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Griesemann-Absturz in der OstseeBergung mit Tauchern gestaltet sich schwierig

Lesezeit 4 Minuten
Griesemann Absturz DPA 050922

Die Absturzstelle der deutschen Cessna auf einem Bildschirm.

Köln – Germout Freitag ist derzeit ein gefragter Mann. Gut einen Monat nach dem Absturz der Cessna 551 mit dem Kölner Karnevalisten Karl Peter Griesemann, seiner Frau, der Tochter und deren Lebensgefährten in der Ostsee schildert der Sprecher der Bundesstelle für Fluguntersuchung (BFU) neue Details zur Ursachenforschung des Unglücks.

Die Experten haben inzwischen das Wrack der Privatmaschine in 60 Metern Tiefe geortet. Ein Taucher der Marine habe Aufnahmen von außen gemacht, so Freitag. „Wir wissen genau, wo das Wrack liegt“, sagt der Behördensprecher dem „Kölner Stadt-Anzeiger". Nun stelle sich die Frage, auf welche Weise man den abgestürzten Jet bergen könne.

Und natürlich, wer die kostspielige Aktion bezahlt. Interne Schätzungen beziffern die Kosten auf weit mehr als eine Million Euro. Derzeit stehe man auch in Kontakt mit den Angehörigen der Flugzeuginsassen, um diesen Punkt zu klären. „Normalerweise ist es so, dass die Versicherung oder der Eigentümer des Luftfahrzeuges dafür aufkommt.“

Manko bei der Aufklärung

Allerdings tritt jetzt schon ein großes Manko bei der Aufklärung der Unfallursache zutage: „Das Flugzeug verfügte weder über einen Flugschreiber noch über einen Voice-Recorder“, erklärte Freitag. „Eventuell lassen sich anhand der eingestellten Hebel im Cockpit weitere Aufschlüsse zur Absturzursache erheben.“ Ferner könne man einen Tauchroboter hinunter schicken, um Aufnahmen vom Innenraum zu fertigen.

Zudem gestalte sich die Bergung des Wracks aus 60 Metern Tiefe als komplex, führt der Luftfahrt-Experte aus. In solchen Tiefen sei es schwer mit Tauchern zu agieren. „Durch den hohen Druck können selbst geübte Kräfte nur wenige Minuten dort unten verbleiben, um entsprechende Bergungs-Seile zu installieren“, erläutert Freitag.

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Die zuständigen lettischen Behörden gehen davon aus, dass die vier Insassen bei dem wuchtigen Aufprall auf die See ums Leben gekommen sind. Die Cessna sei in viele kleine Teile zerbrochen, hieß es. Tage nach dem Absturz wurden Körperteile an die lettische Küste angeschwemmt. Eine DNA-Untersuchung soll nun Gewissheit bringen, ob es sich um den vermissten Ehrenpräsidenten der Kölner Blauen Funken nebst seiner Frau, der Tochter und ihren Freund handelt.

Druckprobleme in der Kabine

Nach wie vor ist das Geschehen um den Geisterflug der Cessna 551 ungeklärt. Das Privatflugzeug befand sich am Sonntag, den 4. September, auf dem Rückweg vom südspanischen Jerez zum Airport Köln/Bonn. Der zweistrahlige Jet mit der Kennung „OE-FGR“ erreichte allerdings nie sein Ziel. Bereits kurz nach dem Start brach die Kommunikation mit dem Flugzeug ab – nachdem vermutlich der leidenschaftliche Hobbyflieger Peter Griesemann Druckprobleme in der Kabine gemeldet hatte.

Abfangjäger aus Frankreich, Deutschland und Dänemark starteten. Experten. vermuten, dass Passagiere und Pilot bewusstlos wurden. Als Indiz für die Theorie werten die Ermittler die Meldungen der Abfangjäger, die keine Bewegung im Cockpit der Cessna wahrnahmen. Per Autopilot flog der Privatjet über Spanien, Frankreich und Luxemburg. Um 17.45 Uhr erreichte die Maschine dann auch den deutschen Luftraum. Wenige Minuten später überflog die Cessna den Zielflughafen in Köln. Weiter ging es gen Ostsee. Um 19.44 Uhr stürzte die Cessna westlich der lettischen Hafenstadt Ventspils ins Meer. Einen Zwischenbricht zur Absturzursache will das BFU Ende November vorlegen. Die weitere Untersuchung zur Klärung der Unfallursache wird noch mehrere Monate in Anspruch nehmen.

Am Wochenende kursierten dubiose Twitter-Meldungen im Netz, die den Absturz mit den Anschlägen auf die Nordstream-Pipelines in Verbindung brachten. Angeblich sei die Griesemann-Industrieanlagen-Gruppe für Wartungsarbeiten an den Erdgasröhren verantwortlich. Schon fabulierten User darüber, dass die Flugzeugtragödie durch einen Anschlag herbeigeführt sein könnte. Ein Sprecher der Griesemann-Gruppe wies auf Anfrage solche Spekulationen als „völlig frei erfunden zurück“. Die Unternehmensgruppe habe in keiner Weise je Arbeiten für die Nordstream-Pipelines ausgeführt. Es gebe da keinerlei Verbindung. „Wir haben ein ganz anderes Betätigungsfeld.“ Der Firmensprecher verwies die Falschmeldungen in den Bereich von „Verschwörungstheoretikern“. Etliche dieser Fake News kursierten demnach in Spanien oder Frankreich. Für eine Desinformations-Kampagne russischer Stellen gebe es bisher keiner Hinweise.

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