Drama um Pferd im Aachener Wald. Die Kölner Feuerwehr ist bis Oktober dieses Jahres bereits 985-mal ausgerückt, wenn Tiere in Not waren.
Tierrettung in NRWWie die Stute Fee vom Erdboden verschluckt wurde

Stute Fee in einem Erdloch im Aachener Wald
Copyright: Lutz Hauch/Comcavalo
Als Fee vom Erdboden verschluckt wurde, dachte Reitlehrerin Gabi Schick zunächst, ihr Pferd sei „irgendwie“ mit einem Hinterbein weggerutscht. „Weil ich das Gefühl hatte, die Stute senkt sich hinten ab“, erzählt die 37-Jährige. Intuitiv habe sie deshalb versucht, das Tier vorwärtszutreiben, damit es sich „nach vorne hin“ stabilisiert.
„Als dann aber so gar keine Vorwärtsbewegung kam, hatte ich das Bauchgefühl, dass da irgendwas nicht in Ordnung ist“, so die Aachenerin. Reflexartig sprang sie deshalb, vor etwa drei Wochen, aus dem Sattel auf den Waldweg. Als sie sich umdrehte, war ihr Pferd jedoch verschwunden. Bis auf den Kopf, der aus dem Erdboden lugte.
Nur der Kopf des Pferdes lugte noch aus dem Boden
„Dann lacht man unwillkürlich, weil man glaubt, das kann doch nicht wahr sein“, erinnert sich Schick. Perplex sei sie damals um den Pferdekopf gelaufen, habe ihn von allen Seiten angeschaut. „Ich war einfach zu überrascht, konnte es nicht begreifen“, sagt die Inhaberin einer Reitschule und Pferdepension: „Ich brauchte tatsächlich ein paar Sekunden, um zu realisieren, was da gerade vor sich geht.“
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Gabi Schick beruhigt ihr Pferd während der dramatischen Rettung im Aachener Wald
Copyright: Lutz Hauch/Comcavalo
Als der erste Schreck gewichen war, wollte sie zunächst einen in der Nähe wohnenden Landwirt um Hilfe bitten. Fragen, ob der Nachbar die eingezwängte Stute mit einem Traktor aus ihrem Erdgefängnis ziehen kann. Als der Bauer nicht an sein Handy ging, verständigte Schick die Feuerwehr.
Tierarzt und Feuerwehr zum Noteinsatz
Denn die ist bundesweit auch zur Stelle, wenn Tiere in Not geraten. Die Kölner Feuerwehr beispielsweise ist dazu in diesem Jahr bis Ende Oktober bereits 985-mal ausgerückt. Im vergangenen Jahr waren es 1118 Einsätze, 2023 sogar 1200. Vor zwei Wochen beispielsweise wurde ein Hund befreit, der sich mit seinem Kopf in einem schmiedeeisernen Zaun verklemmt hatte. In der Vergangenheit wurde zudem eine drei Meter lange Boa Constrictor wieder eingefangen, ein aus dem Zoo entwichener Roter Panda oder ein bissiger Hund am Ebertplatz.

Bei einem Einsatz am Ebertplatz wurde ein Polizist von einem Hund gebissen, der anschließend von der Tierrettung der Feuerwehr fixiert werden musste.
Copyright: Arton Krasniqi
Ein Eichhörnchen, das sich in einem Katzenschutznetz verfangen hatte, wurde ebenso befreit, wie ein Reh aus einem Kanal, ein Katzenbaby aus dem Radlauf eines Lkw, ein Jack Russel Terrier aus einem Kaninchenbau und für eine weitere Katze, die in einen Schornstein gefallen war, stemmte die Feuerwehr die Außenwand eines Wohnhauses auf. Für Tiere, die einfach nur übergeben oder aufgelesen werden, sucht die Feuerwehr auch Unterkünfte. Eine Ziege beispielsweise, die auf der Autobahn an einer Leitplanke festgebunden worden war, wird in einem Kölner Tierheim mittlerweile als Therapietier für Kinder eingesetzt.

Vor zwei Wochen in Köln: Ein Hund hat seinen Kopf in einem Gitter eingeklemmt. Frauchen beruhigt und die Feuerwehr befreit das Tier wenig später.
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Die Suche nach einer Bleibe für einen Steppenwaran, den Passanten in einer Plastiktüte gefunden hatten, dauerte sogar 36 Stunden. „Bei Wohnungsbränden oder anderen Gefahrenlagen wird, nachdem die Menschenrettung beziehungsweise -suche abgeschlossen ist, umgehend auch eine Tierrettung aus dem Gefahrenbereich durchgeführt“, berichtet Feuerwehrsprecher Ulrich Laschet.
Sauerstoffmaske für Katze
Hierbei könne das technische Gerät auch für die Behandlung von Vierbeinern eingesetzt werden. Im Juli 2020 beispielsweise sei eine Katze „nach einem Kellerbrand mit Hilfe der Sauerstoffversorgung erstversorgt und zu einem Tierarzt transportiert“ worden, so Laschet. „Großtiere“ wie ein Pferd oder eine Kuh hätten in den vergangenen Jahren zwar nicht gerettet werden müssen. Um auf dem Laufenden zu bleiben, werde dies aber regelmäßig mit einem lebensgroßen Pferdedummy geübt.

