OldtimerAutos, die Geschichte schrieben

Lesezeit 3 Minuten
Seit 2005 ist Ed Nicelife (am Steuer) im Besitz des wertvollen Oldtimers, der überall Aufsehen erregt. (Bild: Züll)

Seit 2005 ist Ed Nicelife (am Steuer) im Besitz des wertvollen Oldtimers, der überall Aufsehen erregt. (Bild: Züll)

Kall – Er stammt aus Manscheid im Hellenthaler Ländchen, er ist ein begeisterter und erfolgreicher Autorennfahrer und Geschäftsführer der „Germanmaxx-cars GmbH“ mit zwei Standorten in Gmund am Tegernsee und im Industriegebiet II in Kall. Seinen Hauptwohnsitz hat der 50-jährige Eifeler, der sich das Pseudonym Ed Nicelife zugelegt hat, inzwischen in Andorra.

Nicelife (zu deutsch „Schönleben“) fährt in der aktuellen VLN-Langstreckenmeisterschaft am Nürburgring mit dem Houverather Thomas Koll und dem Euskirchener Harry Ley für das in Kall ansässige Team „Cmaxx Cars“ eine Corvette C6. Und das recht erfolgreich, wie mehrere Klassensiege in der VLN und ein Gesamtsieg bei der jüngsten Rundstrecken-Challenge auf der Nordschleife zeigen.

Die Kaller PS-Schmiede, wo Nicelifes 55-jähriger Bruder und Germanmaxx-Teamchef Dieter Berners die Fahrzeuge auf die Rennen vorbereitet, gleicht hin und wieder einem Rennwagenmuseum, denn Ed Nicelife ist nicht nur leidenschaftlicher Rennfahrer, sondern auch ein Oldie-Narr, der bei keinem Oldtimer-Grand-Prix am Nürburgring fehlt.

Derzeit steht ein 1929 gebauter „Bentley Speed Six“ in der Kaller Werkshalle. Von 1925 bis 1930 wurden nur 182 Exemplare dieses Typs gebaut, von denen es heute, so Nicelife, „vielleicht noch eine Hand voll gibt“. Doch der Renner, der in Kall steht, ist ein ganz besonderes Exemplar: Der „Speed Six“ mit 6,5 Liter Hubraum und einer Leistung von 180 PS nahm im Jahr 2000 an der Oldtimer-Rallye „Around the World in 80 Days“ teil.

Der damalige Besitzer und Autonarr Helmut Karbe umrundete mit seinem amerikanischen Freund Donald Servat innerhalb von 80 Tagen den Erdball: Start und Ziel der Rallye, an der 43 Oldtimer aus aller Welt teilnahmen, war London. Die Tour vom 1. Mai bis 18. Juli ging vom Start weg durch England, Frankreich, Italien, Griechenland, Türkei, Usbekistan, China, Alaska, Kanada, USA, Marokko, Spanien zurück nach England. Überseestrecken wurden per Flugzeug bewältigt.

350-Liter-Tank

Vier Jahre lang, so Ed Nicelife, hatte Helmut Karbe den Bentley für die Reise um die Welt umgebaut. Der Oldtimer bekam Seitenkästen, in denen Werkzeug und Ersatzteile verstaut werden konnten. Der Tank am Fahrzeugheck wurde vergrößert, so dass 350 Liter Sprit hinein passten.

In diesem umgebauten Zustand erwarb Ed Nicelife den Bentley im Jahr 2005. Er nutzt das geschichtsträchtige Fahrzeug heute überwiegend für Ausfahrten oder als Ausstellungsobjekt bei Oldtimer-Veranstaltungen. Erst letzte Woche präsentierte er den „Speed Six“ beim sechsten VLN-Saisonlauf am Nürburgring.

Oldtimer-Rennen fährt der 50-Jährige mit dem Bentley nicht. Dazu holt er ein anderes und viel älteres Gefährt aus der Garage: Beim bevorstehenden Oldtimer-Grand-Prix Mitte August am Nürburgring geht Nicelife mit einem 1906 gebauten Dampfauto vom Typ „Stanley Vanderbuild Cup Car“ an den Start.

Diese mit Petroleum befeuerten und mit Wasserdampf angetrieben Fahrzeuge erlangten 1906 Weltruhm, als der amerikanische Rennfahrer Fred Marriott (1872-1956) mit einem Stanley-Automobil einen Weltrekord aufstellte: In Florida erreichte er eine Geschwindigkeit von 127,66 Meilen pro Stunde, was ein Tempo von 207 Stundenkilometer bedeutet.

Derzeit befindet sich Nicelifes Steam-Car in Reparatur. „Vor dem Rennen im August muss der Kessel überholt werden“, berichtete der Firmenchef. Anfang August kommt das Dampfauto dann in die Kaller Firma, wo das wertvolle Stück von Team-Chef Dieter Berners für das Oldtimerrennen vorbereitet wird. Und der weiß schon jetzt, was dann wieder auf ihn zukommt: „Das heißt, zwei Tage lang Chrom polieren“.

KStA abonnieren