11 Songs, die zeigen, wie Ferry als Solist und mit Roxy Music Popgeschichte schrieb – von Glam-Exzessen bis zu eleganten Gänsehaut-Momenten.
80. GeburtstagDiese 11 Songs von Bryan Ferry & Roxy Music sollten Sie kennen

Bryan Ferry feiert am 26. September 2025 seinen 80. Geburtstag. (Archivbild)
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Zum 80. Geburtstag am 26. September 2025 zeigt sich einmal mehr, dass Bryan Ferry nie nur ein Sänger war. Mit Roxy Music prägte er Anfang der 1970er-Jahre den Art-Rock, zugleich entwarf er als Solist elegante Pop-Geschichten. Er wurde zur Ikone des Stils, ein Künstler, der Musik und Kunst verschmolz, und ein Performer, der jeden Song zur Aufführung machte.
Seine Stimme klang nie gewöhnlich, sondern schwebte zwischen Coolness und Melancholie. Er lebte jede Rolle – ob Dandy, Crooner, Liebhaber oder ironischer Erzähler. Ferry verkörperte die Eleganz der Popmusik, ohne ihre Abgründe zu übersehen. In diesen elf Liedern spiegelt sich ein Werk, das Generationen geprägt hat – und bis heute fasziniert.
„Virginia Plain“ (1972, Roxy Music)
Mit „Virginia Plain“ stellte sich Roxy Music der Welt vor. Der Song aus dem bahnbrechenden Album „Roxy Music“ war schrill, avantgardistisch und zugleich eingängig genug, um den Durchbruch zu schaffen. Selbst die von Schlager und Pop dominierten deutschen Single-Charts kamen nicht daran vorbei, und „Virginia Plain“ erreichte die Top 20.
Bryan Ferrys druckvoller Gesang und die unkonventionelle Instrumentierung setzten ein klares Statement. Zusammen mit Brian Eno entstand ein Stück, das den Glam-Rock neu definierte. „Virginia Plain“ war nicht nur ein Debüt, sondern ein Manifest. Bis heute gilt es als Paradebeispiel für den Mut, Pop radikal anders zu denken.
„Slave to Love“ (1985, Solo)
„Slave to Love“ wurde zum Herzstück von Ferrys sechstem Soloalbum „Boys and Girls“ – und zu einem seiner größten Klassiker. Entstanden in Sessions unter anderem in Bette Midlers Haus, war es der letzte Song, der für das Album vollendet wurde. Mit an Bord waren Musikergrößen wie David Gilmour, Nile Rodgers und David Sanborn. Inspiriert von der Ink-Spots-Ballade „Prisoner of Love“ wollte Ferry bewusst „einen Hit“ schreiben.
Das von Jean-Baptiste Mondino inszenierte Video, elegant und symbolträchtig, festigte sein Image als Dandy im Anzug. Zwar geriet die Live-Premiere bei „Live Aid“ zum technischen Fiasko, doch der Song entwickelte sich rasch zu einem Signature-Stück – unsterblich gemacht auch durch seine Verwendung im Erotikklassiker „9 ½ Wochen“ mit Mickey Rourke.
„Do the Strand“ (1973, Roxy Music)
Mit „Do the Strand“ präsentierten Roxy Music 1973 eine ihrer schillerndsten Visitenkarten. Der Song fordert zum Tanz auf – doch den namensgebenden „Strand“ gibt es gar nicht, was die Ironie perfekt macht. Ferry singt die Zeilen mit theatralischer Energie, getragen von fiebriger Instrumentierung.
Live entwickelte sich der Titel schnell zu einem Höhepunkt jeder Show. Zwischen Art-Rock, Cabaret und Pop-Chaos wirkt das Stück zugleich verspielt und provokant. Auch in Deutschland wurde es nach „Virginia Plain“ ein weiterer Charterfolg. „Do the Strand“ gilt bis heute als Paradebeispiel für Ferrys Kunst, Glamour mit Intellekt zu verbinden.
„Dance Away“ (1979, Roxy Music)
Nach einer mehrjährigen Pause kehrten Roxy Music 1979 mit dem Album „Manifesto“ zurück. „Dance Away“ war zunächst als Ferry-Solo vorgesehen, entwickelte sich dann aber zu einer der erfolgreichsten Singles der Band. Der Song markiert den Wandel vom experimentellen Art-Rock hin zu eleganterem, radiofreundlichem Pop – getragen von der gerade abebbenden Disco-Welle.
Typisch Ferry: romantische Distanz, verbunden mit einem unwiderstehlichen Refrain. In Großbritannien stieg der Titel bis auf Platz 2, nur Blondies „Sunday Girl“ verhinderte die Spitze. Damit verhalf er „Manifesto“ zu Gold und einem Comeback in den Charts. „Dance Away“ leitete zugleich eine reifere Phase ein.
„Love Is the Drug“ (1975, Roxy Music)
Mit „Love Is the Drug“ landeten Roxy Music 1975 ihren ersten großen US-Hit. Der treibende Basslauf und Ferrys Spiel mit Verführung und Suchtmetaphern machten den Song unverwechselbar. Weniger artifiziell als die frühen Stücke, öffnete er die Band einem breiteren Publikum – ohne ihre Eleganz zu verlieren.
In den USA wurde er zum Türöffner, in Großbritannien stieg er bis auf Platz 2. Später lieferte Grace Jones mit ihrer exzentrischen Coverversion ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die prägendste Interpretation. Bis heute gehört „Love Is the Drug“ zu den meistgespielten Songs der Band.
