Kölsche BandsDer weite Weg ins kölsche Kleeblatt

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Die Klüngelköpp trommeln sich bei einem der 200 Auftritte in die Herzen des Publikums. (Bild: Stefan Worring)

Die Klüngelköpp trommeln sich bei einem der 200 Auftritte in die Herzen des Publikums. (Bild: Stefan Worring)

Köln – HANAK

„Hanak? Die hab’ ich diesesJahr noch nirgendwo gesehen“,sagt Peter Brings. Und einVeranstalter lacht: „Wat sull ichmet dene? Ich han doch Brings.“Knapp drei Jahre nachdem dieRockband um Sänger MichaelHirsch und Bassist Hanz Thodammit „Haifischzahn“ einenkleineren Hit landen konnte,scheint die Karriere der „Senkrechtstarter“ins Stocken geraten.Weit ist der Weg ins Kleeblatt. Sonennt man die großen Fünf mitBläck Fööss, Höhnern, Brings,Paveiern und Räubern. Auf dengroßen Kölner Bühnen sind Hanakin diesem Jahr nur selten zu sehen. Thodam: „Damals haben unsalle auf die Schulter geklopft undes hieß, wir wären ganz nah dran.Heute wissen wir, dass es ein viellängerer Weg ist.“ Hanak will inder ersten Liga mitspielen. SängerHirsch: „Aber bis man dazu zählt,muss man Erfahrungen sammelnund vor allem gute Songs schreiben.Wir arbeiten jetzt schon an Titelnfür die nächste Session.“

Auchdie Top 5 hätten nicht gleich aufPlatz eins angefangen. „Über dieSongs mache ich mir keine Gedanken,das kriegen wir hin“, so Thodam,der auch Lieder für Fööss(„Bütze de luxe“) Paveier („Einmaldonevve benemme“) geschriebenhat. „Qualität setzt sichmit der Zeit durch.“ Und von deneigenen Qualitäten ist die Live-Band („Zusätzlich eine CD reinschieben?Geht gar nicht!“) überzeugt.Schließlich ist man als CoverbandLiving Planet bundesweitim Geschäft. Auch in der aktuellenLoss mer singe- Kneipentourrangiert man mit der Rock-Ballade „Widdersin“ gleich hinterTommy Engel, Brings und denBläck Fööss. Und die PlattenfirmaEMI hat den Vertrag kürzlich verlängert.Fehlt nur noch die Präsenzin den großen Sälen. Denn Hanaktingelt derzeit eher am Stadtrandund im Umland.

Mit rund 70 Auftrittenliegen die Rockmusiker aufdem Niveau des Vorjahres -in einer doppelt so langenSession. „Da sichdie Sitzungen auf einenlängeren Zeitraumverteilen,können die großenFünf mehr Auftrittemachen“,weiß Radio Köln-Moderator undKajuja-PräsidentLukas Wachten.„Dadurch wird esfür die Gruppenaus der zweitenReihe deutlichschwieriger.“

CAT BALLOU

Noch über jedenAuftritt freuen sich die vier Jungsvon Cat Ballou, die am Donnerstagvon der Kajuja mit dem erstmalsverliehen Nachwuchs-Preisausgezeichnet wurden. Auf diegroße Bühne im Gürzenich habenes die Gewinner des KölnerStadt-Anzeiger-WettbewerbsKöln rockt noch nicht geschafft.Aber immerhin schon bis ins Foyer.„Wir wollten diese junge Bandunbedingt zeigen. Die sind super“,sagt Bernd Cordsen, der Sprecherder KG Große von 1823.Da es imBühnenprogramm der KG keineLücke mehr gibt, durften Cat Balloubei der Mädchensitzung in derPause aufspielen. „HauptsacheGürzenich“, sagt SchlagzeugerMichael Kraus. „Da machen wirauch gerne den Pausenclown.“Autogramme geben ist für dieBand um Keyboarder DominikSchönenborn „noch ganz neu“.Mit flotten Popmelodien – von„Achterbahn“ bis zum „11. Gebot“– kamen die Nachwuchstalentegleich gut bei den jeckenWievern an und verwandelten dasFoyer schnell in eine Tanzfläche.20 Titel hat die Band derzeit imRepertoire.

„Damit probieren wirden Spagat zwischen Rock undFastelovend“, sagt Sänger OliverNiesen. „Mit rund 30 Auftrittensind wir als Newcomer zufrieden.Nächsten Samstag haben wir sogarfünf an einem Tag. Da kriegenauch wir mal man mal den Rein-Raus-Stress der großen Bands zuspüren.“ Viel wird sich daran inden nächsten beiden Jahren auchnicht ändern. Cordsen: „Die meistenProgramme sind schon bis zumJahr 2013 dicht. So lange müssenCat Ballou durchhalten.“ Doch obsie dann gebucht werden? „Ichwollte mir von denen mal ein Kärtchengeben lassen“, sagte Altstädter-Literat Hubert Kochmit süffisantemUnterton. „Damit ich dienie buche. Die sind mir zu laut.“

KLÜNGELKÖPP

Koch ist der Baasdes einflussreichen Literaten-Stammtisch, dessen Mitgliederdie Programme für mehr als150 Sitzungen zusammenstellen.Da kann man schonmal Karrieren beeinflussen.So hat die „Literaten-Mafia“in den vergangenen Jahrendie Klüngelköpp gepuscht.„Ziel war, eine neueGruppe zu haben“, erinnertsich Ex-Literaten-ChefHeinz Krein. „Gesellschaften mitfünf und mehrVeranstaltungen könnendoch nicht immer dieselbenBands auf die Bühne stellen.“. Diese Chance haben dieKlüngelköpp genutzt. Knapp 200Mal sind die Musiker mit denSchiebermützen in dieser Sessiongebucht worden. Und das lautKeyboarder Jochen Damm„ohneeinen nachweisbaren Top-Hit.“

Allerdings kommen Stücke wie„Kölsche Näächte“ oder die aktuelleBallade „Stääne“ gut an. „Literatenkönnen einem Türen öffnen,aber durchgehen musst duschon als Band“, sagt Damm undverrät das Rezept für den Aufstiegin die erste Liga: „Geduld sowiekontinuierliche und zuverlässigeArbeit. Und auch mal eine Markemit Wiedererkennungswert setzen.Es geht ja um Entertainment.“So werden im Song „He in unseremVeedel“ vier Marching-Drums auf die Bühne gestellt. Dieganze Band trommelt – der Saaltobt. Und Alexander Dick, Sitzungspräsidentder MüllemerJunge hat auch schon eine Ahnung,wie das enden wird: „In ein,zwei Jahren haben wir in Köln einsechsblättriges Kleeblatt.“

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