Von der Mafia-Ehefrau bis zur Spätromantikerin – diese elf Filme zeigen die ganze Bandbreite einer außergewöhnlichen Schauspielkarriere.
Hollywood-LegendeDiane Keaton ist tot – diese 11 Filme sollten Sie kennen

Diane Keaton stand seit 1970 für mehr als 70 Kino- und Fernsehproduktionen vor der Kamera. Wir stellen ihre elf besten Filme vor. (Archivbild)
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Sie war eine der prägendsten Schauspielerinnen ihrer Generation: Diane Keaton ist am 11. Oktober 2025 in Kalifornien im Alter von 79 Jahren gestorben. Mit Intelligenz, Humor und unverwechselbarem Stil prägte sie Hollywood über fünf Jahrzehnte hinweg. Seit den 1970er-Jahren verkörperte sie Frauen, die zugleich verletzlich, schlagfertig und unabhängig waren – ob als Liebhaberin, Journalistin oder Spätromantikerin. Diese elf Diane-Keaton-Filme zeigen die ganze Vielfalt einer Karriere, die unvergessen bleibt.
„Der Stadtneurotiker“ (1977, Annie Hall)
Diese Rolle machte sie unsterblich und brachte ihr den Oscar als beste Hauptdarstellerin ein: Als charmant schrullige Annie Hall verlieh Diane Keaton der romantischen Komödie ein neues Gesicht. Ihr Stil – die weiten Hosen, Westen, Hüte – wurde weltweit kopiert, ihr Zusammenspiel mit Woody Allen ist bis heute legendär. Der Film, der vier Oscars gewann, lebt von Keatons Natürlichkeit, ihrem Humor und der Fähigkeit, Liebe und Verlust zugleich spürbar zu machen.
Mit Woody Allen arbeitete sie in insgesamt acht Filmen zusammen und war zeitweise auch privat mit ihm liiert – eine Beziehung, die ihre kreative Partnerschaft nachhaltig prägte. Auch nach den Missbrauchsvorwürfen gegen ihn hielt Keaton zu ihrem früheren Partner und bezeichnete ihn öffentlich als „Freund fürs Leben“. Sie betonte mehrfach, dass sie keinen Grund sehe, seine Unschuld infrage zu stellen, was ihr viel Kritik, aber auch Respekt für ihre konsequente Haltung einbrachte.
„Was das Herz begehrt“ (2003, Something’s Gotta Give)
An der Seite von Jack Nicholson zeigte Keaton in dieser romantischen Komödie über Liebe jenseits der 50 eine ihrer charmantesten späten Leistungen. Als erfolgreiche Dramatikerin, die sich wider Erwarten verliebt, spielte sie mit Verletzlichkeit und Würde. Ihre emotionalen Ausbrüche brachten ihr eine erneute Oscar-Nominierung. Es sollte ihre letzte bleiben. Damit zählt Keaton zu den wenigen Schauspielerinnen, die in vier aufeinanderfolgenden Jahrzehnten jeweils mindestens einmal für den Oscar nominiert wurden.
Der Film war ein enormer Kinoerfolg und spielte weltweit rund 250 Millionen Euro ein. Der renommierte US-Filmkritiker Roger Ebert lobte in seiner Rezension das „smarte“ Drehbuch und betonte, dass ein Film wie dieser ganz entscheidend von seinen Stars lebe – Keaton und Nicholson erzeugten hier eine faszinierende Mischung aus Realität und Fiktion.
„Reds – Ein Mann kämpft für Gerechtigkeit“ (1981, Reds)
Unter Warren Beattys Regie spielte Diane Keaton die Journalistin Louise Bryant, die sich in den revolutionären Schriftsteller John Reed verliebt. Das historische Drama über Idealismus, Liebe und politische Leidenschaft brachte Keaton ihre zweite Oscar-Nominierung ein. Mit beeindruckender Präsenz verkörperte sie eine Frau, die sich in einer Männerwelt behauptet und ihre Stimme für Freiheit und Gleichberechtigung erhebt.
Keaton und Beatty verband damals auch privat eine Beziehung, die ihre intensive Leinwandchemie noch verstärkte. Ein epischer, vielschichtiger Film über Mut und Überzeugung, der aktuell beim YouTube-Kanal „Artflix – Filmklassiker“ in kompletter Länge kostenfrei gestreamt werden kann.