„Let’s Stick Together“ (1976, Solo)
Ein treibender Saxophon-Beat gibt bei „Let’s Stick Together“ den Ton an und machte den Song 1976 unwiderstehlich. Bryan Ferry inszeniert darin das kleine Drama von Trennung und Zusammenhalt mit seinem typischen Gespür für Ironie und Stil. Unterstützt von markanten Background-Rufen, die dem Stück zusätzliche Würze verleihen, erreichte die Single die Top 5 der britischen Charts.
Für Aufmerksamkeit sorgte auch das Video, in dem das Model Jerry Hall auftrat, Ferrys damalige Partnerin – die ihn später für Mick Jagger verließ. Nach zwei umstrittenen Coveralben zeigte er hier, wie sehr er fremdes Material zu eigenem Glanz verwandeln konnte. Und aus einem Rhythm-and-Blues-Klassiker von Wilbert Harrison wurde einer der größten Solo-Hits von Ferry.
„Avalon“ (1982, Roxy Music)
Kaum ein Song fasst den Spätstil von Roxy Music so perfekt zusammen wie „Avalon“. Samtig, elegant und mit einem Hauch von Melancholie verkörpert er die Essenz des gleichnamigen, letzten Studioalbums der Band – ein Meisterwerk voller Schönheit. Ferrys Stimme wirkt hier fast schwerelos, eingebettet in einen luxuriösen Soundteppich.
Unterstützt von Yanick Étienne, die den Refrain veredelt, entstand ein zeitloser Klassiker. Gemeinsam mit „More Than This“ wurde „Avalon“ zum Herzstück des Albums und definierte den reifen, edlen Sound von Roxy Music zwischen Sophisti-Pop und New Wave. Bis heute gilt der Titel als Inbegriff von Bryan Ferrys Ästhetik: raffiniert, stilvoll und doch voller Gefühl.
„Don’t Stop the Dance“ (1985, Solo)
Ebenfalls vom Soloalbum „Boys & Girls“ stammt „Don’t Stop the Dance“. Der Song besticht durch seine elegante Leichtigkeit und das Zusammenspiel aus zurückhaltender Instrumentierung und Ferrys Stimme. Inhaltlich geht es um das Festhalten an Momenten des Glücks, auch wenn sie vergänglich sind.
In Großbritannien erreichte der Titel die Top 20 und wurde in den USA ein Radiohit – erstaunlicherweise schaffte er es dennoch nicht in die Billboard Hot 100, obwohl die samtige Saxophon-Linie, Ferrys geschmeidiger Gesang und der elegante Vibe wie gemacht für die Charts wirkten.
„In Every Dream Home a Heartache“ (1973, Roxy Music)
Mit diesem Stück von „For Your Pleasure“ zeigte Bryan Ferry seine düsterste Seite. Inspiriert vom Pop-Art-Künstler Richard Hamilton entwarf er eine bitter-ironische Meditation über Konsum und Einsamkeit. Über monotonen Keyboard-Klängen feiert er zunächst eine „perfekte Penthouse-Welt“, bis Risse in der Fassade sichtbar werden.
Die Zuwendung zu einer aufblasbaren Puppe („deine Haut ist wie Vinyl“) treibt die Beklemmung ins Absurde. Schließlich explodiert die Musik in einem ekstatischen Gitarrenfinale, während Ferry „Du hast mich umgehauen!“ herausstößt. „In Every Dream Home a Heartache“ bleibt ein abgründiges Meisterwerk – und ein Beweis für Ferrys lyrische Kraft.
„Same Old Scene“ (1980, Roxy Music)
Mit „Same Old Scene“ präsentierten Roxy Music 1980 einen Vorboten des New Romantic-Sounds. Der Song verbindet Bass, Synthesizer und Pianoakkorde zu einer hypnotischen Klanglandschaft. Er wurde oft als Blaupause für das gesehen, was Bands wie Duran Duran wenige Jahre später mit Alben wie „Rio“ perfektionieren.
Erschienen ist er auf dem Nummer-Eins-Album „Flesh and Blood“, in der Spätphase von Roxy Music. Der Text kreist um die Wiederholung von Liebesmustern und die Ernüchterung nach kurzen Glücksmomenten. Auch im Kino fand der Song Verwendung, etwa im Kultfilm „Times Square“, dessen Soundtrack neben Roxy Music auch Talking Heads, Ramones und Patti Smith versammelte.
„True to Life“ (1982, Roxy Music)
Zum Abschluss unseres Reigens steht mit „True to Life“ ein schimmerndes, hypnotisches Meisterwerk von „Avalon“. Diese oft übersehene Perle bündelt die rhythmische und texturale Ästhetik des Albums und entfaltet sich wie eine traumartige Klanglandschaft. Ferrys Stimme wird hier selbst zum Instrument, verfremdet, in den Mix eingewoben und wieder hinausgleitend.
Im Kontrast zu den bekannten Hits wirkt das Stück intimer, fast wie ein persönliches Bekenntnis. Der Text kreist um Einsamkeit, die Rastlosigkeit eines Künstlers auf Reisen und die Sehnsucht nach Nähe. Immer wieder taucht eine geheimnisvolle Frauengestalt auf, die aber unnahbar bleibt. Auffällig: „True to Life“ wurde nie live gespielt. Gerade in seiner Reduziertheit entfaltet der Titel eine große emotionale Kraft – ein Gänsehaut-Moment in Ferrys Werk.