Porsche ClubVom Nürburgring zum Schloss

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Auch eine Reihe liebevoll restaurierter historischer Porsche-Modelle war am Schloss zu bewundern. (Bild: dino)

Auch eine Reihe liebevoll restaurierter historischer Porsche-Modelle war am Schloss zu bewundern. (Bild: dino)

Bergisch Gladbach – Wenn der Chefarzt und der Karosseriebauer mit glänzenden Augen über die richtigen Scheinwerfer oder die originalgetreuen Sportsitze eines Porsche 911 Targa fachsimpeln, dann sprechen die beiden „Benzin“. Eine Sprache, die es eigentlich nicht gibt, die aber viele Automobilverrückte in aller Welt beherrschen. Am vergangenen Wochenende wurde sie im Innenhof des Bensberger Schlosses gern benutzt, um über die Autos zu fachsimpeln, die die rund 120 Mitglieder des „Porsche Club Rheinland“ dort zum Fahrerlager aufgestellt hatten.

Anlass für die Präsentation war das 25-jährige Bestehen des Clubs, der 1984 von Martin Winkel und Ingo Zeitz als „Porsche Club Bergisch Gladbach“ gegründet wurde. Inzwischen ist der Club gewachsen, die Mitglieder wohnen im ganzen Großraum Köln. „Alle teilen die Begeisterung für den Motorsport und die Freude daran, diese Wagen im Grenzbereich auf dafür geeigneten Strecken zu testen“, erklärt Zeitz, der heute Sportleiter des Clubs ist, das Credo des Vereins.

Dementsprechend findet man im Jahresprogramm des Clubs das Training mit der Rennsportlegende Walter Röhrl oder ein Fahrertraining in der Eifel auf dem Flughafen Dahlemer Binz. Angeboten werden zudem Lehrgänge, um die Fahrerlizenz zu erwerben, die man benötigt, um Rennen fahren zu können. Gesellige Abende und gemeinsame Reisen bietet der Club zwar auch. Events, auf denen der neuste Pelzmantel vorgeführt wird, sucht man aber vergebens. Stattdessen gibt es blaue Clubjacken mit dem Porsche-Logo, die die Mitglieder stolz tragen. „Wir sind kein elitärer Club, bei uns geht es um die Autos“, fügt Zeitz mit Stolz in der Stimme an.

Für manchen ist der Porsche sogar Berufsinhalt. Florian Feustel ist mit 20 Jahren nicht nur jüngstes Clubmitglied, sondern auch einer, der die Marke zum Lebensinhalt gemacht hat. „Mein Vater hat mir mit 15 diesen Wagen verkauft, es war der schlechteste, der bei uns auf dem Hof stand“, erinnert sich der Karosseriebauer an die Anfänge seines Berufslebens und schaut auf einen dunkelroten Porsche 911 von 1970. Inzwischen ist der Wagen ein Glanzstück in der Sammlung der Porsche-Spezialisten. Vater Karl-Heinz Feustel, selbst Rennfahrer, hat im oberbergischen Denklingen eine Firma, die sich auf die Restaurierung von alten Porsches spezialisiert hat. Junior Florian ist vom Virus aus Zuffenhausen inzwischen vollständig befallen. Mit breitem Grinsen gibt er zu, dass er von morgens 7 Uhr oft bis spät abends schraubt, schweißt und tüftelt.

Auch Veit Hennemann hat zu seinem knallroten GT 3 mit der Startnummer 12 eine sehr emotionale Beziehung. „Ich habe mir den ersten Porsche zu meinem 50. Geburtstag geschenkt, inzwischen fahre ich den vierten“, erklärt Hennemann mit liebevollem Blick auf seinen Flitzer. Der 75-Jährige nennt die Nordschleife des Nürburgrings seine „Hausstrecke“, hat allein mit dem vierten Auto schon mehr als 11 000 Wettbewerbskilometer und 254 Nordschleifenrunden gefahren.

„Porsche-Fahren ist nicht nur ein Lebensgefühl, sondern bietet eine gute Möglichkeit, die Faszination des Rennsports zu erfahren“, befindet Ingo Zeitz. Dass Porsche inzwischen zum VW-Konzern gehört und sich auch ein einzelner Cayenne, also der viersitzige Geländewagen des Herstellers aus Stuttgart, in den Innenhof des Schlosses getraut hat, nimmt Zeitz schmunzelnd hin: „Wir sind tolerant.“

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