Seit vier Monaten verschwundenMutter von vermisstem Émile äußert sich – Familie im Fokus der Ermittler

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Der zweijährige Émile aus dem französischen Alpendorf Le Vernet wird seit Anfang Juli vermisst. Er verschwand spurlos vom Grundstück seiner Großeltern.

Der zweijährige Émile aus dem französischen Alpendorf Le Vernet wird seit Anfang Juli vermisst. Er verschwand spurlos vom Grundstück seiner Großeltern.

Im Fall des vermissten zweijährigen Émile hatten die Ermittler zuletzt zwei Häuser der Großeltern durchsucht.

Im Fall des vermissten Émile aus Frankreich hat die Mutter des zweijährigen Jungen überraschend ihr monatelanges Schweigen gebrochen. Émiles Familie hatte sich nach dem Verschwinden des Jungen auffallend zurückgehalten und lediglich dem katholischen Magazin „Famille Chrétienne“ ein Interview gegeben.

Die letzte öffentliche Äußerung ist mittlerweile mehr als zwei Monate her, Émiles Mutter veröffentlichte am Wochenende überraschend einen Beitrag in einer Facebook-Gruppe, die auf das Auftauchen des zweijährigen Jungen hofft. Sie kündigte an, für Émile in den kommenden Tagen ein besonderes Gebet durchzuführen.

Vermisster Émile: Mutter äußert sich nach monatelangem Schweigen zu verschwundenem Zweijährigen

In den kommenden neun Tagen werde sie eine sogenannte Novene beten. Dabei handelt es sich um ein vor allem in der katholischen Kirche verbreitete Gebetsform, bei der an neun aufeinanderfolgenden Tagen gebetet wird. Grund ist meistens eine Fürbitte oder ein besonderes Gnadengesuch an Gott. Émiles Familie gilt als besonders religiös. Laut dem lokalen Nachrichtensender „BFMTV“ hätten sich bis Mittwoch 53.000 Menschen an dem Aufruf beteiligt.

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Im 125-Einwohner-Ort Le Vernet hatte es nach dem Verschwinden des Jungen Kritik an der Familie gegeben. Sie habe sich vom Dorfleben „abgekapselt“. Der Großvater Émiles war zudem unter Druck geraten, nachdem er kurz vor dem Verschwinden des Jungen von Zeugen noch in seiner Nähe gesehen worden war.

Zweijähriger Émile vermisst: Ermittler führen Razzia bei Großeltern durch – Beweise sichergestellt

Erst Anfang November hatte die französische Polizei in einer bisher beispiellosen Razzia Gebäude und Wohnungen in sechs Départements durchgeführt, darunter auch in zwei Anwesen der Großeltern. Dabei sahen unter anderem Laptops und weitere Datenträger sichergestellt worden. Welche Beweismittel die Ermittler bei den Großeltern sicherstellen, wurde bisher nicht bekannt.

In der Nähe dieser Talstraße im französischen Le Vernet ist der zweijährige Émile verschwunden. Zwei Zeugen hatten ihn dort gemeinsam mit seinem Großvater gesehen.

In der Nähe dieser Talstraße im französischen Le Vernet ist der zweijährige Émile verschwunden. Zwei Zeugen hatten ihn dort gemeinsam mit seinem Großvater gesehen.

Die von der Staatsanwaltschaft in Digne-les-Bains eingesetzten Sonderermittler hatten eine Verstrickung der Familie nie ausgeschlossen, zuletzt wurden mehrere Verwandte stundenlang zu ihrem Tagesablauf am Tag des Verschwindens von Émile erneut verhört. Auch zwei Spürhunde der Gendarmerie hatten erst wenige Meter vor dem Haus der Großeltern die Spur des Zweijährigen plötzlich verloren.

Émile vermisst: Polizei überprüft Überwachungskameras – keine Spur in Alpenregion um Le Vernet

Die Polizei hatte Le Vernet und die anliegenden Wälder und Felder mehrere Male durchkämmt, dabei kamen auch Drohnen und hypersensible Metalldetektoren zum Einsatz. Die Suche blieb allerdings erfolglos. Auch die Hoffnung, dass der Junge möglicherweise im Winter auf den abgemähten Felder entdeckt werden könnte, erfüllte sich nicht.

Stattdessen untersuchten die Ermittler zuletzt Aufnahmen von Überwachungskameras, die in Le Vernet und den umliegenden Orten verfügbar waren. Sie hofften, Émile mit einem möglichen Entführer zu entdecken, auf mehr als 100 Videos von Geldautomaten war aber keine Spur von dem zweijährigen Jungen zu entdecken.

Frankreich: Ermittler brechen verdächtige Betonplatte bei Suche nach zweijährigem Émile auf

Der zweijährige Émile war am 8. Juli nachmittags vom Grundstück seiner Großeltern verschwunden. Die Ermittler vermuten, dass er Opfer einer Entführung oder eines Unfalls geworden ist, möglicherweise mit familiärer Beteiligung. Vor wenigen Wochen wurde deshalb eine Betonplatte in der Nähe des Familienanwesens aufgebrochen, die nach Émiles Verschwinden gegossen worden war.

Neben Émile hält Frankreich auch das Verschwinden der 15 Jahre alten Lina aus dem Elsass in Atem. Das Mädchen war auf dem Weg zum Bahnhof in Saint-Blaise-la-Roche verschwunden. Die Ermittler vermuten, dass sie von einem Unbekannten in einem Auto unweit der deutschen Grenze aufgegriffen worden war. (shh)

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