Ob Modezar, Fußballer oder Pop-Ikone: Haben Sie gewusst, dass diese elf Promis mal einen Gastauftritt im Sonntagskrimi hatten?
Von Dieter Bohlen bis Helene Fischer11 skurrile Promi-Auftritte im „Tatort“

Eiskalt in „Der große Schmerz“: Helene Fischer durfte als Leyla auch mal mit der Pistole drohen. (Archivbild)
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Der „Tatort“ ist Kult – seit mehr als 50 Jahren lockt der Sonntagskrimi Millionen vor den Fernseher. Doch immer wieder tauchten dort Gesichter auf, mit denen wirklich niemand gerechnet hätte. Popstars, Fußballer, Mode-Ikonen oder sogar internationale Filmlegenden – sie alle wagten den Sprung ins Krimiversum.
Manche sorgten für Staunen, andere für Kopfschütteln – und einige Auftritte sind bis heute Gesprächsthema. Gerade weil die Rollen oft klein, bizarr oder völlig schräg waren, haben sie Kultstatus erreicht. Wir zeigen 11 der kuriosesten Gaststars, die jemals im „Tatort“ zu sehen waren.
Dieter Bohlen – „Tatort: Moltke“ (1988)
1988 stand der ehemalige Modern-Talking-Star und selbsternannte Pop-Titan plötzlich nicht mehr auf der Bühne, sondern vor Schimanski alias Götz George. In der Duisburger Folge „Moltke“ spielte Dieter Bohlen den „blonden Typen im schwarzen Golf“, einen eifersüchtigen Freund mit kurzer Zündschnur. Seine Rolle: klein, aber handfest – in einer Szene geht er sogar auf Thanner los. Dazu gab es Bohlen-Soundtrack pur: Der Blue-System-Hit „Silent Water“ lief prominent in der Folge.

Modern Talking trifft Schimanski: Dieter Bohlen als „blonder Typ im schwarzen Golf“ legt sich im „Tatort: Moltke“ mit Thanner an. (Archivbild)
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Hinter dem Engagement steckte Kalkül: Schon 1986 hatte Bohlen mit Chris Normans „Midnight Lady“ einen Nummer-1-Hit für einen Schimanski-„Tatort“ geschrieben, nun wollte man den Popstar auch vor der Kamera im quotenstarken Krimi platzieren. Bohlen wirkte fast wie ein Fremdkörper – aber genau das machte den Auftritt so kurios. Bis heute wird „Moltke“ als eine der schrägsten Promi-Besetzungen der „Tatort“-Geschichte gehandelt.
Berti Vogts – „Tatort: Habgier“ (1999)
Ein Kaninchen, eine Möhre und ein ratloser Bundestrainer – daraus wurde 1999 Fernsehgeschichte. In der Hamburger Folge „Habgier“ durfte Berti Vogts als guter Nachbar auftreten, der im Mordfall mehr Fragen aufwarf als beantwortete. Seine Rolle war winzig, sein Text unbeholfen, doch ein Satz blieb unvergessen: „Gib dem Kaninchen eine Möhre extra – es hat uns das Leben gerettet.“

Berti Vogts in seiner Rolle als „guter Nachbar“. Ob das Kaninchen je die Möhre bekommen hat? (Archivbild)
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Gerade erst als Bundestrainer entlassen, stand der „Terrier“ der deutschen Fußballnationalmannschaft plötzlich vor der Kamera. Schauspielerisches Talent brachte er kaum mit, aber genau das machte den Auftritt so bizarr. Zuschauer schwankten zwischen Fremdscham und Faszination – das „Hamburger Abendblatt“ bezeichnete seinen hölzernen Einsatz später als unvergessenen „Kultmoment“.
Roland Kaiser – „Tatort: Summ, Summ, Summ“ (2013)
Ein Schlagersänger als Krimi-Star – das gab es 2013 im Münster-„Tatort: Summ, Summ, Summ“. Roland Kaiser spielte den fiktiven Schlagerkönig Roman König, ein Bühnenstar, der in die Ermittlungen von Thiel und Boerne hineingezogen wird. Extra für die Folge schrieb er den Song „Egoist“, den er auch im Film präsentierte. Boerne und Thiel zeigten sich gewohnt sarkastisch, während der Sänger zwischen Eitelkeit und Bedrohung lavierte.

