Geplante PriorisierungDiese Regeln gelten für PCR-Tests in NRW

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PCR-Tests werden künftig priorisiert. 

Köln/Berlin – Der rasante Anstieg der Infektionszahlen durch die Omikron-Welle bringt die Labore bundesweit an ihr Limit. Bund und Länder haben deshalb beschlossen, PCR-Tests vorrangig Risikogruppen und Beschäftigten im Gesundheitswesen vorzubehalten. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erarbeitet gemeinsam mit den Ländern eine veränderte Teststrategie, die sich für den Großteil der Bevölkerung wohl auf Schnelltests stützen wird. Was bedeutet das genau? Und was ist bereits bekannt? Ein Überblick.

Welche Gruppen werden bei den PCR-Tests künftig priorisiert?

PCR-Tests sollen „auf vulnerable Gruppen und Beschäftigte, die diese betreuen und behandeln“ konzentriert werden, wie es im Beschluss der Bund-Länder-Runde heißt. Dazu zählen Beschäftigte in Krankenhäusern, Praxen, in der Pflege und in Einrichtungen in der Eingliederungshilfe, sowie Menschen mit Risiko für schwere Krankheitsverläufe und Hochrisikopatienten - also ältere, vorerkrankte oder immunsupprimierte Menschen. Lehrkräfte gehören nicht zu der priorisierten Gruppe, auch andere Beschäftigte der kritischen Infrastruktur werden in dem Beschluss nicht genannt.

Achtung: Diese Regelungen gelten erst, wenn die neue Testverordnung in Kraft tritt. Weder der Zeitpunkt noch der konkrete Inhalt stehen bislang fest. Wer einen positiven Schnelltest hat, darf derzeit also noch einen kostenlosen PCR-Test machen.

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Bekomme ich überhaupt noch einen PCR-Test, zum Beispiel wenn meine Warn-App rot leuchtet?

Aktuell ist das noch möglich, mit der veränderten Teststrategien müssen sich Personen mit einer roten Warn-App oder Kontaktpersonen von Infizierten jedoch mit einem Antigentest bei einem zertifizierten Testzentrum begnügen. Auch ein positiver Selbsttest soll künftig in einem Schnelltestzentrum bestätigt werden und nicht mehr durch einen PCR-Test.

Welche Alternativen zu PCR-Tests werden geschaffen?

Der Bund ist dabei, sogenannte Poc-Nat-Tests zu beschaffen, von denen künftig eine Million pro Woche zur Verfügung stehen sollen. Sie sollen zehnmal präziser sein als einfache Schnelltests, denn sie arbeiten grundsätzlich wie PCR-Tests. Sie müssen aber nicht in einem Labor ausgewertet werden, das Ergebnis zeigt sich wie bei Schnelltests vor Ort.

Wie kann ich meinen positiven Selbsttest bestätigen lassen?

Momentan noch durch einen PCR-Test, künftig soll bei einem positiven Selbsttest ein zweiter Antigentest in einem Testzentrum gemacht werden. Auf einen kostenlosen Test in einem Testzentrum haben allerdings nur symptomlose Personen einen Anspruch. Wer also Symptome oder einen positiven Selbsttest hat, sollte das Testzentrum vorab kontaktieren oder sich mit seinem Hausarzt in Verbindung setzen, so das NRW-Gesundheitsministerium auf Anfrage.

Muss ich nach einem positiven Schnelltest in Quarantäne?

Ja. Wer ein positives Testergebnis erhält, muss sich unmittelbar selbstständig in Isolation begeben und alle Kontaktpersonen informieren - das gilt sowohl bei Schnelltests als auch bei Selbsttests. Im Falle eines positiven Schnelltest-Ergebnisses informiert zudem das Testzentrum das zuständige Gesundheitsamt.

Anders als bisher muss die Quarantäne allerdings nicht mehr durch das örtliche Gesundheitsamt angeordnet werden, das Land setzt auf Eigeninitiative.

Wie sicher sind Antigen-Schnelltests?

Schnelltests sind weniger zuverlässig als PCR-Tests. Einer vorläufigen Studie von Dezember 2021 nach erkennen die Antigen-Tests zudem die Omikron-Variante etwas schlechter als vorherige Virusvarianten. Wie gut ein Schnelltest ist, hängt sehr stark vom Hersteller und der Viruslast der getesteten Person ab. Bei symptomatischen Menschen ist die Trefferquote deutlich höher. Zwischen einer niedrigen und einer hohen Viruslast im Rachen können bei Omikron gerade einmal wenige Stunden liegen. Experten empfehlen bei Verdacht deshalb, mehrfach am Tag einen Selbsttest durchzuführen.