„Der Pate“ (1972, The Godfather)
Francis Ford Coppolas Mafia-Epos machte Diane Keaton als Kay Adams-Corleone nach einigen weniger bedeutenden Fernsehrollen schlagartig weltberühmt. Als junge Frau aus bürgerlichem Umfeld verliebt sie sich in Michael Corleone – und wird Zeugin seines moralischen Absturzes. Ihre Präsenz bringt Menschlichkeit und Verletzlichkeit in die düstere Welt der Mafia.
Al Pacinos unerbittliche Entschlossenheit und kalter Pragmatismus kontrastieren scharf mit der Sensibilität, die Keaton in ihren wenigen Szenen als Kay einbrachte. Auch privat blieb die Verbindung zwischen den beiden eng: Al Pacino soll noch Jahre später bereut haben, Diane Keaton nie geheiratet zu haben. In ihren 2011 erschienenen Memoiren „Then Again“ schrieb Keaton über ihren Filmpartner: „Er war einfach der attraktivste Mann, den ich je gesehen habe.“
„Die letzte Nacht des Boris Gruschenko“ (1975, Love and Death)
Mit dieser absurden Komödie über Krieg, Tod und russische Philosophie bewies Keaton ihre komische Vielseitigkeit. An der Seite von Woody Allen spielte sie eine liebenswerte, nervöse und intellektuelle Frau, die sich inmitten des Chaos der Napoleonischen Kriege behauptet. Der Film ist eine rasante Mischung aus Slapstick und Wortwitz – und Keatons Timing ist makellos.
Die Dialoge und Szenarien nehmen klassische russische Romane, insbesondere von Dostojewski und Tolstoi, humorvoll aufs Korn. Roger Ebert lobte „Die letzte Nacht des Boris Gruschenko“ als Allens bis dahin brillanteste Komödie und „überraschend schön“. Auch die „New York Times“ nannte ihn Allens „konsequent witzigsten Film“.
„Marvins Töchter“ (1996, Marvin's Room)
In diesem sensiblen Familiendrama spielte Diane Keaton eine Frau, die nach Jahren der Entfremdung den Kontakt zu ihrer krebskranken Schwester wieder aufnimmt, gespielt von Meryl Streep. Keaton überzeugt mit stiller Präsenz und präzisem Spiel, das ohne Pathos auskommt und gerade dadurch berührt.
Obwohl sie an der Seite von Größen wie Streep, Leonardo DiCaprio, Robert De Niro, Hume Cronyn und Gwen Verdon spielte, stahl Keaton allen unaufdringlich die Schau. Für ihre Leistung wurde sie für den Oscar nominiert – Streep dagegen ging leer aus. Der kammerspielartig inszenierte Film war kein Blockbuster, blieb aber als fein beobachtetes Schauspielkino in Erinnerung.
„Innenleben“ (1978, Interiors)
In Woody Allens erstem ernsthaften Drama bewies Keaton, dass sie weit mehr konnte als Komödie oder kleine Glanzpunkte in Nebenrollen wie in „Der Pate“ zu setzen. In der kühlen, von Trauer und Schweigen geprägten Atmosphäre verkörperte sie eine Tochter, die um Anerkennung und emotionale Nähe ringt.
An ihrer Seite spielten mit Geraldine Page und Maureen Stapleton zwei der stärksten Charakterdarstellerinnen ihrer Zeit – und doch behauptete sich Keaton mühelos neben ihnen. „Innenleben“ gehört zu ihren anspruchsvollsten und melancholischsten Rollen und zeigt, wie präzise sie seelische Brüche und unausgesprochene Spannungen sichtbar machen konnte.
„Book Club“ (2018, Book Club)
Vier Freundinnen lesen „Fifty Shades of Grey“ – und entdecken dabei ihre Lebensfreude neu. Diane Keaton spielt die verwitwete Architekturkritikerin Diane, die nach Jahren der Zurückhaltung wieder wagt, sich zu verlieben. Mit über 100 Millionen Euro Einspiel bei nur 14 Millionen Budget wurde der Film zum Überraschungserfolg. Für Keaton und ihre nicht minder legendären Kolleginnen Jane Fonda, Candice Bergen und Mary Steenburgen war er eine späte Triumphgeschichte über Freundschaft, Selbstironie und Lust am Leben.
