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Dreifachmord in OverathKölner Ratskandidat tötet Anwalt und dessen Familie

3 min

Mit diesen Phantombildern suchte die Polizei im Oktober 2003 die Täter nach dem brutalen Dreifachmord in Overath

Im Oktober 2003 ermordet ein Neonazi einen Anwalt und dessen Familie. Die Debatte über sein Motiv wirkt bis heute nach. Eine neue Folge von „True Crime Köln“.

Nicht nur für den Ort im Bergischen war die grausame Tat ein Schock: Ein Neonazi, der in Köln für den Stadtrat kandidiert hatte, erschoss am Nachmittag des 7. Oktober 2003 einen Rechtsanwalt und seine Familie. Über das Motiv für die brutale Tat wurde nicht nur vor dem Kölner Landgericht während des Prozesses gegen den Täter und seine Freundin spekuliert. Die Debatte wirkt bis heute nach: Kann man die politische Gesinnung eines rechtsextremistischen Gewalttäters von seiner Tat trennen? Selbst dann, wenn er in seinem Geständnis ausdrücklich eine politische Motivation beschreibt?

Tat „überwiegend rechts motiviert“?

„True Crime Köln“ geht dieser Frage noch einmal nach. In der neuen Folge der Podcastreihe des Kölner Stadt-Anzeiger über wahre Verbrechen in Köln und der Region widerspricht der damalige Prozessberichterstatter Axel Spilcker sowohl NRW-Innenminister Herbert Reul als auch dem ehemaligen Chef des Landeskriminalamtes Frank Hoever, der bereits 2019 davon sprach, dass das Verbrechen „überwiegend rechts motiviert“ gewesen sei. Das Gericht hatte das anders gesehen und Rache wie Habgier als Motiv gesehen. Spilcker glaubt, dass der Richter richtig entschieden hat.

Die neue Folge von „True Crime Köln“ hören:

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Die Debatten über eine mögliche Verharmlosung von rechtsextremer Gewalt hat die nordrhein-westfälische Landesregierung dazu gebracht, alte Fälle neu zu bewerten. Innenminister Herbert Reul (CDU) entschied nach einer Prüfung des Kölner Urteils, dass der Dreifachmord von Overath als politisch motiviertes Tötungsdelikt in den Statistiken des Landeskriminalamtes und des Ministeriums nachgemeldet werden muss. Neue Strukturen hätten es erlaubt, einen unvoreingenommenen Blick aus der heutigen Perspektive auf das Tatgeschehen einzunehmen, so das Innenministerium.

Der Mörder hatte sich nach seiner Verhaftung zunächst in einem Brief an den Kölner Stadt-Anzeiger und später auch vor Gericht als Vorkämpfer einer revolutionären Bewegung beschrieben. Eine große Untergrundarmee warte auf einen Startschuss, um loszuschlagen. Sein Anwalt sprach davon, dass Anschläge auf Menschen jüdischen Glaubens geplant seien und verlangte, dass der Prozess vom Kölner Landgericht zur Düsseldorfer Staatsschutzkammer verlegt werden müsse. Die Kölner Richter sahen das alles als wenig glaubhaft an. „Der Mann war ein Wirrkopf“, so Spilcker im Interview bei „True Crime Köln“. Er habe sich in „eine Welt hineingesponnen“, die nichts mit der Realität zu tun habe.

Der Täter hatte 1994 in Nippes als Stadtratskandidat für die rechtsextreme „Deutsche Liga für Volk und Heimat“, der Vorläufer-Organisation von „Pro Köln“, kandidiert. In der Zeit soll der Verfassungsschutz versucht haben, ihn als V-Mann anzuwerben, um die rechte Szene in Köln und in der Region auszuforschen.

Logo True Crime Köln

Die neue Folge von „True Crime Köln“ kann man überall hören, wo es Podcasts gibt, und über die Homepage des Kölner Stadt-Anzeiger im Netz.

www.ksta.de/true-crime-koeln