AltkanzlerinMerkel erhält höchsten Verdienstorden der Bundesrepublik – Kritik auch aus CDU

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Angela Merkel wird in Berlin ausgezeichnet.

Angela Merkel wird in Berlin ausgezeichnet.

Angela Merkel wird am Montagabend von Bundespräsident Steinmeier geehrt. Die Gästeliste ist ungewöhnlich.

Die Verdienste von Angela Merkel (CDU) werden am Montagabend in Berlin gewürdigt. Die Altkanzlerin erhält die höchste deutsche Auszeichnung. Ihr wird von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das „Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland in besonderer Ausführung“ verliehen. Steinmeier wird bei der Zeremonie um 18 Uhr auf Schloss Bellevue die Ansprache halten.

Bei dem Festakt werden unter anderem auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zugegen sein. Das „Großkreuz in besonderer Ausfertigung“ erhielten vor Merkel nur die ehemaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer (1954) und Helmut Kohl (1998).

Angela Merkels Gästeliste überrascht

Die Gästeliste von Angela Merkel ist bereits seit einigen Wochen bekannt. Ihre Auswahl überraschte viele Beobachter. Viele Spitzenpolitiker aus CDU und CSU sind nicht eingeladen worden, so fehlen beispielsweise die Parteichefs Friedrich Merz (CDU) und Markus Söder (CSU). Ebensowenig werden Mitglieder der aktuellen FDP-Führung wie beispielsweise Parteichef Christian Lindner erwartet.

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Die 68-Jährige setzt stattdessen auf Familienmitglieder und politische Weggefährten. Informationen des „Stern“ und des Redaktionsnetzwerkes Deutschland (RND) zufolge sind natürlich Merkels Ehemann Joachim Sauer und dessen Sohn Daniel eingeladen sowie die Geschwister Irene und Marcus Kasner. Es kommen die früheren Kanzleramtschefs Thomas de Maizière, Ronald Pofalla, Peter Altmaier und Helge Braun (alle CDU), sowie Annette Schavan, langjährige Vertraute und Ministerin unter Merkel.

Auch Steffen Seibert, elf Jahre lang Merkels Regierungssprecher, ist eingeladen, ebenso wie ihre engen Vertrauten und Mitarbeiterinnen im Bundeskanzleramt Beate Baumann und Eva Christiansen. Der frühere DDR-Bürgerrechtler und Berliner Pfarrer Rainer Eppelmann steht auch auf der Gästeliste. Daneben sollen Prominente aus anderen Bereichen erscheinen wie Schauspieler Ulrich Matthes, Fußballtrainer Jürgen Klinsmann, der Historiker Neil MacGregor, die Chemieprofessoren Robert Schlögl und Helmut Schwarz sowie Kunsthistoriker Horst Bredekamp.

Kritik an Auszeichnung für Angela Merkel

Die Auszeichnung Angela Merkels, die von 2005 bis 2021 Bundeskanzlerin war, mit dem höchsten deutschen Orden ist nicht ganz unumstritten. Sie wird damit in eine Reihe mit Konrad Adenauer und Helmut Kohl gestellt. Kritische Stimmen vor allem aus dem konservativen Lager stoßen sich an ihrer Flüchtlingspolitik in den Jahren 2015/2016.

Vor allem aber wird ihre Rolle in der Russlandpolitik seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine im Februar 2022 anders gesehen als zuvor. Sie hielt lange an der Gas-Pipeline Nord Stream 2 fest, was rückblickend als Fehler gilt. Merkel setzte auf billiges Gas aus Russland, statt auf den Ausbau erneuerbarer Energien. Beim Thema Klimaschutz insgesamt hätte sie laut Kritikern mehr tun können.

CDU-Politiker Carsten Linnemann kritisiert Angela Merkel

Auch aus ihrer eigenen Partei gibt es deutliche Kritik an Merkel. Der stellvertretende CDU-Vorsitzende Carsten Linnemann sagte am Montag in der Sendung „Frühstart“ von RTL und ntv, es sei offenkundig, dass Merkel „große Verdienste hat, gerade international“. Sie habe aber natürlich „auch Fehler gemacht, sogar eklatante“. Er nannte den Ausstieg aus der Kernkraft nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima, ohne Alternativen aufzuzeigen. Auch in der Flüchtlingskrise seien „eklatante Fehler“ gemacht worden, weil „wir die Grenzen nicht geschützt haben“, so Linnemann.

Auch FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai bewertete Merkels Leistung als Regierungschefin skeptisch. „Am Ende ihrer Amtszeit war unser Land in keinem guten Zustand“, sagte Djir-Sarai dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). 16 Jahre Einsatz auf dem Posten der Kanzlerin hätten zwar Respekt verdienten. „Aber historische Größe lässt sich in der Politik erfahrungsgemäß erst mit weiterem zeitlichen Abstand erkennen.“(afp, dpa, cme)

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