Wie glücklich sind die Kölner?Diese drei NRW-Gebiete gehören zu Deutschlands „Glücksregionen“

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Ein Vater und eine Mutter halten die Hände ihrer Tochter, während sie auf einem Gehweg gehen.

In der Umfrage des SKL Glücksatlas zeigte sich: Mit ihrem Familienleben sind viele Menschen in NRW zufrieden. (Symbolbild)

Viele der glücklichsten Menschen Deutschlands leben in Nordrhein-Westfalen. Das zeigte sich in den Befragungen des SKL Glücksatlas.

Nordrhein-Westfalen gehört zu den Regionen mit den glücklichsten Menschen in Deutschland. Innerhalb von NRW leben die zufriedensten Menschen im Münsterland sowie rund um Köln und Düsseldorf. Bewohner des Ruhrgebiets und Nord-Westfalens sind allenfalls durchschnittlich glücklich.

Zu diesen Ergebnissen kommt die Erhebung des SKL Glücksatlas – eine seit 2011 jährlich erscheinende Studie zu Lebenszufriedenheit und Glücksgefühl der Bevölkerung Deutschlands. Dazu wurden von August 2022 bis Juni 2023 insgesamt 11.425 Personen ab 16 Jahren zu ihrer Lebenszufriedenheit befragt.

Drei von fünf Regionen in NRW gehören laut Umfrage zu den „Glücksregionen“

Das Ergebnis für Nordrhein-Westfalen: Die Lebenszufriedenheit ist ungleich verteilt. Von einem besonders hohen Wohlbefinden berichten die Münsterländer (7,23 von 10 möglichen Punkten), dicht gefolgt von der Umgebung rund um Düsseldorf (7,18 Punkte) und Köln (7,04 Punkte). Diese drei Regionen gehören laut den Ergebnissen der Umfrage zu den „Glücksregionen“ Deutschlands.

Die Region Westfalen schwächelt, liegt aber mit 6,95 Punkten noch oberhalb des gesamtdeutschen Durchschnitts. Nur das Ruhrgebiet fällt ab und liegt im Vergleich im unteren Mittelfeld (6,72 Punkte). 

Nach dem Corona-Tief erholt sich Nordrhein-Westfalen in kleinen Schritten

Insgesamt liegt NRW bei 7 von 10 Punkten. Damit liegt das Bundesland auf Platz fünf der glücklichsten Einwohner, nur übertroffen von Schleswig-Holstein, Hamburg, Bayern und Hessen. 

Wie viele andere Bundesländer erholt sich NRW in kleinen Schritten von dem Corona-Tief im Jahr 2021. Doch das vorpandemische Zufriedenheitsniveau aus dem Jahr 2019 konnte auch im Jahr 2023 noch nicht wieder erreicht werden. 

Die „4G“ des Glücks

Warum Menschen in ihrer Region glücklich sind, hängt von verschiedenen Faktoren ab, so Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen von der Universität Freiburg, wissenschaftlicher Leiter der Erhebung.

Diese Gründe könne man systematisch als die „4G des Glücks“ erfassen:  Gesundheit, Gemeinschaft (zum Beispiel Familie und Freunde), Geld und genetische Disposition (Persönlichkeitsmerkmale wie Optimismus). 

Seit 2020 werden die Menschen mit ihrer finanziellen Situation zunehmend unzufriedener

Zwar liegt die Einkommenszufriedenheit in NRW oberhalb des gesamtdeutschen Durchschnitts, auch wenn sie seit 2020 zurückgeht. Doch NRW ist auch an dieser Stelle heterogen: Die Angaben unterscheiden der Befragten unterscheiden sich stark pro Region und Bevölkerungsgruppe.

Besonders in den großen Städten gibt es viele Menschen, die sich am unteren Ende des Einkommensspektrums befinden. Hält die Inflation an, könnte die Anzahl der von Armut bedrohten Menschen weiter steigen.

In Nordrhein-Westfalen liegt der Anteil derjenigen, die weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens verdienen, mit 17,4 Prozent gerade über dem gesamtdeutschen Durchschnitt.

NRW ist die Heimat großer Unternehmen mit gut bezahlten Arbeitsplätzen

E.ON, Metro, Telekom, Deutsche Post, Thyssenkrupp – diese großen Unternehmen sitzen in NRW und bieten der Bevölkerung Arbeitsplätze. Das Bundesland scheint den Strukturwandel, weg von der Kohle, hin zu anderen Industrien und in das Dienstleistungsgewerbe gemeistert zu haben.

Das spiegelt sich auch in der Arbeitszufriedenheit seiner Bewohner. Diese liegt trotz steigender Einkommensunzufriedenheit leicht über dem bundesdeutschen Durchschnitt. Die Menschen sind somit mit ihrer Arbeit im Schnitt wieder genauso zufrieden wie in den Jahren 2015 und 2016. Die negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Arbeitsleben scheinen damit überwunden zu sein.