Ein von einem Kind zu Hilfe gerufener Feuerwehrmann bugsiert eine Gänsemama und ihre Küken, die auf die angrenzende Straße gelaufen waren, zurück zum Aachener Weiher in der Kölner Innenstadt.
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Wer für die Einsätze bezahlt, komme auf den Einzelfall an, so Laschet. Bei Wildtieren sei natürlich die Staatskasse zuständig. Bei Haus- oder Nutztieren könne aber auch der Eigentümer oder der Verursacher der Gefahrensituation herangezogen werden, wenn diese vorsätzlich oder fahrlässig gehandelt hätten. Laut Feuerwehrgebührensatzung werde dann die Arbeitszeit sowie das eingesetzte Gerät in Rechnung gestellt.

Der ausgebüxte Rote Panda in einem Baum neben dem Kölner Zoo.
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Beim Großeinsatz in Aachen war das nicht der Fall. Auch Lutz Hauch, Spezialist für Großtierrettung, wurde vor drei Wochen zu Hilfe gerufen, als die Stute Fee im Boden versunken war. Als er ankam, waren Feuerwehr und Tierarzt bereits vor Ort. Meist müsse einem verunfallten Pferd ein Beruhigungsmittel verabreicht werden, berichtet Hauch. „Denn das sind ja Fluchttiere, für die es das Schlimmste ist, wenn sie eingeklemmt sind und sich nicht selbst befreien können.“
Grube mit Minibagger vergrößert
Beim immer wieder gestarteten Versuch, mit eigener Kraft aus der misslichen Lage zu kommen, würde so mancher Gaul in Panik geraten und wild um sich treten – wobei die helfenden Menschen schwer verletzt werden könnten. Doch Fee, deren Körper mit einer Infrarotlampe gewärmt wurde, verhielt sich vollkommen ruhig und musste nicht sediert werden. Die Mischung aus einem Warmblut und einem Norweger habe zunächst zwar „große Augen gemacht, dann aber etwa zweieinhalb Stunden klaglos hingenommen“, wie das Loch von der Feuerwehr mit Schaufeln und einem Minibagger vergrößert wurde, berichtet Hauch.

Ein Feuerwehrmann beruhigt eine aus einem Kanal gerettetes Reh.
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Nachdem das etwa 420 Kilo schwere Pferd mit einem Hebegurt nicht senkrecht nach oben befreit werden konnte, weil die Helfer schlichtweg nicht unter das Tier kamen, wurde es schließlich mit speziellen, sehr breiten Rettungsgurten nach vorne aus der Grube gezogen. Und konnte sofort auch selbst zum Stall zurücklaufen.
Schmuseeinheiten und Extra-Leckerchen für die „Star-Stute“
„Zum Glück hatte Fee sich nicht gebrochen“, berichtet Eigentümerin Gabi Schick, die in Aachen auch eine Pferdepension betreibt. Durch die zahlreichen Prellungen am ganzen Körper habe sich das Tier in den folgenden Tagen zwar etwas hölzern bewegt. Aber die Stute sei schnell wieder nach draußen auf die Wiese gegangen, habe Grass gefressen und sich von den Kindern verwöhnen lassen, die zu Besuch kamen.
„Mit seinen großen Kulleraugen und dem sanften Gemüt hatte das Pony zwar immer schon einen Fan-Club, nach der spektakulären Rettungsaktion aber gab es zahlreiche Extra-Leckerchen und Schmuseeinheiten“, so Schick, die mittlerweile auch eine „einigermaßen plausible Erklärung“ für das „mysteriöse Unfallloch“ gefunden haben will.

Das Pony Fee nach der geglückten Befreiung
Copyright: Lutz Hauch/Comcavalo
Die Theorie sei von einem Mitarbeiter des örtlichen Forstamtes gekommen. Der meine, die Erde im Untergrund sei im Laufe der Jahre durch Regen und die damit verbundene Feuchtigkeit weggespült worden. Es habe sich aber keine Grube gebildet, weil die oberste Schicht, der planierte und befestigte Waldweg also, wie eine Brücke stehen geblieben sei. „So lange, bis mein Pferd mit seinem Eigengewicht draufgelatscht ist und sie zum Einsturz gebracht hat“, sagt Gabi Schick.


