SchlösserHöhner schwören ewige Liebe

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Die Höhner besingen den Brauch auf ihrer neuen Single und haben ein Herz mit Bandlogo entworfen. (Bild: Worring)

Die Höhner besingen den Brauch auf ihrer neuen Single und haben ein Herz mit Bandlogo entworfen. (Bild: Worring)

Köln – Ein Regionalexpress rumpelt über die Hohenzollernbrücke. Der Boden vibriert unter den Füßen. Es klackert. Tausendfach. Bunte Vorhängeschlösser, die mittlerweile in Massen den Zaun zwischen Bahngleisen und Fußgängerweg zieren, schlagen gegen das Metallgitter. „Liebesschlösser“, die verliebte Paare dort anbringen, um ihre Liebe auf ewig zu besiegeln. Den Schlüssel werfen sie in den Rhein.

Nun besingen die Höhner diesen Brauch in ihrer Single „Schenk mir dein Herz“: „Ich schenk dir heut ein Schloss am Rhein, mein Reich ist eine Brücke, die führt ins Glück hinein. Das Schloss ist nicht so groß - symbolisch eben nur, ein eiserner Liebestreueschwur, der unsre beiden Namen trägt“, heißt es in der ersten Single-Auskopplung des neuen Albums „Himmelhoch high“.

Zu dem Lied gibt es eine eigene Internetseite, auf der Paare Videos von ihrer Schloss-Zeremonie hochladen können. Die Fans können abstimmen, welches die drei schönsten Videos sind. Zu gewinnen gibt es einen Abend mit den Höhnern. Frontmann Henning Krautmacher ist begeistert vom neuen Liebesschlösser-Brauch: „Nach dem staatlichen Segen vor dem Standesamt und dem kirchlichen Segen vor dem Traualtar gibt es jetzt auch noch einen kölschen Segen.“

Täglich neue Schlösser

Täglich kommen neue Schlösser hinzu - in allen erdenklichen Farben und Formen, verziert mit Sternen und glitzernden Strasssteinen. Auch auf der Kölner Südbrücke finden sich bereits Nachahmer. Die Verliebten gravieren ihre Initialen oder Namen hinein, versehen sie mit Geburts- oder Hochzeitsdatum. Manche Schlösser erzählen Geschichten: „Wenn aus Freundschaft Liebe wird ...“, „Melanie, willst du mich heiraten?“, „Wir schaffen es!“, steht da geschrieben.

Der Betrachter bekommt einen Einblick in die kuriose Welt der Kosenamen: „Mopsi“, „Quietschboy“, „Snubbel“, „Otter“, „Keule“ oder „Kung Fu Chicken“ nennen die Schlossbesitzer ihre Partner. Längst verewigen sich nicht mehr nur Liebespaare, sondern Hochzeitsgesellschaften, Familien und Freunde: Neben einem in Herzform gebogenen Fahrradschloss baumelt eine Kette von Schlössern - Freundschaftsbeweis einer Clique.

Die Liebesschlösser an der Hohenzollernbrücke beschäftigen auch die Volkskundler beim Landschaftsverband Rheinland (LVR): „Dieser neue Brauch ist vermutlich vom Tiber an den Rhein geschwappt“, berichtet LVR-Volkskundlerin Dagmar Hänel. Die Last der „amorchetti“ (Liebesschlösser) habe an der Milvischen Brücke in Rom sogar schon eine Brückenlaterne zum Einsturz gebracht. Der Brauch entstamme möglicherweise einem Ritual im italienischen Militär: „In Florenz bringen junge Rekruten die Vorhängeschlösser ihrer Spinde am Ende des Militärdienstes an Brückengeländern an. Der weggeworfene Schlüssel symbolisiert die wieder gewonnene Freiheit“, berichtet Hänel.

„Das ist ein wunderschöner Liebesbeweis“, findet eine Passantin auf der Hohenzollernbrücke, die mit ihrer Tochter die Schlösser bewundert. „Guck mal, Mama, mit Glitzer“, quietscht die Kleine, die alle paar Meter stehen bleibt. „Leider brauchen wir jetzt immer ewig, um die Brücke zu überqueren“, seufzt die Mutter. Eine Jungenclique scheint für Romantik nicht viel übrig zu haben: „Schlosser müsste man sein“, lautet der nüchterne Kommentar.

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