Im Bundes-Vergleich sind die Menschen in NRW besonders zufrieden mit ihrem Familienleben

Gerade in Westfalen und dem Münsterland gibt es viele Partner- und Familienhaushalte, was sich positiv auf die Familienzufriedenheit auswirkt. Diese ist in NRW deutlich höher als in anderen deutschen Bundesländern.

Auch hier ist das Vor-Corona-Niveau noch lange nicht erreicht. Überhaupt war das Gefühl der Familienzufriedenheit früher (2015 bei 8,08 Punkten) deutlich höher. Was sich seitdem verändert hat: eine zunehmende Anzahl an Einpersonenhaushalten und steigende Wohndistanzen zwischen Verwandten und Familienmitgliedern.

Gute Anbindungen und wenige Pendler

Durch die dichte Besiedlung gibt es NRW im Vergleich zum Rest von Deutschland nur wenige Pendler mit einem Arbeitsweg von mehr als 150 Kilometern. Auch die Autobahnen sind mit einer durchschnittlichen Pkw-Fahrzeit von 10,6 Minuten zu erreichen. Im bundesdeutschen Vergleich sind es 16 Minuten. Dasselbe gilt für die ÖPNV-Haltestellen. Sie liegen im Schnitt immer näher als anderswo in Deutschland. Trotz der viel befahrenen Autobahnen sterben in NRW weniger Menschen im Straßenverkehr. 

Negativ wirkt sich dagegen die Arbeitslosigkeit auf: Die Quote liegt in NRW etwa bei 7,4 Prozent - 1,7 Prozent über dem deutschen Durchschnitt. Auch die Schuldenquote ist um 1,7 Prozent höher als in anderen Bundesländern – und zwar nicht nur im privaten, sondern auch im kommunalen Bereich.

Im Vergleich zu anderen Großstädtern sind die Kölner nur mäßig mit ihrem Leben zufrieden

Im direkten Städtevergleich des Glücksatlas erreicht die Stadt Köln den siebten Platz, knapp hinter Düsseldorf. Bei der Umfrage beklagten die Bewohner besonderen Handlungsbedarf hinsichtlich der Aspekte Sicherheit, Verkehr, Wohnsituation, Arbeit und Naherholungsmöglichkeiten.

Im Vergleich zu anderen Großstädten bewerten die Kölner ihre persönlichen Lebensbereiche wie Familien-, Wohn-, oder Arbeitszufriedenheit als unterdurchschnittlich. (Abb. 2)

Besonders gering ist die Zufriedenheit mit dem eigenen Haushaltseinkommen; Dabei gehören die Kölner gehören laut Umfrage hinsichtlich des Einkommens, der Kaufkraft sowie der Armutsgefährdungsquote zum guten Mittelfeld im Großstädtevergleich. Es gibt auch keinen Hinweis, dass in Köln ein größerer Anteil als in anderen Städten Geldprobleme hätte, also etwa überschuldet ist. Der Rückschluss der Erhebung: „Offenbar brauchen die Kölner einfach mehr Geld, um zufrieden zu sein.

Die Kölner fühlen sich gesund und blicken optimistisch in die Zukunft

Allein mit ihrer Gesundheit sind sie etwas zufriedener als der Durchschnitt. Das liegt aber weniger an der örtlichen Gesundheitsversorgung oder den Erholungsmöglichkeiten, sondern viel mehr an der Bevölkerungsstruktur. Mit durchschnittlich 41,6 Jahren ist Köln eine relativ junge Großstadt. Und junge Menschen bewerten ihre Gesundheitszufriedenheit grundsätzlich besser als ältere.

Weil die Bewohner Kölns im Schnitt eher jung sind, scheinen sie auch optimistischer. Sie ist sogar die zweitoptimistischste Stadt, gleich nach Frankfurt: 48 Prozent der Kölner glauben, dass es ihnen in 5 Jahren (viel) besser gehen wird. Zum Vergleich: In Frankfurt sind es 53,5 Prozent, in Dresden nur 37 Prozent. Die Optimisten unter den Kölnern sind im Schnitt 34 Jahre alt. Wer hingegen glaubt, dass es ihm in 5 Jahren ähnlich oder schlechter gehen wird, ist im Durchschnitt 50 Jahre alt.

Auch die Zufriedenheit mit dem Zusammengehörigkeitsgefühl liegt in Köln höher als im Städte-Durchschnitt. Dazu trägt wohl auch die Kneipen- und Brauhauskultur der Stadt bei: Mit 2,8 Kneipen und Clubs je 1.000 Einwohner haben die Kölner besonders viele Möglichkeiten zum Ausgehen.

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