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Karl Lauterbach bekommt in ARD-Talk beim Thema Rente Gegenwind„Macht einfach keinen Sinn“

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Beim Thema Rentensystem widerspricht Monika Schnitzer Lauterbach: „Das macht einfach keinen Sinn!“ (Bild: WDR/Oliver Ziebe)

Beim Thema Rentensystem widerspricht Monika Schnitzer Lauterbach: „Das macht einfach keinen Sinn!“ (Bild: WDR/Oliver Ziebe)

Wenn es um die Rente geht, streiten Politiker seit 20 Jahren. Doch es geht auch anders, wie die Gäste am Mittwochabend bei Sandra Maischberger in der ARD beweisen.

Eigentlich ist bei Sandra Maischberger in der ARD am Mittwochabend ein handfester Streit geplant. Doch es geht auch anders, wie der SPD-Sozialpolitiker Karl Lauterbach und Monika Schnitzer, die Chefin der Wirtschaftsweisen, zeigen. Sie diskutieren über das Rentenpaket, das gerade die Union zu spalten droht. Doch sie streiten nicht. Denn beide wollen das Gleiche: ein Problem lösen. Das Problem: Wie kann das Rentensystem langfristig stabil bleiben.

Karl Lauterbach und Wirtschaftswissenschaftlerin  Monika Schnitzer waren am Mittwochabend bei „maischberger“ zu Gast. (Bild: WDR/Oliver Ziebe)

Karl Lauterbach und Wirtschaftswissenschaftlerin Monika Schnitzer waren am Mittwochabend bei „maischberger“ zu Gast. (Bild: WDR/Oliver Ziebe)

Dazu müsse der Zuschuss, mit dem der Bund die Renten finanziert, entschlackt und von unnützen Leistungen befreit werden, verlangt Schnitzer. „Davon wird zum Beispiel auch die Rente mit 63 bezahlt, und das ist nichts, was eigentlich zu vertreten ist. Das Gleiche gilt für die Mütterrente. So viel Geld auszugeben, darüber kann man sich streiten.“ Eigentlich sind sich die beiden Gäste nur in einem Punkt uneinig: Schnitzer setzt sich dafür ein, dass das Rentenpaket jetzt noch nicht beschlossen wird. Das würde aber auch bedeuten, dass CDU und CSU zwei ihrer wichtigsten Wahlversprechen vorerst nicht halten könnten: die Einführung der Aktivrente und die Mütterrente schon im kommenden Januar. Beides würde später kommen. Da wird die Union nicht mitmachen.

Auch Karl Lauterbach hält nichts davon. „Verschieben Sie doch das Paket und gehen gleich in die Kommission. Wo ist das Problem?“ fragt Maischberger. „Wir sind jetzt an dem Punkt, wo wir vier Punkte beschließen können“, antwortet Lauterbach. „Aber wenn wir dann in einer großen Reform zu Überzeugungen kommen, dass da noch einmal etwas verändert werden muss, und wir haben dann tatsächlich eine Reform, die ehrlich auch dann die Ungerechtigkeiten benennt, dann würde ich jederzeit diskutieren.“

Lauterbach: „Ich glaube, wir werden die Kurve bekommen“

Am Mittwochabend wurde bei „maischberger“ über das Rentensystem diskutiert. (Bild: WDR/Oliver Ziebe)

Am Mittwochabend wurde bei „maischberger“ über das Rentensystem diskutiert. (Bild: WDR/Oliver Ziebe)

Was Lauterbach eigentlich sagt ist: Man will jetzt etwas beschließen, und dann soll die geplante Rentenkommission prüfen, ob das gut war. Dazu hat sie bis zum Sommer 2026 Zeit. „Das macht einfach keinen Sinn“, sagt Schnitzer, „Denn das wird jetzt sehr viel Geld kosten, gerade die Haltelinie des Rentenniveaus bei 48 Prozent zu halten.“ Man könne viel Geld sparen, wenn man das Rentenniveau so verändere, dass Menschen mit weniger Geld ein höheres Rentenniveau bekämen als Menschen, die mehr verdienten. Ein unerwarteter Vorschlag. Da kann auch Lauterbach nicht nein sagen.

Beide setzen sich zudem dafür ein, dass auch Beamte in das System einzahlen. Doch sie wissen natürlich, dass diese Schritte alleine nicht reichen werden. Man müsse schon viel früher anfangen, zum Beispiel bei der Bildung. Bessere Schul- und Berufsausbildungen würden dazu beitragen, dass weniger Menschen von Jobs mit niedrigen Verdienstmöglichkeiten leben müssten, verlangt Schnitzer.

Am 4. Dezember soll nun der Bundestag über das von der Bundesregierung vorgelegte Rentenkonzept abstimmen. Lauterbach ist dafür. Warum? „Das ist so beschlossen worden“, begründet er seine Entscheidung bei Sandra Maischberger. Man müsse sich in der Politik aufeinander verlassen können. Aber: „Wenn wir das ganze Paket noch einmal aufgemacht hätten, dann wäre ich persönlich da beweglich.“ Er stimmt Schnitzer zu: Man müsse die ärmeren Menschen mehr unterstützen. Aber erst später.

Lauterbach und Schnitzer tauschen an diesem Abend ihre Meinungen aus. Dabei stellt sich heraus: So unterschiedlich sind die gar nicht. Man diskutiert, ist aber um Lösungen bemüht. Es gab einmal eine Zeit, in der Koalitionsstreitigkeiten so gelöst wurden. Irgendwie wünscht man sich diese Zeiten nach der Diskussion am Mittwochabend wieder zurück. „Ich glaube, wir werden die Kurve bekommen. Das müssen wir auch. Aber wir hätten uns diesen gesamten Streit sparen müssen“, sagt Lauterbach am Ende der Diskussion. Später ist man eben immer schlauer. (tsch)