Die Kritiken fielen zwar geteilt aus, doch das Publikum zeigte sich begeistert von den vier Schauspielerinnen, die bewiesen, dass mit ihnen immer noch zu rechnen ist. Der Nachfolger „Book Club: Ein neues Kapitel“ konnte an diesen Erfolg jedoch nicht anschließen. Trotz verdoppeltem Budget blieb das Einspielergebnis deutlich hinter dem ersten Teil zurück – der Film verschwand rasch wieder aus den Kinos.
„Manhattan“ (1979, Manhattan)
In diesem Klassiker verkörpert Keaton die Journalistin Mary Wilkie, eine selbstbewusste, scharfzüngige Frau, die Woody Allens neurotischem Protagonisten den Spiegel vorhält. Zwischen intellektuellen Gesprächen und zarten Momenten entsteht ein Porträt des New Yorker Beziehungslebens, das zugleich witzig und tragisch ist. Keaton verleiht der Figur eine Mischung aus Intelligenz, Witz und Unsicherheit – ein perfektes Abbild der späten 70er-Jahre-Generation.
Woody Allen beschrieb „Manhattan“ später als eine Mischung aus „Annie Hall“ und „Innenleben“ und erklärte, der Film handle von Menschen, die in einer konsumfixierten Welt versuchen, anständig zu leben, ohne sich zu verkaufen. In seiner Autobiografie „Ganz nebenbei“ (2020) würdigte er Diane Keaton als „den wunderbarsten Menschen, den ich je getroffen habe – lustig, intelligent, großartig aussehend und völlig originell. Niemand war wie sie.“
„Der Pate II“ (1974, The Godfather Part II)
In der Fortsetzung des Meisterwerks vertieft sich Kay Corleones Tragödie. Sie erkennt, dass der Mann, den sie liebt, endgültig dem Machtstreben verfallen ist. Keaton zeigt hier ihre ganze emotionale Spannweite – besonders in der berühmten Szene, in der sie Michael die Wahrheit über ihre Abtreibung gesteht.
Obwohl ihre Figur von damaligen Kritikern unterschätzt wurde, würdigte sie das Magazin „Empire“ später als „stilles Bindeglied“ in einem von Männern dominierten Film. „Zunächst war ich skeptisch, Kay im zweiten ‚Paten‘-Film erneut zu spielen. Aber als ich das Drehbuch las, erschien mir die Figur viel gehaltvoller als im ersten Film“, sagte Keaton später über die Rolle, die sie auch in der dritten Verfilmung spielte.
„Der Club der Teufelinnen“ (1996, The First Wives Club)
In dieser bissigen Komödie schließt sich Diane Keaton mit Bette Midler und Goldie Hawn zusammen, um sich an ihren Ex-Männern zu rächen. Nach Jahren männlicher Dominanz in Hollywood wurde der Film zu einem feministischen Kult-Hit – und avancierte auch in der queeren Community zu einem beliebten Klassiker. Keaton spielt die neurotische, aber warmherzige Annie, die nach ihrer Scheidung neues Selbstbewusstsein gewinnt.
Der Film feierte große Erfolge an den Kinokassen und machte Keaton auch bei einer neuen Generation populär. In einer Zeit, in der ältere Schauspielerinnen in Hollywood kaum noch Hauptrollen bekamen, wurde der Erfolg des Films als klares Zeichen dafür gesehen, dass Charisma und Erfahrung stärker wirken können als Jugend. Über Jahrzehnte wurde über eine Fortsetzung spekuliert, zu der es jedoch nie kam.
Nach Keatons Tod würdigten sowohl Goldie Hawn als auch Bette Midler ihre Kollegin in emotionalen Worten. Hawn schrieb: „Wir hatten vereinbart, gemeinsam alt zu werden und eines Tages vielleicht mit all unseren Freundinnen zusammenzuleben. Nun, dazu kam es nie – aber wir sind gemeinsam älter geworden. Wer weiß … vielleicht im nächsten Leben. Verstreu dort oben deinen Feenstaub, Freundin.“