Kommentar zum AltkanzlerGerhard Schröder hat den moralischen Kompass verloren

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Altkanzler Gerhard Schröder im Juli 2020

Vielleicht ist seine fünfte Ehefrau So-Yeon Schröder-Kim die einzige Person auf der Welt, die Gerhard Schröder noch versteht. Was der Welt wenig hilft, weil weder der Altkanzler noch seine Frau etwas dafür tun, ihre Beweggründe und Gemütslage zu erklären. Sie stellt kryptische Bilder im sozialen Netzwerk Instagram ein, er schreibt missgelaunte Briefe. Von Selbstkritik und Selbstzweifeln des Putin-Lobbyisten ist nichts zu merken.

Schörder und So-Yeon

Gerhard Schröder mit Ehefrau So-Yeon Kim-Schröder

Jetzt ist Gerhard Schröder wieder öffentlich aufgetreten, bei einer Konferenz in der Nähe von Istanbul. Er nannte den Krieg „schrecklich“ und eine Folge „politischen Versagens“. Auf „beiden Seiten“ seien „viele Fehler gemacht“ worden. Die bestehenden „politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen Verbindungen“ dürften jetzt nicht abgebrochen werden.

Gerhard Schröder hat den moralischen Kompass verloren

Diese Worte sind übel und starrsinnig. Kein Wort der Kritik am Kriegsverbrecher im Kreml, kein Wort der Selbstkritik von einem Altkanzler, der jeden moralischen Kompass verloren hat.

In seiner Partei sind auch diejenigen schockiert, die ihm und seiner Sicht auf Russland lange nahegestanden haben. „Gerhard Schröder tritt sein eigenes Lebenswerk in die Tonne“, sagt ein Ex-SPD-Spitzenpolitiker. Und ein anderer klagt: „Hätte er nicht die Rubelzeichen in den Augen gehabt, wäre er als Kanzler der gesellschaftlichen Modernisierung in die Geschichte eingegangen.“

Das alles ist dem früheren Bastakanzler, der in zwei Wochen seinen 78. Geburtstag feiert, anscheinend herzlich egal. Als wäre er noch jemand, auf den es ankäme, reist er nach Moskau und Istanbul zu Gesprächen, von denen nichts bekannt wird.

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Dann tritt er mit der Attitüde eines Elder Statesman bei der Konferenz mit dem unpassenden Titel „Resiliente Städte und Transformation der Stadt“ auf. Auf der anderen Seite des Schwarzen Meeres transformiert russische Artillerie die Stadt Mariupol in eine Schuttwüste mit Abertausenden Leichen.

Gerhard Schröder sollte schweigen. Er hat alle Gelegenheiten verpasst, sich zu erklären.

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