Kann ich über die Corona-Warn-App andere warnen, wenn ich einen positiven Schnelltest hatte aber keinen PCR-Test mehr bekomme?

Ja. Seit Mai 2021 kann man auch über ein positives Schnelltestergebnis Warnungen verschicken. Das funktioniert allerdings nur, wenn der Test bei einem Testzentrum durchgeführt wurde, das als Partner der App registriert ist. In der App gelangt man über die Kachel “Testmöglichkeiten finden” zu einer Karte mit den registrierten Teststationen.

Wie werden Inzidenzen künftig berechnet?

Derzeit fließen nur positive PCR-Tests in die Inzidenzen ein. Aktuell arbeitet das Bundesgesundheitsministerium an einem angepassten Verfahren: Künftig könnten Schnelltest-Ergebnisse die Inzidenz mitbestimmen.

Wie komme ich an meinen Genesenennachweis, wenn mich das Gesundheitsamt gar nicht mehr kontaktiert?

Infizierte mit einem positiven PCR-Ergebnis bekommen weiterhin ein Schreiben der Stadt zu ihrem Genesenen-Status. Über das Schreiben können sie auf der Homepage der Stadt ein individuelles Genesenen-Zertifikat als QR-Code generieren und beispielsweise in die Corona Warn-App eintragen. Mit einem PCR-Nachweis können Genesene auch in einer Apotheke eine entsprechende Bescheinigung erhalten. Nach einer überstandenen Corona-Infektion ist das Genesenen-Zertifikat für drei Monate gültig, beginnend ab dem 28. Tag nach dem positiven PCR-Test.

Ein positiver Schnelltest hingegen ist derzeit noch kein anerkannter Nachweis für eine Infektion. Sollten die PCR-Tests priorisiert werden, muss diese Regelung angepasst werden.

Kann ich künftig einen PCR-Test machen, wenn ich selbst zahle?

Kommerzielle Tests sind auch mit der Neuregelung weiter möglich. Das bedeutet: Wer zahlt, kann sich weiterhin sooft er oder sie möchte PCR-testen lassen. Das Gesundheitsamt der Stadt Köln empfiehlt aber angesichts der Knappheit an PCR-Tests, auf Antigen-Schnelltests umzusteigen.

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Wie geht es auf NRW-Ebene weiter mit den Schultestungen?

Die einzelnen Abstriche der Kinder bei Pool-Tests - die sogenannte Rückstellprobe - kann durch die Überlastung der Labore nicht mehr ausgewertet werden. Dies teilten die Labore den Grund- und Förderschulen in NRW am Dienstag mit.

Positive Pools können somit nicht aufgelöst werden. Schülerinnen und Schüler eines positiv getesteten Pools an Grundschulen werden am nächsten Tag vor Unterrichtsbeginn mit einem Antigenschnelltest getestet. Alternativ können die Schülerinnen und Schüler auch ein negatives Testergebnis eines Testzentrums vorzeigen. Nur diejenigen Schüler mit einem negativen Testergebnis dürfen am Präsenzunterricht teilnehmen.

Die Lolli-Testungen an Förderschulen, so schreibt das Schulministerium am Dienstag, werden wie gewohnt beibehalten. Positive Testpools werden durch die Rückstellprobe aufgelöst. Grund dafür sei die höhere Vulnerabilität dieser Schülergruppe.

Wie viele PCR-Tests werden in Deutschland durchgeführt?

In der vergangenen Woche untersuchten die Labore in Deutschland insgesamt 2,4 Millionen PCR-Tests, ein Drittel der Tests waren positiv. 95 Prozent der Labore sind bundesweit ausgelastet, so der Verband der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM). Die Belastungsgrenze sei in den meisten Bundesländern erreicht.

Im europäischen Vergleich der Testkapazitäten liegt Deutschland übrigens hinten: Pro 100.000 Einwohner machten in der zweiten Januarwoche 2.164 Menschen einen PCR-Test. In Österreich wurden in derselben Woche 89.543 Einwohner pro 100.000 Einwohner PCR-getestet. (mit dpa und rnd)

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