Seit dem Jahr 2000 werden die Sommer in NRW immer heißer. Wie kann man die Bevölkerung von den Folgen des Klimawandels schützen? Darüber diskutierten Experten in Düsseldorf.
NRW beklagt pro Jahr 622 HitzetoteExpertin warnt: „Dunkelziffer ist viel höher“

Im Alter lässt der Durst bei vielen Menschen nach. An heißen Tagen kann das besonders gefährlich werden.
Copyright: dpa-tmn
Im Zeitraum von 1992 bis 2024 hat es in NRW im Durchschnitt jährlich 622 Hitzetote gegeben. Das geht aus dem Klimaatlas NRW hervor. Yvonne Wieczorrek, Klimaanpassungsmanagerin beim Umweltamt der Stadt Köln, schätzt, dass die Dunkelziffer höher liegen dürfte. „Wenn jemand zum Beispiel aufgrund von hitzebedingten Kreislaufproblemen stürzt und stirbt, fließt das in der Regel nicht in die Statistik mit ein“, sagte Wieczorrek dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Die Klimaschutzexpertin nahm in dieser Woche an einem Kommunalkongress zur Klimaanpassung teil, zu der NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) nach Düsseldorf eingeladen hatte. Mehr als 200 Teilnehmende diskutierten darüber, wie sich die Städte und Gemeinden besser vor Starkregen und Hochwasser schützen können. Auch der Umgang mit der Dauerhitze war ein wichtiges Thema. „Gerade in Großstädten wie Köln sind die Sommer seit dem Jahr 2000 von Jahr zu Jahr immer heißer geworden“, erklärte Wieczorrek. Das setze vor allem viele Senioren großen Belastungen aus.
Umweltminister Krischer erklärte, die Klimakrise sei keine ferne Zukunft, sondern Realität: „Schon im Frühjahr dieses Jahres litten wir unter wochenlanger Trockenheit. Wochen ohne nennenswerten Regen haben die Böden ausgedörrt, schon im April gab es in NRW zahlreiche Waldbrände“, erklärte der Politiker aus Düren. Dies sei ein deutliches Warnsignal dafür, „wie sehr sich die Risiken verschieben und wie verletzlich unsere Landschaften und Ökosysteme“ inzwischen seien. In NRW sei „jederzeit mit Extremsituationen“ zu rechnen.
Alles zum Thema Hochwasser, Überschwemmung und Flut
- 3D-Modell lässt Burg auferstehen Archäologietour Nordeifel am Sonntag hat sechs Stationen
- Hochwasserschutz Diese Maßnahmen sollen künftig Überschwemmungen in Hürth verhindern
- Hochwasserschutz Stadt Bedburg will 80 Hektar Wald an der Ressourcenschutzsiedlung kaufen
- Sülzbrücken in Rösrath Stadt fordert Beteiligung bei Bauplänen von Straßen NRW
- Chaos auf Urlaubsinsel Heftiges Unwetter sorgt für Ausnahmezustand – Armee rückt aus
- Unwetter in Vietnam Zahl der Todesopfer durch Sturm „Bualoi“ steigt
- Hochwasser Bedburger FWG fordert lückenlose Aufklärung der Flut
Krischer appellierte an die Teilnehmer, die Mittel aus dem Sondervermögen des Bundes auch für die Klimaanpassung zu nutzen. „Wenn Sie einen öffentlichen Platz sanieren, denken Sie gleich an den Untergrund – kann er große Wassermengen aufnehmen“, sagte Krischer. „Wenn Sie eine neue Schule oder Kita bauen, prüfen Sie die Baumaterialien auf ausreichenden Hitzeschutz, identifizieren Sie potenzielle Überflutungsgefahren und sorgen Sie vor“, fügte der Minister hinzu.
Die Kölner Klimaanpassungsmanagerin Wieczorrek erklärte, bei der Umsetzung der Projekte sei Ausdauer erforderlich. „Flächenentsiegelungen lassen sich oft nicht so mal eben umsetzen, Begrünungsmaßnahmen passen oft vermeintlich nicht mit dem Ziel der Investoren, günstig zu bauen, zusammen. Letztlich kommen wir vor allem über Fördermaßnahmen einen Schritt weiter.“
Wenngleich in Köln prestigeträchtige Vorzeigeprojekte – wie in Düsseldorf der begrünte Kö-Bogen – fehlten, würden Fördermaßnahmen gut angenommen. Beim städtischen Förderprogramm „GRÜN hoch 3“ sei der Beratungsbedarf groß, hieß es. Die Fassadenbegrünungen mit Efeu und wildem Wein stünden zum Beispiel in dem Ruf, den Putz der Hausfassade zu schädigen. Bei einer intakten Hausfassade sei das jedoch nicht der Fall, sagte Sven Koch vom Umweltamt