Roland Kaiser (r) bei den Dreharbeiten mit Axel Prahl als Kommissar Thiel (m) und Jan Josef Liefers als Gerichtsmediziner Boerne (l) vor der Kamera. (Archivbild)
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Für Kaiser war es mehr als nur ein Gastauftritt, es war der Beginn eines zweiten Frühlings. Nach Jahren, in denen er zwar erfolgreich blieb, aber nicht mehr ganz in der ersten Liga spielte, nutzte er den Rückenwind der TV-Rolle geschickt. Ab 2014 folgten Gold- und Platin-Alben, große Tourneen und ein Comeback, das ihn endgültig zurück in die Schlager-Spitze katapultierte.
Udo Lindenberg – „Tatort: Kneipenbekanntschaft“ (1974) und „Tatort: Alles kommt zurück“ (2021)
Bereits 1974 stolperte der junge Rockpoet in den Krimi-Kosmos: In „Kneipenbekanntschaft“ spielte Udo Lindenberg sich selbst und schmetterte „Candy Jane“. Das Panikorchester jammte locker drauflos, und Lindenberg wirkte mit Kommissar Brammer fast wie ein alter Kumpel. Der Auftritt war kurz, machte aber klar, dass der frühe „Tatort“ auch Popkultur kann.

Maria Furtwängler alias Kommissarin Lindholm hat es nicht leicht: Ist das wirklich der echte Udo Lindenberg? (Archivbild)
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Mehr als 40 Jahre später kehrte Lindenberg zurück: In „Alles kommt zurück“ (2021) begegnet Charlotte Lindholm im Hamburger Hotel Atlantic dem Panikrocker – mal als echter Udo, mal als einer seiner vielen Doppelgänger, die im Hotel herumstolpern. Die kurzen Auftritte verschwimmen bewusst zwischen Realität und Legende. Zwischen Schampus, Lederjacke und lakonischen Sprüchen war Lindenberg für viele Zuschauer der eigentliche Spaß an diesem ungewöhnlichen Weihnachts-„Tatort“.
Roger Moore – „Tatort: Schatten“ (2002)
Als James Bond hatte er die Welt bereist – doch 2002 machte Roger Moore an der Weser Halt. In der Bremer Folge „Schatten“ eröffnete der britische Leinwandheld das traditionsreiche Sechstagerennen, ganz wie ein Ehrengast im echten Leben. Sein Auftritt war kurz und ohne Bezug zur eigentlichen Handlung. Immerhin erhält Stedefreund von ihm ein Autogramm.
Für die „Tatort“-Macher war es ein PR-Coup: ein internationaler Superstar in einer deutschen TV-Produktion. Viele Zuschauer konnten ihren Augen kaum trauen, als plötzlich 007 in der ARD zu sehen war. Und Moore selbst besserte sich mit der Gage vermutlich die Rentenkasse auf. Heute gilt die Folge als Kuriosum der Reihe und sein Auftritt als einer der schillerndsten Cameos im „Tatort“.
Nina Hagen – „Tatort: Tod im All“ (1997)
Science-Fiction im „Tatort“ – allein das war schon gewagt. In der Folge „Tod im All“ von 1997 hatte Punkrock-Ikone Nina Hagen gleich zwei prägnante Auftritte. Zunächst rockte sie in einem Club die Bühne mit ihrem Song „Zero Zero U.F.O.“ aus dem Album „FreuD Euch“ und brachte so die Szene der UFO-Gläubigen perfekt zum Klingen.
Später tauchte sie noch einmal in einer Albtraum-Sequenz von Kommissarin Lena Odenthal auf, als exzentrische Botin aus einer anderen Galaxie. Schrill, spacig und unverkennbar Hagen – zwischen Konzert und Selbstparodie. Für Kritiker war das gleichermaßen bizarr wie faszinierend. Damit wurde die Episode zu einem Experiment, das in Erinnerung blieb und bis heute polarisiert. Immerhin, es gab eine Nominierung für den Adolf-Grimme-Preis.
Rudolph Moshammer – „Tatort: Im Herzen Eiszeit“ (1995) und „Tatort: Blaues Blut“ (2000)
Schwarze Tolle, Schnauzer und eine große getönte Brille: In der Münchner Folge „Im Herzen Eiszeit“ besuchten Batic und Leitmayr die Boutique von Rudolph Moshammer, der sich selbst spielte und seine exzentrische Aura gleich mitbrachte. Bei ihrem Fall konnte er den Münchner Kommissaren allerdings nicht weiterhelfen. Sein Gastauftritt wirkt eher wie eine Verlegenheitslösung, weil man schnell noch einen prominenten Namen brauchte.

