Art-Invest-Chef Wiedenmann„Als Büroentwickler darf man oft umziehen“

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Markus Wiedenmann

Markus Wiedenmann

Köln – Der Immobilienmarkt ist ständig in Bewegung. Vor langer Zeit errichtete Gebäude wandern von der Hand eines Investors in die des nächsten. Manchmal aus gutem Grund, so wie beim im Jahr 2001 fertiggestellten Kölnturm im Mediapark. Zehn Jahre später erwarb ihn das Kölner Immobilienunternehmen Art Invest Real Estate. „Der Kölnturm war damals nur zur Hälfte vermietet – wir haben die öffentlichen Bereiche im Gebäude komplett modernisiert und es geschafft, das Gebäude innerhalb von zwei Jahren fast voll zu vermieten und an einen Endinvestor zu veräußern“, erklärt Markus Wiedenmann, Mitgründer und geschäftsführender Gesellschafter von Art Invest.

Noch vor der Transformation durch Art Invest steht mit dem Maritim am Heumarkt eine weitere Kölner Landmarke. Nicht nur soll es in Zukunft besser an Rhein und Heumarkt angebunden werden, womöglich steht es vor noch größeren Veränderungen: „Das Gebäude wird sicherlich in den nächsten zehn bis 15 Jahren aufgrund seines Alters noch mal komplett neu entwickelt werden müssen – vielleicht als Hotel oder mit einer neuen Nutzung“, so Wiedenmann.

Büros und Gastronomie in Mülheim

Bekannter dürften die neuen Projektentwicklungen des Unternehmens sein, wie ein Gebäude auf der Ecke Hohe Straße/Schildergasse mit den Ankermietern Uniqlo, Dyson und Sparkasse. Wiedenmann bezeichnet es als sein „Lieblingsprojekt in Köln“, da sich das hinter Apple und gegenüber von Kaufhof gelegene Gebäude deutlich von anderen Innenstadtbauten unterscheide: „Oft wird im Einzelhandel nur ein schönes Erdgeschoss errichtet, darüber sind die Gebäude hässlich – da wollten wir einen Gegenpol setzen“, sagt er. Dazu beigetragen hätten die mehrere Etagen übergreifenden Fenster sowie Baustoffe wie Naturstein und Schiefer. Und auch das Moxy-Hotel am Köln Bonn Airport sticht hervor, das nicht nur zweites Hotel überhaupt des hiesigen Flughafens ist, sondern gefühlt mitten auf das Flughafengelände gebaut wurde.

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Aktuellstes Projekt ist ein komplett neu entwickeltes Quartier namens I/D Cologne auf dem Gelände des ehemaligen Mülheimer Güterbahnhofs. Bis 2026 sollen auf rund sieben Hektar Fläche etliche Gebäude mit Büroflächen, gastronomischem Angebot sowie ein Fitnessstudio, ein Sportplatz und öffentliche Plätze entstehen. Prominente Mieter und Käufer gibt es mit Siemens, Cancom, Design Offices, L’Osteria und Five Guys schon einige. Auch Art Invest selbst ist auf das Gelände gezogen, nachdem es bereits im Kölnturm und in der Enggasse einem ehemaligen Bankgebäude residiert hatte. „Als Büroentwickler darf man oft umziehen“, sagt Wiedenmann.

Belebung ohne Wohnflächen

Zunächst erhielt das I/D Cologne jedoch Gegenwind. Mülheimer Interessensvertreter hatten sich darum bemüht, dass auf dem Gelände Flächen für den dringend in der Stadt benötigten Wohnraum ausgewiesen werden. Nun ist es aber doch ein Büroensemble geworden. „Das ist städtebaurechtlich nicht anders möglich, weil wir immer noch nah an produzierenden Industriebetrieben sind“, sagt Wiedenmann. Diese hätten ein Lärmemissionsrecht. „So begrüßenswert die Schaffung von Wohnraum ist, darf sie auch nicht dazu führen, dass Industrie und Gewerbe massiv aus der Stadt vertrieben werden.“ Er baut aber darauf, dass die Lärmschutzregeln für urbane Gebiete in Zukunft etwas gesenkt werden, damit in solchen Gebieten ebenfalls mehr Wohnraum geschaffen werden kann.

Vergleichbare Quartiere wie der Kölner Mediapark, der Düsseldorfer Medienhafen oder der Duisburger Innenhafen fallen ebenfalls durch fehlenden bis wenig Wohnraum auf, weswegen sie nach Feierabend in der Regel verwaist sind. „Wir werden nicht das blühende Leben am Wochenende haben, obwohl wir hier natürlich viele Veranstaltungshallen wie das E-Werk haben.“ Durch solche Freizeit- und Gastronomieangebote will man das Quartier zumindest etwas beleben.

