„Ich hab' wieder eine Perspektive“

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Das musikalische Multitalent Jens Streifling wechselt von Bap zu den Höhnern - er betrachtet das als „Herausforderung“.

Das musikalische Multitalent Jens Streifling wechselt von Bap zu den Höhnern - er betrachtet das als „Herausforderung“.

Wolfgang Niedecken verriet es auf seiner Website: Jens Streifling wechselt endgültig zu den Höhnern. Norbert Ramme sprach mit dem Bap-„Abtrünnigen“.

KÖLNER STADT-ANZEIGER: Wird aus einer Aushilfe nun ein Hohn auf Dauer?

JENS STREIFLING: Es sieht so aus. Eigentlich bin ich ja nur für den ausgeschiedenen Pete Bauchwitz eingesprungen, aber schon bald habe ich gemerkt, das die Chemie mit den anderen Höhnern stimmt. Mündlich ist das alles seit rund sechs Wochen schon abgeklärt, die endgültigen Verträge unterschreiben wir in zwei Wochen.

Damit ist das Kapitel Bap beendet.

STREIFLING: Da hab' ich doch acht Jahre gespielt. Da wurde es Zeit für etwas Neues.

Also ein fliegender Wechsel von einer gestandenen Rockband zu einer gefragten Karnevalskapelle?

STREIFLING: Die Höhner sind ja mehr als eine simple Stimmungskapelle. Das hab' ich schnell gemerkt. Musikalisch pendelt das ja zwischen Karneval und Klassik, zwischen Pop, Rock und Schlager. Ich mache da keinen großen Unterschied bei den Stilrichtungen. Hauptsache, die Musik ist gut. Und außerdem spielen die 400-mal im Jahr. Das ist doch für jeden Musiker sensationell und eine richtige Herausforderung.

Und das sowohl konditionell wie finanziell?

STREIFLING: Klar, das Angebot der Höhner war verlockend.

Zumal der Versuch eines Solo-Projektes ja gescheitert scheint. Vor Monaten erschienen ein Album und eine Single, mit großem Aufwand wurde ein Videoclip gedreht. Den will kaum einer sehen, die CDs kaum einer hören und noch weniger kaufen.

STREIFLING: Das ist leider so. Wenn das alles so gelaufen wäre, wie ich das erhofft hatte, sähe die Geschichte heute vielleicht ganz anders aus. Meine Energie war zu Ende, mein Geld war alle. Ich bin schließlich schon 37, habe Familie und drei Kinder. Da muss ich halt auch mal wirtschaftlich denken.

Das bedeutet dann ja wohl, dass man bei einer Gruppe, die größtenteils vom Karneval lebt, dramatisch mehr verdient als bei einer Band, die durch die Rockschuppen tingelt.

STREIFLING: Mal gucken. Bei den Höhnern hab' ich wieder eine Perspektive. Da bin ich musikalisch gefordert, spiele fünf Instrumente und komponiere auch an den zukünftigen Songs mit rum. Zudem ist angedacht, dass ich als gleichberechtigtes Mitglied auch in den bestehenden Plattenvertrag mit einsteige. So eine Position hatte ich mir bei Bap auch immer gewünscht, so weit ist es da aber nie gekommen. Inoffiziell galt ich als „musikalischer Direktor“ innerhalb der Rockband, offiziell war ich eher so eine Art besserer Gastmusiker.

Aber die Gast-Rolle war doch vertraut.

STREIFLING: Stimmt schon. Das war eigentlich immer meine Position seit ich aus dem Osten in den Westen kam. Ich bin mir ja für nichts zu schade und schrecke auch vor nichts zurück. Zuerst hab' ich zwei Jahre in Lederhosen in einer bayrischen Trachtenkapelle in Kanada alpenländische Melodien angestimmt. Dann kam ich nach Köln, und Wolfgang Niedecken holte mich in seine Band. In den Pausen zwischen Tourneen und Studioaufnahmen spielte ich neben Marion Radtke bei Viva la Diva, dann zwei Jahre bei Guildo Horn und zwei Tourneen mit Udo Lindenberg. Ich muss halt immer was zu tun haben. Nun folgt halt ein neues Kapitel meiner Musikerkarriere.

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