refrain heißt es: „Danke, dass du mich wiedergesehen hast. Auch wenn wir getrennte Wege gehen. Doch die Erinnerung bleibt für immer.“

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