Aus privaten Gründen nach Köln

Deutlich komplexer ist die Entwicklung eines ganzen Quartiers im Vergleich zu bloß einem einzelnen Projekt, erklärt Wiedenmann, dadurch würden aber auch mehr Möglichkeiten wie großflächige Verkehrs- oder Energiekonzepte erschließen. „Wir alle wissen, dass die Bau- und Immobilienwirtschaft ein wesentlicher Emittent von CO2 ist“ sagt er. Lösen will er diese Probleme mit alternativen Baustoffen wie Holz, mit Energie aus Biogas oder Geothermie und mit technischen Lösungen, die den Gebäudebetrieb effizienter machen oder mittels Solaranlagen, wie sie bei einem Projekt in Berlin installiert wurden.


Podcast „ekonomy mit K“

Das komplette Gespräch mit Markus Wiedenmann können Sie auf allen gängigen Podcast-Plattformen wie Apple Podcasts, Spotify oder Deezer hören. Suchen Sie dort dazu nach „ekonomy mit K“ oder „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Unter anderem finden Sie dort auch Interviews mit Gaffel-Chef Heinrich Philipp Becker, Biontech-Chef Uğur Şahin oder Mühlenkölsch-Chefin Melanie Schwartz.

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Eine Übersicht aller Podcasts des Kölner Stadt-Anzeiger gibt es hier: https://www.ksta.de/podcast


Neben der Hauptstadt und Köln ist Art Invest auch in Hamburg, München, Frankfurt, Wien und London vertreten, dabei hat Wiedenmann das Unternehmen erst im Jahre 2010 mitgegründet. Zuvor war er beim Immobilienunternehmen Tishman Speyer in Frankfurt beschäftigt, doch die Stadt bezeichnet er als ‚Übergangsstadt für einige Jahre‘. „Der Treiber war eigentlich die private Situation: Meine Frau und ich hatten das Glück, dass sie mit Zwillingen schwanger wurde. Die bevorstehende Geburt war dann der Anlass in unsere Heimatstadt Köln zurückzukehren und auch der Anstoß, in Köln ein neues Betätigungsfeld zu suchen und mit Partnern Art Invest zu gründen“.

Die IHK und das Lofthaus

Mit der Industrie- und Handelsammer (IHK) Köln hatte Art Invest zuletzt einen größeren Kunden. Diese stand vor der Wahl, ihren bisherigen Sitz sanieren zu lassen oder gleich in ein neues Gebäude zu ziehen. Intern sorgte die Situation für intensive Diskussionen, man sprach gar von einem regelrechten Streit um den neuen Sitz. Schließlich entschied sich die IHK für den Kauf eines von Art Invest entwickelten Gebäudes namens Lofthaus auf dem Gelände des I/D Cologne. Doch der Streit in der IHK schwelte weiter, sodass man sich zuletzt doch gegen das Lofthaus aussprach und sich für die Rückabwicklung des Kaufs entschied.

„Wir finden es schade, dass sich die IHK unter der neuen Führung eine neue Vision aufgespannt hat – ich kann die Vision aber verstehen, so ist es nicht“, sagt Wiedenmann. Die IHK wolle in ihrem Sitz nun mehrere bislang ausgegliederte Abteilungen unterbringen und zudem mehr Veranstaltungsräume haben. „Wir haben immer gesagt, wir wollen der IHK nicht im Wege stehen, aber wir haben das Haus aber extra für sie gebaut, uns darauf verlassen, dass sie das bezahlt, denn bislang haben wir alles finanziert und mussten nun unsere Finanzierung komplett neu aufstellen“. Trotzdem habe man in konstruktiven und vernünftigen Gesprächen mit der IHK eine für alle gangbare Lösung gefunden: Die IHK muss 2,145 Millionen Euro an Art Invest zahlen, um aus dem Kaufvertrag aussteigen zu können.

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Zwar ist das Lofthaus an die Wünsche der IHK angepasst, „es ist aber auch nicht so speziell, dass es für andere Kunden gar nicht mehr verwendbar wäre“, sagt Wiedenmann. Lediglich ein Saal, der auf etwa 200 Leute ausgelegt ist, um beispielsweise Vollversammlungen abzuhalten, der sei etwas besonders. „Wir sind jetzt erstmal sehr zuversichtlich, dass wir im kommenden Jahr einen guten Ersatz für die IHK finden.“ 

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