Manfred Krug (l) alias Paul Stoever scherzt bei einem Pressetermin mit Daisy, dem Hund des Modezaren Rudolph Moshammer (m), während sein Kollege Charles Brauer alias Peter Brockmöller zusieht. (Archivbild)
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Fünf Jahre später stand Moshammer erneut für den „Tatort“ vor der Kamera: In der Hamburger Folge „Blaues Blut“ (2000) mit den Kommissaren Stoever und Brockmöller übernahm er die kleine Rolle des Rechtsanwalts Dr. Bechtel, stets begleitet von Yorkshire-Terrier-Dame Daisy. Besonders beklemmend wirkt dieser Auftritt im Rückblick, da Moshammer 2005 ermordet wurde – ein Verbrechen, das sein Leben zum realen Pendant der Fälle im „Tatort“ machte.
Helene Fischer – „Tatort: Der große Schmerz“ (2016)
2016 wagte sich Deutschlands größter Schlagerstar in die Welt des Krimis. In Til Schweigers Action-„Tatort“ „Der große Schmerz“ spielte Helene Fischer die Auftragskillerin Leyla, eine eiskalte Profimörderin mit grünen Kontaktlinsen, schwarzen Haaren und knallharter Miene. Für die Sängerin war es ihr zweites Schauspielprojekt nach einer Reise auf dem „Traumschiff“ zwei Jahre zuvor – und die Medien stürzten sich sofort auf den Auftritt.
Die Szenen mit Schweigers Kommissar Tschiller waren spektakulär inszeniert, aber Fischers reduziertes Mienenspiel sorgte für Spott und Schlagzeilen. Trotz aller Kritik erreichte die Doppelfolge Rekordquoten und gilt bis heute als einer der meistdiskutierten „Tatorte“. Übrigens war Fischer nicht die einzige Schlagersängerin in diesem Krimiformat. Bereits 1971 spielte Gitte Hænning in dem „Tatort“-Film „Kressin stoppt den Nordexpress“ mit.
Die Toten Hosen – „Tatort: … und die Musi spielt dazu“ (1994)
1994 wagte der Münchner „Tatort“ ein Experiment und holte eine Band ins Krimiformat, die man dort nie erwartet hätte. Die Toten Hosen traten in der Folge „… und die Musi spielt dazu“ als Seemannschor „Andi Frege und seine Wasserratten“ auf – bärtig verkleidet, in Matrosenkluft und kaum wiederzuerkennen. Ebenfalls kurios: Die damals noch wenig bekannte Veronica Ferres spielt eine hilfreiche Produktionsassistentin namens Nele Hinrich, die für Batic ein Videoband mit den Jungs abspielt.
Für Campino und Kollegen war es ein augenzwinkernder Spaß, für viele Zuschauer ein kurioses Highlight. Dass ausgerechnet die Düsseldorfer Punk-Ikonen den bayerischen Musikantenchor gaben, passte perfekt in den ironischen Ton der Folge. Heute gilt der Auftritt als eine der schrägsten Verkleidungsnummern in der langen Geschichte des „Tatort“.
DJ Bobo – „Tatort: Schmutziger Donnerstag“ (2013, Luzern)
Die Schweizer „Tatort“-Folgen gerne mal experimentierfreudig – und 2013 setzte „Schmutziger Donnerstag“ noch einen drauf. In der exzentrischen Luzerner Fastnachts-Folge halluziniert Kommissar Reto Flückiger nach einer Drogenvergiftung wilde Szenen. Mitten darin taucht plötzlich DJ Bobo auf, der nicht als Musiker auftritt, sondern als surrealer Teil dieser Vision.

Selbst DJ Bobo, hier auf der Konzertbühne, hatte mal einen kleinen Auftritt in einem „Tatort. (Archivbild)
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Er zerschlägt das Auto des Ermittlers, während um ihn herum Fastnachtsgestalten und sogar eine E.T.-Figur tanzen. Der Auftritt ist völlig losgelöst von der Handlung, eher ein schräger Gag im Rauschzustand. Für die Schweizer Zuschauer war es eine Überraschung, ihren Popstar in dieser bizarren Kulisse zu sehen. So wurde aus dem kurzen Gastspiel eine der kuriosesten Szenen der gesamten „Tatort“-Geschichte.
Joshua Kimmich – „Tatort: Hackl“ (2024)
Noch relativ frisch ist der Auftritt von Bayern-Profi Joshua Kimmich. In der Münchner Folge „Hackl“ (2024) spielte er einen Fitness-Influencer namens Kenny, der von Kalli Hammermann alias Ferdinand Hofer befragt wird. Kimmich gibt sich souverän vor der Kamera, auch wenn seine Rolle nur wenige Sätze umfasst.

Joshua Kimmich (r) als Fitnesstrainer Kenny im Münchner Tatort „Hackl“ im Gespräch mit Kalli Hammermann (Ferdinand Hofer). Der FC-Bayern-Star und Nationalspieler gibt in einem 24/7-Studio ein kurzes Gastspiel als Influencer. (Archivbild)
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Der Auftritt war augenzwinkernd gemeint und sorgte im Vorfeld für reichlich Schlagzeilen. Selbst der „Tatort“-Kommissar Udo Wachtveitl kommentierte trocken, der Nationalspieler kenne sich „halt aus mit dem 90-Minuten-Format“. Für Kimmich war es eine Premiere als Schauspieler, für die „Tatort“-Macher war es ein nettes Promo-Werkzeug für die Krimireihe.
Und das war kein Einzelfall: Bereits 2011 mischten sich bekannte Fußballgesichter in den Krimi – etwa Bundestrainer Joachim Löw, DFB-Präsident Theo Zwanziger, Teammanager Oliver Bierhoff und Nationalspielerin Célia Šašić in der Ludwigshafener Folge „Tatort: Im Abseits“.