Kommentar zum CDU-LandesparteitagFriedrich Merz punktet, aber Hendrik Wüst gehört die Zukunft

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Hendrik Wüst (links, CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, spricht neben Friedrich Merz (CDU), CDU-Bundesvorsitzender und Unions-Fraktionsvorsitzender, beim Landesparteitag der CDU in Hürth.

Hendrik Wüst (links, CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, spricht neben Friedrich Merz (CDU), CDU-Bundesvorsitzender und Unions-Fraktionsvorsitzender, beim Landesparteitag der CDU in Hürth.

Die NRW-CDU hat in Hürth ihren Vorsitzenden im Amt bestätigt. Ein Kommentar.

Friedrich Merz wird oft eine mangelnde Impulskontrolle vorgeworfen. Wenn er sauer ist, vergreift er sich immer wieder im Ton. Beißende Kritik paart sich bisweilen mit einer herablassenden Art. Ein Habitus, den viele Menschen für wenig sympathisch halten. Auch in der Union heißt es: Wer so auftritt, hat als Kanzlerkandidat keine Chance.

Beim Landesparteitag in Hürth wurde der Auftritt von Merz mit Spannung erwartet. Im Sommer hatte es zwischen dem Bundesvorsitzenden und dem NRW-Landeschef Hendrik Wüst gekracht. Ein Gastbeitrag in der FAZ von Wüst ließ sich als Generalkritik am Kurs von Merz lesen. Ein Signal, dass der CDU-Landeschef nach der Kanzlerkandidatur schielt? Das konnte man so verstehen. Merz war sauer.

Wogen zwischen Friedrich Merz und Hendrik Wüst haben sich offenbar geglättet

Inzwischen haben sich die Wogen offenbar geglättet. Merz nahm das Thema in Hürth offensiv auf – und erklärte den Konflikt kurzerhand für beendet. Man habe im Juni „eine kleine Kurve“ gefahren. Jetzt arbeite man aber ohne Widerspruch zusammen. Geschlossenheit sei wichtig, um Wahlen zu gewinnen, sagte Merz. Eine Feststellung, mit der er seinen Führungsanspruch geschickt untermauert. Denn in der CDU hat der Bundesvorsitzende traditionell den ersten Zugriff auf die Kanzlerkandidatur.

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In Hürth konnte Merz auch Kritiker überzeugen. Mit guten Umfragen für die CDU im Rücken, präsentierte er sich moderat, aber selbstbewusst als Generalist. Wohlwollend wurde registriert, dass Merz sich diesmal heftige Angriffe auf die Grünen verkniff. Damit nahm er Rücksicht auf Wüst, den Attacken in Düsseldorf in Verlegenheit gebracht hätten.

Merz kann punkten, wenn er den souveränen Macher gibt. Im direkten Vergleich ist Wüst aber deutlich anschlussfähiger und kommt mit seiner ausgleichenden, präsidialen Art in den großstädtischen Milieus deutlich besser an. Merz kann nur Kanzlerkandidat werden, wenn Wüst sich nicht gegen ihn stellt. Danach sieht es aktuell nicht aus. Er weiß, dass ihm die Zukunft gehört.

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