Die wenig herzliche Begrüßung von J. D. Vance durch Papst Leo sorgt für Häme. Auf seine Audienz beim Pontifex musste der US-Vize warten.
Lauterbach spottet über BegrüßungVance bekommt „Abfuhr“ von Papst Leo – Selenskyj erster Gast des Pontifex

Papst Leo begrüßt J. D. Vance am Sonntag im Petersdom – es bliebt zunächst bei einem kurzen Wortwechsel. (Archivbild)
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Der neue Papst Leo XIV. hat die feierliche Messe zu seiner Amtseinführung zu deutlicher Kritik am Kapitalismus genutzt. In seiner ersten Predigt vor etwa 200.000 Menschen auf dem Petersplatz beklagte das neue Oberhaupt der katholischen Kirche, die Ärmsten der Welt dürften nicht noch weiter an den Rand gedrängt werden. Zugleich mahnte er zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit Natur und Umwelt.
Auch abseits seiner Worte nutzte Papst Leo seine Amtseinführung für deutliche Signale: Als ersten Staatsgast empfing der 69-Jährige den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zur Audienz – und nicht etwa einen Vertreter der US-Regierung aus seinem Heimatland.
Papst Leo XIV. hat Zeit für Selenskyj – aber zunächst nicht für J. D. Vance
Für US-Vizepräsident J. D. Vance hatte der erste Papst mit amerikanischer Staatsbürgerschaft zunächst keine Zeit – und auch die Begrüßung des Amerikaners fiel auffällig kurz und knapp aus. Vance, den Robert Prevost vor seiner Wahl zum neuen Papst auf der Plattform X kritisiert hatte, muss sich daher nun Spott gefallen lassen. Auch weil sich der Papst mit Selenskyj ausgerechnet für den Politiker als ersten Gast entschieden hatte, mit dem Vance beim Eklat im Weißen Haus vor einigen Wochen öffentlich aneinandergeraten war.
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Eine „schnelle Abfuhr“ habe Vance vom Pontifex am Sonntag bekommen, kommentierte auch der ehemalige Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach eine Aufnahme von der kühlen Begrüßung für den US-Vizepräsidenten. Auch in den englischsprachigen sozialen Netzwerken sorgte die nur wenige Sekunden dauernde Begrüßung für zahlreiche spöttische Sprüche in Richtung von Vance.
Pontifex nutzt Predigt für Kapitalismus-Kritik
In seiner Predigt machte Papst Leo deutlich, dass er sich in der Linie seines argentinischen Vorgängers Franziskus sieht, der sich besonders für Menschen am Rande der Gesellschaft eingesetzt hat, und äußerte Kritik am Kapitalismus. „In unserer Zeit erleben wir noch immer zu viel Zwietracht, zu viele Wunden, die durch Hass, Gewalt, Vorurteile, Angst vor dem Anderen und durch ein Wirtschaftsmodell verursacht werden, das die Ressourcen der Erde ausbeutet und die Ärmsten an den Rand drängt“, sagte der Pontifex.
Nach seiner Amtseinführung empfing der neue Papst dann wie angekündigt Selenskyj und seine Frau Olena. „Für Millionen Menschen auf der ganzen Welt ist der Pontifex ein Symbol der Hoffnung auf Frieden“, schrieb der Ukrainer danach in den sozialen Netzwerken. Die Autorität und die Stimme des Heiligen Suhls könne dazu beitragen, den russischen Krieg gegen die Ukraine zu beenden.
Selenskyj lobt Papst Leo: „Für Millionen ein Symbol der Hoffnung“
Selenskyj dankte dem Papst dafür, dass der Vatikan sich als Ort für mögliche direkte Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew angeboten habe: „Wir sind zu einem Dialog in jedem Format bereit, um greifbare Ergebnisse zu erzielen.“ Er schätze die Unterstützung von Leo XIV. für die Ukraine und seinen deutlichen Aufruf zu einem gerechten und dauerhaften Frieden.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selensky und seine Frau Olena Selenska werden von Papst Leo XIV. nach dessen Amtseinführung im Vatikan empfangen.
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Der Vatikan äußerte sich zunächst nicht über den Inhalt der Gespräche des Papstes mit dem Präsidentenpaar – Fotos von dem Zusammentreffen wurden jedoch öffentlich: Sie zeigen den Pontifex gut gelaunt zusammen mit den Selenskyjs.
Donald Trump verzichtet auf Reise zu Papst Leos Amtseinführung
„Es war eine Ehre, heute Morgen mit so vielen Gläubigen an der Eröffnungsmesse von Papst Leo XIV. teilzunehmen“, schrieb US-Vizepräsident Vance unterdessen auf der Plattform X. US-Präsident Donald Trump verzichtete derweil auf eine Reise zur Amtseinführung. Als Kardinal hatte Leo den Umgang der US-Regierung mit Migranten offen kritisiert.

Papst Leo begrüßt US-Vizepräsident J. D. Vance am Montag im Vatikan.
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Auch Vance bekam schließlich aber noch eine Audienz bei Papst Leo. Das Oberhaupt der katholischen Kirche traf sich am Montagmorgen im Vatikan mit Trumps Vize, auch der amerikanische Außenminister Marco Rubio war bei dem Gespräch dabei.
J. D. Vance bekommt Audienz bei Papst Leo XIV. am Montagvormittag
Der Heilige Stuhl berichtete, dass dabei unter anderem über die derzeitigen Kriege auf der Welt gesprochen worden sei. Die in die Konflikte involvierten Parteien werden demnach aufgefordert, humanitäres und internationales Recht zu achten und auf Verhandlungen hinzuarbeiten.
Für Vance, der 2019 zum katholischen Glauben übergetreten war, war dies die zweite Privataudienz im Vatikan innerhalb von gut vier Wochen. An Ostern war er noch von Papst Franziskus empfangen worden, der dann einen Tag später am Ostermontag im Alter von 88 Jahren starb. (mit dpa)