Umfrage unter BürgernNeue Angebote für öffentlichen Nahverkehr in NRW führen oft zum Verzicht aufs Auto

Lesezeit 3 Minuten
Mit über 1000 Fahrten im Monat ist der Hürther Hüpper ein Erfolgsmodell. Die Stadtwerke prüfen, das Nahverkehrsangebot auf weitere Ortsteile auszudehnen.

Mit über 1000 Fahrten im Monat ist der Hürther Hüpper ein Erfolgsmodell. Die Stadtwerke prüfen, das Nahverkehrsangebot auf weitere Ortsteile auszudehnen.

Seit 2021 testet das Land neue Formen der Mobilität. Erste Erfolge werden jetzt sichtbar.

Die Menschen in NRW, die außerhalb der Ballungszentren wohnen, sind durchaus bereit, den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen und das Auto auch mal stehenzulassen, wenn das Angebot stimmt. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter den Bürgern von 15 Kommunen, in denen das Land seit 2021 neuen Formen der Mobilität testet, fünf davon in Gemeinden, die zum Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) gehören. Die Umsteiger-Quote liegt im Durchschnitt bei 43 Prozent.

Umsteiger-Quote liegt nach einem Jahr bei 43 Prozent

Im Kreis Euskirchen wird derzeit ein E-Bike-Verleihsystem aufgebaut, das am Ende rund 110 E-Bikes umfassen soll, die an zehn zu Mobilstationen umgebauten Haltestellen und 20 weiteren virtuellen Stationen genutzt werden können.

Durch die Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid im Rhein-Sieg-Kreis fährt ein neuer Ortsbus, der umsteigefrei zwischen den beiden Hauptorten fährt und weitere Ortschaften anbindet. Über dies ist ein On-Demand-Angebot in weniger erschlossenen Teilen der Gemeinde eingeführt worden.

Alles zum Thema VRS

In Hürth wird das Anrufsammeltaxi durch ein On-Demand-System ersetzt, das zunächst mit einer maximalen Wartezeit von einer halben Stunde rund um die Uhr zur Verfügung steht. Im Aachener Norden soll ein vergleichbares System je nach Bedarf die Verknüpfung zum öffentlichen Nahverkehr garantieren. Alle Projekte sollen zunächst bis Ende 2025 getestet und danach ausgewertet werden, ob sich der Weiterbetrieb lohnt.

Schnelle Verbindungen sind das A und O

Die erste Umfrage nach einem Jahr ergab, das vor allem innerstädtische Wege mit den neuen Verkehrsmitteln zurückgelegt wurden. Ihr Bekanntheitsgrad hat im Laufe der Zeit deutlich zugenommen. Die durchschnittlichen Buchungen pro Tag stiegen in einigen Fällen um mehr als das Doppelte. Als Hauptgrund für den Umstieg wurden schnelle Verbindungen genannt. Etwa die Hälfte der Befragten gab an, weiter das Auto zu nutzen, wenn es das neue Mobilitätsangebot nicht gäbe.

Der Versuch gebe „den Kommunen in ländlichen Räumen wichtige Hinweise für eine attraktive Gestaltung des ÖPNV, den die Menschen gern und häufiger nutzen“, sagt Theo Jansen, Leiter des Zukunftsnetzes Mobilität NRW beim VRS.

Die Untersuchung umfasst die Angebotsqualität, die Nachfrage, die verkehrliche Wirkung, die Wirtschaftlichkeit und die Auswirkungen auf den Klimaschutz. Sie wird vom Wuppertal-Institut betreut. Um die Kundenzufriedenheit zu ermitteln, können Fahrgäste per Smartphone über einen QR-Code in den Fahrzeugen oder klassisch per Fragebogen teilnehmen.

„Unsere Ziele zum Klimaschutz sind klar definiert und eine der größten Stellschrauben, um diese Ziele zu erreichen, ist der Verkehrssektor. Die Modellvorhaben zeigen, dass nachhaltige Mobilität von den Menschen angenommen wird. Dazu gehört auch, dass wir das Angebot nicht nur in den Städten, sondern auch in den ländlichen Regionen ausbauen müssen“, sagt NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne).

KStA abonnieren