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ADFC-FahrradklimatestGroßstädte in NRW schneiden schlecht ab - Köln verbessert sich leicht

Lesezeit 4 Minuten
Eine Frau fährt mit ihrem Fahrrad neben Autos auf einer Straße in Köln.

In Köln finden viele das Fahrradfahren nach wie vor anstrengend. 

Bei einer Studie zu fahrradfreundlichen Städten schneiden vor allem Großstädte in NRW schlecht ab – darunter auch Köln. Doch es tut sich etwas.

Wer in Köln mit dem Fahrrad unterwegs ist, dürfte das ein oder andere Mal laut geflucht haben: Autos und Lieferfahrzeuge, die den Radweg blockieren, zu wenig Abstand zum Autoverkehr, weil die Fahrradspur zu eng ist, Glasscherben auf dem Asphalt, die die Reifen zerstören. Und doch werden die Fahrradfahrer in Köln laut dem Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) Jahr für Jahr etwas zufriedener - wenn auch auf vergleichsweise niedrigem Niveau.

Bei der bundesweiten Befragung konnten Radfahrer in Deutschland von September bis November 2024 bewerten, wie fahrradfreundlich sie ihre Wohnorte finden. In Köln haben sich besonders viele Menschen an der Umfrage beteiligt, sagt der ADFC. In der Kategorie der 15 Metropolen mit mehr als 500.000 Einwohnern liegt Köln auf Platz 11, direkt hinter Düsseldorf. Auffällig in dem Ranking: In NRW sind viele Menschen mit den Radfahrbedingungen in ihren Städten und Gemeinden vergleichsweise unzufrieden, wobei Großstädte am schlechtesten abschneiden. Die Schlusslichter bilden Dortmund auf Platz 13, gefolgt von Essen und Duisburg.

Die Radfahrenden in NRW bemängeln dem Verband zufolge vor allem fehlende Kontrollen von Falschparkern auf Radwegen, die Ampelschaltungen für Radfahrende und zu schmale Radwege. Zufrieden sind sie jedoch mit der Erreichbarkeit des Stadtzentrums und geöffneten Einbahnstraßen in Gegenrichtung.

Köln verbessert sich wegen Innenstadt und Ehrenfeld

In der vorigen Erhebung 2022 war Köln noch auf Platz zwölf gelandet. Dass es nun minimal nach oben ging, liegt vor allem an den Bezirken Innenstadt und Ehrenfeld. „In der Innenstadt hat das viel mit der fahrradfreundlichen Umgestaltung der Ringe durch das Projekt ‚Ringfrei‘ zu tun“, sagt Christoph Schmidt vom ADFC Köln. In Ehrenfeld sei vor allem die Venloer Straße sehr positiv bewertet worden, auf der sich Autos nur noch stadteinwärts, Fahrradfahrer aber in beide Richtungen bewegen dürfen.

Doch in anderen Gegenden Kölns gibt es laut Schmidt noch großen Nachholbedarf. „Viele Stadtbezirke haben überhaupt kein Radverkehrskonzept“, sagt er. „Die Menschen aus diesen Vierteln wollen aber denselben Fortschritt sehen wie in der Innenstadt.“ Besonders negativ fällt Kalk auf, das am häufigsten die schlechteste Note erhielt, vor allem wegen Konflikten mit Falschparkern. Auch Chorweiler wurde häufig schlecht bewertet, wenngleich es dort auch viele Bestnoten gab – vor allem wegen geringerer Konflikte.

Kölns Autoverkehr müsste für Klimaziel stark reduziert werden

Außerdem wurde dieses Jahr der Fahrradschnellweg für Pendler zwischen Frechen und Köln auf Eis gelegt, weil Kosten und Aufwand dafür nicht im richtigen Verhältnis gestanden hätten und das Land NRW sich somit nicht an der Finanzierung beteiligen wollte. Das Scheitern des Projekts bezeichnet Christoph Schmidt vom ADFC als „Blamage für Stadt und Land“. Köln plane, bis 2035 klimaneutral werden. „Wenn wir das einhalten wollen, müssen wir den heutigen Autoverkehr um zwei Drittel reduzieren.“ Ob das gelingt, hängt in Schmidts Augen von den Kommunalwahlen im September ab – und davon, ob die entsprechenden Parteien das Budget und die Arbeitsstellen im Bereich Mobilität schaffen oder nicht.

Auch die NRW-Kommunen fordern für den Ausbau der Radwege mehr Geld vom Bund. „In vielen Städten hat das Rad bereits 15 Prozent und mehr Anteil am gesamten Verkehr, in manchen sogar mehr als 30 Prozent“, sagte der stellvertretende Geschäftsführer des Städtetages NRW, Stefan Hahn, der dpa. Was verändert werde, richte sich auch nach den finanziellen Möglichkeiten. Der Bund habe zwar angekündigt, den Radwegausbau wieder stärker fördern zu wollen. „Aber das wird nicht für alle Projekte reichen, die geplant sind.“

Besonders gut kommt im Ranking Aachen weg: Die Stadt zählt, neben Münster, Freiburg und Karlsruhe, zu den besten Fahrradstädten bis 500.000 Einwohner. Das liegt laut ADFC an der langfristigen Verkehrsplanung: Die Stadt habe ein flächendeckendes, gut ausgebautes Radverkehrsnetz entwickelt, hochwertige Abstellplätze und ein attraktives Leihangebot. 

Bundesweiter Spitzenreiter bei den Großstädten ist übrigens Frankfurt am Main. Fahrradfahrer bewerten hier vor allem geschützte Radfahrstreifen positiv, und auch die Stadt investiert - etwa in den Ausbau von Radabstellanlagen, und sie baut ein städtisches Lastenrad-Sharing auf.