Fynn KliemannAbout You übersieht eindeutige Betrugshinweise und gerät unter Druck

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Köln – In der Maskenaffäre um Fynn Kliemann gerät nun auch der Modehändler About You unter Druck. Wie das Unternehmen gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ bestätigte, erhielt es bereits im August 2021 eine E-Mail mit Details zu den Maskenlieferungen von Kliemann und dem Textil-Unternehmen „Global Tactics“. Allerdings habe man die angehängten Unterlagen damals nicht geprüft. Der „Spiegel“ hatte zuerst über die Enthüllungen berichtet. Offenbar waren bei einer ersten Prüfung Ende vergangener Woche nicht alle Hinweise entdeckt worden.

Das Magazin hatte am Freitag berichtet, dass das Unternehmen im Gegensatz zur eigenen Darstellung bereits vor den Enthüllungen von Jan Böhmermann und dem „ZDF Magazin Royale“ von der zweifelhaften Herkunft der Masken des Youtubers und Influencers gewusst haben soll. „Wir nehmen die Vorwürfe des Spiegel sehr ernst“, erklärte eine Unternehmenssprecherin gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Bisher haben eine interne Prüfung allerdings keine Hinweise zu den Betrugsvorwürfen ergeben.

About You findet Betrugshinweise zu Fynn Kliemann in alter Mail

Wegen der vom „Spiegel“ veröffentlichten Vorwürfe habe man am Freitag allerdings nochmal nach den erwähnten Dokumenten gesucht und dabei tatsächlich eine der Mails entdeckt. Diese sei im August 2021 bei einer Mitarbeiterin aus dem Einkaufsbereich eingegangen.

„In dieser E-Mail ging es um eine Anfrage eines Unternehmens, das sich im Rechtstreit mit der Firma Global Tactics um unbezahlte Rechnungen befand und um die Übermittlungen von Unterlagen zu Beweiszwecken bat“, so die Sprecherin weiter. 

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Da man sich mit dem Unternehmen in keinerlei Geschäftsbeziehung befand, habe About You die Anfrage zur Herausgabe von Unternehmsinterna abgelehnt. „Aufgrund des thematisch anderen Kontextes haben wir keinen Anlass gesehen, uns mit den Details des Vorgangs zu beschäftigen oder die E-Mail-Anhänge zu sichten“, erklärte die Unternehmenssprecherin dieser Zeitung.

Im Nachgang habe man die Anhänge nun allerdings entdeckt, sie decken sich mit den Berichten des „Spiegel“. Eine weitere Mail mit der Aussage „Ich denke, die Herren haben auch About You betrogen“ ging an eine Mitarbeiterin, die seit Ende 2021 nicht mehr bei About You beschäftigt sei. „Diese E-Mail liegt uns Stand heute nicht vor und wurde intern weder weitergeleitet, noch waren weitere Kolleg:innen in Kopie gesetzt“, teilt das Unternehmen auf Anfrage mit. 

Fynn Kliemann: About You wusste von der Herkunft der Masken

Kliemann war am vergangenen Freitag in den Fokus geraten, nachdem Böhmermann in einem Beitrag einen Masken-Deal des Unternehmers aufgedeckt hatte. Kliemann hatte angegeben, dass er gemeinsam mit dem Unternehmen „Global Tactics“ Masken zum Selbskostenpreis „fair und sozial gerecht“ in Portugal und Serbien produzieren lassen wolle.

Stattdessen seien die Masken aber in Vietnam und Bangladesch produziert worden. „About You“-Gründer Tarek Müller hatte noch am Wochenende Aussagen Kliemanns dementiert, dass der Modehändler von der Herkunft der Masken gewusst hatte.

Die Recherchen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ und des „Spiegel “bestätigen, dass About You bereits vor den Enthüllungen Böhmermanns vor der Herkunft der Masken gewarnt wurde.

Wichtige Partner trennen sich von Fynn Kliemann

Wie der „Spiegel“ außerdem berichtet, habe sich der Gründer von „Global Tactics“, Tom Illbruck, für die 50.000 fehlerhaften Masken, die medienwirksam an zwei Flüchtlingscamps in Bosnien-Herzegowina und Griechenland geliefert wurden.

About You hatte sich als eine der ersten Marken von Kliemann nach Bekanntwerden der Maskenaffäre getrennt. Mittlerweile sind die Hilfsorganisation Viva con Agua, die Baumarkt-Kette toom, der Getränke-Hersteller Berentzen und der Fußballverein FC St. Pauli gefolgt. Kliemann selbst erklärte in einem Statement, sich zu gegebener Zeit erneut äußern zu wollen. (shh)

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