Piano-KonzertDer alte Mann und die Mädchen

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Glauben, Leiden, Dissonanzen: Danilel Höhr spielte Liszt. BILD: IB

Glauben, Leiden, Dissonanzen: Danilel Höhr spielte Liszt. BILD: IB

Ruppichteroth – Die Schülerinnen des Sankt-Theresia-Gymnasiums hatten vor dem Benefizkonzert von Daniel Höhr eine etwas andere Vorstellung davon, wie ein Pianist aussieht. Die Rektorin des Mädchengymnasiums, Schwester Maria Michaela, begrüßte zum Auftakt des Klavierabends die Besucher mit einer humorvollen Anekdote. So habe seit geraumer Zeit ein Plakat mit einem Porträt von Franz Liszt, das den Komponisten in recht hohem Alter zeigte, in der Schule für das Konzert geworben.

Grund genug für einige Schülerinnen zu der Annahme, Pianisten sähen immer so betagt aus. Umso erstaunter fiel dann die Reaktion aus, als Daniel Höhr in die Schule kam, um sich für das Konzert einzuspielen. „Der sieht ja viel jünger aus, als der Liszt auf dem Plakat“, so die Bemerkung einer fassungslosen Schülerin.

Die Zuhörer lachten und die vergnügliche Stimmung erwies sich als gute Grundlage für das Konzert, das Höhr ausschließlich dem Komponisten Franz Liszt widmete. MitInformationen zum Leben und Wirken gab Höhr einen wissenswerten Einblick in das Schaffen des Komponisten. „Liszt war der erste Superstar, der durch Europa tourte“, bemerkte Höhr und unterstrich die Begeisterung für den genialen Tonschöpfer mit der humorigen Anmerkung: „Ich bin stolz, dass Liszt mein Ururgroßklavierlehrer ist“.

Verführer und Tröster

Mit der Klaviertranskription von Franz Schuberts „Ständchen“ eröffnete Höhr den Musikabend. Liszt habe häufiger Schubertlieder bearbeitet, zum einen um diese bekannter zu machen und zum anderen, um sein eigenes Solorepertoire zu erweitern, erfuhren die Zuhörer.Gebannt lauschten die Besucher dann den „Funérailles“.

Das siebte Stück aus „Harmonies poetiques et religieuses“ wird auch mit „Oktober 1849“ untertitelt und ist dem Gedenken an die Toten der Ungarischen Revolution gewidmet. Kraftvoll modellierte Höhr die düsteren Klangfarben. Geradezu greifbar nah rückten die gewaltigen Schlachtfelder und die überwältigende Trauer über die Gefallenen. Aus den „Consolations“ (Tröstungen) spielte Höhr hierauf drei Stücke. In diesen besinnlichen Werken offenbarte sich die sanfte Seite Liszts. Immer wieder erwies sich Höhr als herausragender Interpret der anspruchsvollen Musik. Tosenden Beifall bekam er nach der finalen Darbietung der „Ungarischen Rhapsodie Nr. 2“. Der Erlös des Benefizkonzerts wird für den Neubau an der Schule verwendet.

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