Grüne sind entsetztFunktionär der Jungen Union in NRW nahm an Trump-Gala teil

Lesezeit 3 Minuten
Gegen den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump laufen mehrere Anklagen.

Gegen den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump laufen mehrere Anklagen.

Der USA-Besuch von Fabrice Ambrosini sorgt für Ärger. Auch NRW-Innenminister Herbert Reul nimmt Stellung.

Zwischen CDU und Grünen in NRW gibt es die ungeschriebene Übereinkunft: Konflikte werden intern ausgetragen, öffentliche Kritik an der anderen Seite ist ein Tabu. Jetzt wurde der Nichtangriffspakt erstmals gebrochen. Die Grünen fahren schweres Geschütz gegen einen Nachwuchspolitiker der Union auf. Der heißt Fabrice Ambrosini und macht im Stadtrat von Bergisch Gladbach Kommunalpolitik.  Der Mitgliederbeauftragte der Jungen Union in NRW hatte in New York an einer Trump-Gala teilgenommen, bei der sich europäische Politiker aus der rechten Szene trafen.

JU Kreisvorstand 
Vorsitzender Fabrice Ambrosini

Fabrice Ambrosini (Archivbild)

Max Lucks ist Bundestagsabgeordneter der Grünen aus Bochum. Der frühere Bundesprecher der Grünen Jugend war entsetzt, als bei TikTok Bilder von der Gala auftauchten, die der Influencer Jeremy Fragrance ins Netz gestellt hatte. Die Teilnahme von Ambrosini an dem Treffen „irritiere“ ihn sehr, sagte Lucks. „Man muss eine außenpolitische Verantwortungslosigkeit vermuten. Da wird mit den Leuten auf einen Sekt angestoßen, die vom Ende der europäischen Souveränität träumen und der Ukraine ihre Hilfe streichen wollen“, sagt der Grüne dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

JU-Chef will Gespräch mit Ambrosini führen

An der Veranstaltung in New York hatten auch Politiker der AfD teilgenommen. Fragrance hatte nicht nur mit Ambrosini, sondern auch mit Alexander Kleine, einem Prominenten der rechtsextremen „Identitären Bewegung“ posiert. Der Abgeordnete Lucks ist entsetzt. „Die Junge Union ist gut beraten, sich davon klar zu distanzieren und endlich Konsequenzen ziehen“, so der Fachpolitiker für Menschenrechte. Alles andere ist sei ein „fatales“ Statement.

Alles zum Thema Herbert Reul

Der Chef der Jungen Union in NRW, Kevin Gniosdorz, äußerte sich zurückhaltend. Er habe aus den Medien von dem Vorgang erfahren, sagte er dieser Zeitung. Ambrosini sei nicht als offizieller Vertreter der Jungen Union unterwegs gewesen. Dennoch wolle man über den Besuch der Veranstaltung sprechen. „Ich werde mir die Sache ansehen und dann ein Gespräch mit Fabrice führen“, sagte Gniosdorz.

Die Trump-Gala war von der Jugendorganisation der Republikaner, Young Republicans (YR), organisiert worden. Ambrosini sagt unserer Zeitung, die Junge Union und die YR seien seit Jahrzehnten als Schwesterorganisationen miteinander verbunden. Er sei auf Einladung der Amerikaner nach New York gereist. Auf der Veranstaltung sei er mit dem Parfum-Influencer Fragrance, den er vorher nicht kannte, ins Gespräch kommen. „Politische Äußerungen, gleich welcher Art, nahm ich von ihm nicht wahr“, so Ambrosini.

JU-Funktionär bereut die Reise nicht

Trump hatte angekündigt, er werde als US-Präsident die Hilfen für die Ukraine massiv zurückfahren. Ambrosini stellte klar, dass er den Abwehrkampf der Ukraine gegen Russland unterstütze. „Ich hatte keine Gelegenheit, mit Trump zu sprechen. Hätte ich sie gehabt, hätte ich auch ihm deutlich gemacht, dass Deutschland unverbrüchlich an der Seite der Ukraine steht und wir uns wünschen, dass dies auch weiterhin für die USA gilt“, so der JU-Kreisvorsitzende.

Ambrosini bereut die Reise nicht. „Der Umstand, dass anscheinend auch Mitglieder der AfD versuchen, einen Kontakt zur offiziellen Partnerorganisation der JU aufzubauen, zeigt mir, dass es wichtig war, dort Flagge für die Union zu zeigen“, so der JU-Funktionär. Man dürfe den Kontakt zur Jugendorganisation der Republikaner nicht der AfD überlassen.

NRW-Innenminister Herbert Reul ist der Chef des CDU-Bezirks Bergisches Land. „Für jedes CDU-Mitglied gilt: Aufpassen, mit wem man sich abgibt. Nicht jede Veranstaltung, die zum Netzwerken interessant erscheint, ist wirklich sinnvoll“, sagte Reul auf Anfrage. „Das muss jeder für sich genau prüfen und sich dafür im Nachhinein auch Fragen gefallen lassen.“

KStA abonnieren