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Geschworene sehen MitschuldTesla soll nach tödlichem Autopilot-Unfall 242 Millionen Dollar zahlen

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People visit a Tesla stand during the World Artificial Intelligence Conference (WAIC) at the Shanghai World Expo and Convention Center in Shanghai on July 28, 2025. (Photo by Hector RETAMAL / AFP)

Menschen besuchen einen Tesla-Stand bei der World Artificial Intelligence Conference (WAIC) in Shanghai.

Ein Tesla im Autopilot-Modus rast in ein stehendes Auto, eine junge Frau stirbt. Jetzt soll Tesla über 240 Millionen Dollar zahlen.

Es war ein Moment der Ablenkung mit tragischen Folgen: Während ein Tesla-Fahrer im Jahr 2019 auf dem Boden nach seinem Handy griff, raste sein Fahrzeug – gesteuert vom sogenannten Autopilot-System – in einen stehenden SUV. Die 22-jährige Naibel Benavides Leon verlor dabei ihr Leben, ihr Freund Dillon Angulo wurde schwer verletzt.

Nun hat ein Geschworenengericht in Florida entschieden: Der Elektroautobauer Tesla trägt eine Mitschuld am Unfall und muss mehr als 242 Millionen Dollar zahlen. Das Urteil ist nicht nur ein herber Rückschlag für den von Elon Musk geführten Konzern, sondern auch ein seltenes Beispiel dafür, dass ein Gericht Tesla eine direkte Verantwortung für einen Unfall mit dem Fahrerassistenzsystem Autopilot zuschreibt.

Gericht: Auch der Fahrer des Tesla soll zahlen

Laut Gerichtsunterlagen entfällt auf Tesla ein Drittel der Gesamtsumme, den Rest muss der Fahrer zahlen. Allein an Strafschadenersatz wurde Tesla zu 200 Millionen Dollar verurteilt. Zusätzlich sollen 59 Millionen Dollar an die Familie der Getöteten gehen, 70 Millionen Dollar an ihren überlebenden Freund.

The interior of a Tesla Model S is shown in autopilot mode in San Francisco, California, U.S., April 7, 2016.   REUTERS/Alexandria Sage/File Photo

Das Cockpit eines Tesla Model S im Autopilot-Modus

Tesla hatte sich vor Gericht vehement gegen den Vorwurf gewehrt. Das Unternehmen argumentierte, der Fahrer sei zum Unfallzeitpunkt abgelenkt gewesen und habe den Fuß auf dem Gaspedal gehabt, wodurch der Autopilot deaktiviert worden sei. Das Urteil bezeichnete Tesla als „Fehler“ und kündigte umgehend Berufung an. Man sehe „Verfahrensfehler und Unregelmäßigkeiten“, so ein Unternehmenssprecher.

Erneute Debatte um Verantwortung und Aufsichtspflicht

Für Tesla ist das Urteil mehr als ein finanzieller Rückschlag: Es stellt erneut die Grenzen automatisierter Fahrassistenzsysteme und die Verantwortung zwischen Mensch und Maschine in den Mittelpunkt. Bisher war es dem Konzern häufig gelungen, sich in ähnlichen Fällen zu vergleichen oder Freisprüche zu erwirken.

Der Anwalt der Kläger, Darren Jeffrey Rousso, sprach von einem „fairen und gerechten Urteil“, das nach Anhörung aller Beweise getroffen worden sei. Das Verfahren könnte nun Signalwirkung für weitere Prozesse rund um den Einsatz von Autopilot-Technologie haben – und den Druck auf Hersteller erhöhen, ihre Systeme klarer zu kennzeichnen und besser abzusichern. (sbo/afp/dpa)