Sogar Dior kauft Hutstumpen in Brühl

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Hutstumpen-Spezialist Wolfram Kopka

Hutstumpen-Spezialist Wolfram Kopka

Brühl-Ost - Wenn das deutsche Top-Model Heidi Klum auf ihrer TV-Suche nach dem nächsten „deutschen Top-Model“ lässig auf einer Harley Davidson posiert, von Kopf bis Fuß im 70er-Jahre-Hippie-Look gekleidet ist und keck nach ihrer violettfarbenen Kopfbedeckung greift, dann hält sie einen Hutstumpen in der Hand, der aus den Regalen Wolfram Kopkas stammt. Kopka lebt und arbeitet in Brühl und zählt zu den ganz wenigen Spezialisten für Hutstumpen.

Ganz gleich, auf welchem Kontinent die Modeschöpfer ihre Hüte kreieren, zumeist stammen die Rohlinge aus den Regalen des Ehepaars Wolfram Kopka und Ursula Bähren-Kopka. Selbst so bekannte Modedesigner wie die Franzosen Louis Vuitton und Christian Dior geben ihre Bestellungen in Brühl auf, wenn ihre Mannequins kreativ behütet auf den Laufsteg gehen sollen.

Haar- und Wollfilz

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Aber was genau ist eigentlich ein Hutstumpen? Wie Stoffe als Meterware bei den Schneidern ankommen, so ist auch der Hutstumpen der aufwendig gefertigte Rohling, aus dem eines Tages ein Hut geschaffen wird. Zumeist ist er aus den Materialien Haar- und Wollfilz oder Strohgeflecht. Hat der Hutmacher einen Stumpen ausgesucht, zieht er ihn über einen hölzernen Hutblock und befeuchtet den Hutstumpen mit heißem Wasserdampf. In diesem Zustand wird der Stumpen in Form gebracht, bekommt Knicke und Grübchen, der Rand wird in die gewünschte Form gefaltet. Anschließend werden Block und Stumpen bei etwa 120 Grad Celsius über Nacht in einen Trockenschrank gestellt. Nach etwa zwölf Stunden beginnt der Hutmacher mit der Oberflächenbearbeitung, Garnituren und Applikationen werden eingearbeitet, ein Futter und ein Schweißband ins Innere des Hutes genäht. Über eben diese Rohlinge verfügt Kopka, und zwar in einer unzählbaren Menge. In unzähligen Farbnuancen und verschiedenen Qualitäten lagern sie in seinen hohen Regalen. Und genau darin sieht er auch seine Kreativität. Er muss den Modemarkt beobachten und früh genug Trends aufspüren. „Ich muss mich den modischen Gegebenheiten stellen“, sagt der Vater zweier fast erwachsener Kinder. Schwer scheint ihm das nicht zu fallen, blickt man auf die breite Palette seiner Materialien. Beliefert wird er unter anderem aus Portugal, USA, Brasilien und China - „und alles ist handgefertigt“. Die Firma „Wolfram Kopka - Spezialist für Hutstumpen“ entwickelte sich aus der Vorgängerfirma „Kopka Hutstumpen“, die Vater Franz Kopka 1953 in Köln gegründet hatte. Dort hatte Wolfram Kopka - nach einem abgebrochenen Studium - eine kaufmännische Ausbildung gemacht. Das Unternehmen wurde 1990 liquidiert.

USA und Neuseeland

1991 hob Wolfram Kopka dann sein eigenes Unternehmen mit neuem Namen und neuem Konzept in Brühl aus der Taufe. Zum Team gehören vier Angestellte und einige Aushilfen. „Wir haben weltweite Absatzmärkte“, so der 49-jährige Unternehmer. Bei ihm melden sich Hutmacher aus Österreich, Spanien, Norwegen, Irland, Russland, Japan, Australien, Neuseeland, USA, Kanada - aber auch aus Köln, Düsseldorf und Grevenbroich, um die wertvollen Stumpen zu ordern.

Doch werden Kopkas Stumpen später nicht allein von modebewussten Individualisten getragen. Das Ehepaar beliefert auch Theater- und Opernhäuser wie etwa das Royal Opera House in London, die Metropolitan Opera in New York oder die Opéra Bastille in Paris, wo Hutmacher den Kopfschmuck für Schauspieler und Sänger schaffen. Selbst die Hutpracht der elf Mitglieder starken Berliner Band „Seeed“, die seit zehn Jahren erfolgreich durch die Säle tourt, stammt aus der Schlossstadt.

Und: Trägt das Ehepaar Kopka selbst auch Hüte. „Ja“, sagt die 50-jährige Ursula Bähren-Kopka, die ihren Mann vor etwa 25 Jahren in Germanistikseminaren der Kölner Uni kennengelernt hat. „Ich trage viele Strohhüte oder schlichte kleine Filzhüte im Stil der 20er Jahre.

Und ihr Mann? Sein Herz hängt an einem sehr wertvollen beigefarbenen so genannten „Ecuador-Panama-Monte-Christo“, einem Hut, der ihm von einem befreundeten Hutmacher gefertigt wurde.

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