Duda-Adventsgeschichte Folge 4Wie der falsche Nikolaus und Bommel Weihnachten retten

Lesezeit 4 Minuten
VerenaKoertingVierter-Advent

Die Illustration zum vierten Teil von „Der Weihnachtshund“

  • Eine Adventsgeschichte von Kölner Künstlern für Kölner Kinder: Christina Bacher und Verena Körting haben sich „Der Weihnachtshund“ ausgedacht.
  • An jedem Adventssamstag veröffentlichen wir an dieser Stelle eine Episode der vierteiligen Geschichte. Lesen Sie mit Ihren Kindern hier die vierte und letzte Folge!
  • So viel sei verraten: Die böse Managerin, die Bommel und Heinz unbedingt für ihre Show haben will, wird in dieser Folge gehörig ausgetrickst!

Köln – 

Der kleine Weihnachtsmarkt war nun voller Menschen, die sich durch die engen Gassen drängelten. Alle schienen gut gelaunt, es wurde gegessen und getrunken und auch die Bienenwachs-Kerzen fanden wie jedes Jahr reißenden Absatz. Lynn und ich hatten nur Augen und Ohren für das ungewöhnliche Musik-Duo auf der kleinen Bühne. Der graue Hund mit den zotteligen Haaren, einer Nikolausmütze auf dem Kopf und einer Lichterkette um den Hals saß am Klavier und spielte „Maria durch ein Dornwald ging“.

Und der alte Mann im Nikolauskostüm saß in einer Ecke, summte mit und ließ die Beine baumeln. Gleich würde er kleine Geschenke an die Kinder verteilen und ihnen über die Köpfe streichen.

Da zog mich Lynn am Arm. „Schau mal da vorn!“

Tatsächlich hatte sich die Managerin pünktlich an Tante Helgas Stand eingefunden. Ihre Tortenfrisur sah man schon von weitem und ihre keifende Stimme war nicht zu überhören. „Wo ist denn nun dieser Opa mit seinem klavierspielenden Köter?“ Sie war ganz schön genervt, weil sie es nicht gewohnt war zu warten. Sie hatte während des Konzerts nur telefoniert und keine Minute richtig zugehört.

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Autorin Christina Bacher

 „Ach, Sie sind diese Frau Adventskowa?“ Helga bot ihr leckere gezuckerte Früchte zum Probieren an, dann lächelte sie geheimnisvoll. „Ich bin die Managerin des Herrn Klamotten-Heinz und seines Geschäftspartners, des Herrn Bommels. Sie können mit mir verhandeln wegen ihrer Weihnachtsshow.“ So vergnügt hatte ich meine Tante lange nicht mehr gesehen. Da hatte Heinz ja die Richtige für die Rolle der Managerin gefunden.

„Bitte, was?“ Die Tortenfrisur drohte in sich zusammen zu fallen, so zitterte die Dame plötzlich am ganzen Leib, vermutlich vor Wut. „Der Hund stellt auch noch Bedingungen?“

„Na sicher. Falls Sie ihn so spontan für diese Winter-Saison beschäftigen wollen, sollten Sie Folgendes wissen: Erstens tritt der Herr Bommel nur gemeinsam mit seinem Partner Heinz auf. Zweitens beabsichtigen die beiden in keinster Weise vorher zum Friseur zu gehen. Und drittens fordern sie eine – auf Ihre Kosten – feierliche Weihnachtsparty am 24. unter der beleuchteten Tanne hier – selbstverständlich mit gratis Essen und Trinken für alle.“

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Ich war schwer beeindruckt, wie sich meine Tante bemühte, ernst zu bleiben. Die Frau zupfte ihre Frisur zurecht. Man merkte, wie sie sich äußerlich beherrschte, aber innerlich vor Wut schäumte. Dann aber nickte sie. „Also gut. Wir kommen ins Geschäft. Ich buche die beiden für die Shows in Köln, Berlin und München. Ich schicke Ihnen den Vertrag zu. Auf Wiedersehen.“

„Happy Zuckerguss“, rief ihr Tante Helga nach. Verschwörerisch zwinkerte sie uns zu. Kaum war diese unsympathische Tussi um die Ecke verschwunden, brachen wir in ein übermütiges Gelächter aus. Und als hätten Heinz und sein Hund das Gespräch mitbekommen, spazierten sie um die Ecke. Der obdachlose Mann hatte sein Nikolauskostüm gegen seine normalen Klamotten getauscht. Und auch Bommel hatte die Dekoration abgelegt. Doch ihre Gesichter strahlten vor Glück und Zufriedenheit.

„Danke für eure Hilfe“, sagte Heinz. „Wir gehen jetzt auf Tournee. Aber wir sehen uns an Weihnachten, nicht wahr?“ Bommel rieb seinen Rücken an Lynns Bein und bat um ein paar Streicheleinheiten. „Dann steigt hier die große Party für alle, die sich Bio-Bratwurst, Falafel und Glühwein sonst nicht leisten können.“

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Illustratorin Verena Körting

„Da sind wir dabei!“ sagten Tante Helga, Lynn und ich wie aus einem Mund. Es war der Moment, in dem ich kapiert habe, dass es egal ist, wo man feiert. Und auch den üblichen Geschenkeberg hatte ich in dem Moment ganz vergessen. Hauptsache, ich würde mit meinen neuen und alten Freunden und meiner Familie zusammen sein können. Wenn ich an meine erste Begegnung mit Heinz und Bommel zurückdenke, kommt mir die Welt wie ein riesiger Glitzerball vor und mir wird ganz warm ums Herz. Könnt ihr das verstehen? Und: Ich freue mich seitdem noch viel mehr auf Weihnachten als sonst.

P.S.: Solltet ihr am 24. noch nichts vorhaben, kommt doch auch. Treffpunkt am großen, geschmückten Weihnachtsbaum unten am Hafen.

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