Das Astrogirl ist wieder auferstanden

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Der neue Liquid SkyClub verbindet Klang und Bild.

Der neue Liquid SkyClub verbindet Klang und Bild.

Das Liquid Sky ist tot - es lebe das Liquid Sky. In Kölns berühmtestem Club verbindet sich jetzt unerhörte Elektronik mit ungesehener Videokunst.

Es war einmal ein kleines tiefblaues schlauchförmiges Kabuff. In dem verbanden sich muffige Teppiche, sperrmüllige Sofas mit allerlei elektronisch fiependen und polternden Gerätschaften. Zusammen gebaren sie das, was man kurze Zeit später den „Sound of Cologne“ nennen würde. Und zu allem lächelte das Astro-Girl. Liquid Sky nannte sich das blaue Wunder in der Kyffhäuser Straße. Thomas Thorn und Ingmar Koch - als Techno-Urgestein Dr. Walker eine wandelnde Legende - hießen die Männer hinter dem Kyffhäuser Wunder.

In ihrem Laden verwandelten sich Kellermusiker in Starproduzenten, Kölschfreunde in DJ-Teams. Bald fand man den neuen Klang aus Köln in japanischen Fachgeschäften und in spanischen Discos. Der Spiegel berichtete. Neugierige aus aller Welt suchten den Laden mit der unscheinbaren Außenfront. Aus dem kleinen Club kamen die großen Veranstaltungen - „Electrobunker“, „Battery Park Cologne“ -, von denen immer jeder stolz erzählt, er sei dabei gewesen.

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Dann beschwerte sich ein Nachbar, das Ordnungsamt verfügte prompt die Schließung, und erteilte der Stadt so eine kostenlose Lektion in Sachen Provinzialität. Kurz darauf hatte Dr. Walker keine Lust mehr. Auch Thomas Thorn dachte über eine Richtungsänderung ab: „In den letzten zwei Jahren waren wir alle dem Liquid Sky irgendwie entwachsen.“ In anderen Worten: Betreiber und Kreative marschierten auf die Wasserscheide Dreißig zu oder hatten sie schon überschritten. Das Publikum musste indes erst noch das Abitur machen. „Da war es schwierig Sachen auszuprobieren, meint Thorn. Es wurde Zeit für eine Zäsur, für einen neuen Liquid Sky Club. Lang hat es gedauert. Partner sprangen ab. Konzessionen ließen auf sich warten. Das Geld wurde immer knapper. Jetzt steht er endlich da, mit neuer Adresse und in neuer Pracht: Der Liquid Sky Club, die nächste Generation.

Mitbetreiberin ist Thomas Thorns Freundin, Sonja Pinnow. Die hat ihren sicheren Job im TV-Bereich aufgegeben, um sich an der Luxemburger Straße ums Geschäftliche zu kümmern. „Das ist ein einzigartiges und visionäres Konzept“, schwärmt Pinnow: „Specials wie der Electrobunker machen eine Riesenarbeit und tragen sich gerade mal so. Jetzt holen wir die Specials zurück in den Club. Und verbinden Träumerei und Erfolg.“

Ja, es sei schon schade, einen Laden aufzugeben, an dem man sieben Jahre lang gebastelt hat, gibt Thomas Thorn zu. Aber so schade dann auch wieder nicht: Denn die neue Lokalität an der Luxemburger Straße überstrahlt das alte „elektronische Wohnzimmer“ in satten Rot- und Orangetönen, wirkt mit ihren edlen Lounge-Sesseln und umpuschelten Barhockern aufgeräumt statt zugemüllt.

Nur draußen lockt noch unübersehbar das bekannte Astrogirl. Drinnen tritt der Club als „electronic bar & video lounge“ mit völlig neuen Konzept auf: als „Kölns erstes Forum für VJ Kultur“. Die DJ's oder Live-Künstler teilen sich ihr Pult mit Kölns interessantesten Videojockeys - „Press.Play“, „Sehvermögen“, „Almost Sync.“. So werden aus Tönen Bilder und aus Bildern entsteht wiederum Musik. Sechzehn Studiomonitore und eine Leinwand für Rückprojektionen verwandeln den Club in eine Gesamtinstallation. „Das verlangt viel von den Musikern“, schätzt Thorn: „Die müssen sich öffnen.“ Den Gästen wird indes weniger abverlangt. Auf Partys hat man selten Muße genug, die Visuals zu genießen - und im Museum kann man nun mal keine Cocktails trinken. Im Liquid Sky Club kann man sich zurücklehnen und das Beste beider Welten genießen. Bald, da sind wir uns ganz sicher, wird man von „Sound & Vision of Cologne“ sprechen.

Der Liquid Sky Club an der Luxemburger Straße 60 ist mittwochs und donnerstags von 21 bis 3 Uhr, freitags und samstags bis 4.30 Uhr geöffnet. Sonntags gibt's ab 6 Uhr elektronisches Frühstück.

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