Pilzklau in NRW-Wäldern„Da fallen regelrechte Horden ein“

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Pilzklau in NRW: Die Polizei ist schon einige Male gegen „Plünderer-Trupps“ vorgegangen.

Düsseldorf – Die Leute kämen mit Stirnlampen, Trillerpfeifen, Funkgeräten und riesigen Körben. Es seien teilweise „regelrechte Horden“, die die derzeit sprießenden „begehrten wie teuren Pilze“ in den NRW-Wäldern vereinzelt gleich kiloweise „abernten“ würden, heißt es beim Waldbauernverband NRW. Den „wohl gewerblich orientierten“ Sammeltrupps gehe es ums Geldverdienen, getrocknete Steinpilze beispielsweise würden im Handel pro Kilogramm um die 100 Euro kosten. Ein Kilogramm frische Steinpilze kosten je nach Saison zwischen 30 und 60 Euro.

Einige Male schon sei die Polizei deshalb eingeschaltet worden, die dann „zentnerweise Steinpilze bei mehrköpfigen, gut organisierten Sammlergruppen sichergestellt“ habe. Als er derartige „Plünderer-Trupps“ ermahnt habe, sei er wüst beschimpft worden, berichtet Waldbesitzer Karl-Josef Frielinghausen vom Möhnesee. „Das ist ungeheuerlich.“ Dabei hätten Pilzsucher auch vor Verwüstungen nicht Halt gemacht. „Eine Umzäunung meiner frisch aufgeforsteten Waldfläche wurde niedergetrampelt“, so Frielinghausen.

Pilzklau in NRW: Bußgelder von mehr als 1.000 Euro

Die Neuanpflanzungen würden durch das „flächendeckende Absammeln“ von Pilzen beschädigt und das Wild beunruhigt, beklagen die Waldeigentümer und bitten um Unterstützung. „Helfen könnte eine konzertierte Aktion aller Ordnungskräfte von Polizei, Kommunen und Landesbetrieb Wald und Holz“, meint der Vorsitzende des Verbandes, Philipp Freiherr Heereman.

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Wildlebende Pilze dürfen in Deutschland nur in geringen Mengen für den persönlichen Bedarf mitgenommen werden. In der Praxis gehen die Behörden dabei von ein bis zwei Kilogramm pro Sammler und Tag aus. Wer dagegen verstößt, riskiert in NRW „ein Bußgeld bis zu vierstelliger Höhe“, heißt es im Landwirtschaftsministerium. Zwei Männer aus Baden-Württemberg beispielsweise mussten vor einigen Jahren 1.700 Euro Strafe zahlen, weil sie 19 Kilogramm Steinpilze gesammelt hatten. Noch deutlich drastischer können die Strafen ausfallen, wenn etwa im Naturschutzgebiet gepflückt wird.

Nicht überall im Wald darf in NRW nach Pilzen gesucht werden

„Nicht überall im Wald, wo Pilze wachsen, dürfen sie auch gesammelt werden“, mahnt auch die nordrhein-westfälische Forstministerin Silke Gorißen (CDU): „In Naturschutzgebieten und im Nationalpark Eifel ist das Sammeln grundsätzlich verboten.“ Zudem gelte in neu angepflanzten Kulturen und heranwachsenden „Dickungen ein Waldbetretungsverbot nach dem Landesforstgesetz“.

Auf keinen Fall solle man „alle sich anbietenden Pilze sammeln, um dann zu Hause in Ruhe die Pilzart zu bestimmen“, betont Gorißen. „Dabei erwischt man fast zwangsläufig geschützte Arten und schadet dem sensiblen Ökosystem Wald.“ In der Vergangenheit habe es natürlich immer wieder vereinzelte Fälle von massivem Pilzdiebstahl gegeben, die auch weiterhin nicht ausgeschlossen werden können, ergänzt ein Sprecher der Ministerin. „Es ist gegenwärtig aber auch kein Trend erkennbar, dass gewerblicher Diebstahl von Pilzen in NRW-Wäldern zunimmt.“

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