Von Alabama ins „Vringsveedel”

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James Allen Davis, im Bergischen besser bekannt als Mr. James, hat eine vielseitige musikalische Biografie. Im bürgerlichen Leben ist er Hausmeister an der Grundschule Kippekausen.

James Allen Davis, im Bergischen besser bekannt als Mr. James, hat eine vielseitige musikalische Biografie. Im bürgerlichen Leben ist er Hausmeister an der Grundschule Kippekausen.

Mr. James kam 1969 als Soldat erstmals nach Deutschland. 35 Jahre später steht er als kölscher Amerikaner auf den rheinischen Bühnen.

Bergisch Gladbach - Er hat lackierte Fingernägel und glitzernde Ringe an jedem zweiten Finger, dazu trägt er meistens einen dunklen Nadelstreifenanzug und einen schwarzen Hut: Nein, die Rede ist hier nicht von James Brown, sondern von einem anderen Musiker. Mr. James aus Bergisch Gladbach singt vorzugsweise auf Kölsch und ist damit seit einigen Jahren, unter anderem auch mit den Bergisch Gladbacher „Flöckchen“, auf den Karnevalsbühnen im Rheinland erfolgreich. „Das Besondere an der kölschen Musik ist der Gesang. Melodien ähneln sich, aber die kölsche Sprache ist einzigartig, und das begeistert mich,“ sagt der gebürtige Amerikaner.

Mr. James kam als James Allen Davis im August 1946 in Alabama, USA, zur Welt. Die Leidenschaft für Musik begleitet ihn schon von Kindesbeinen an: „Wir sind sonntags immer in die Kirche gegangen, da wurde viel gesungen. Ich bin mit meinen sieben Jahren einfach zu dem Gospelchor nach vorne gelaufen, habe mich dazu gestellt und mitgesungen. So hat's angefangen.“ Und mit Gospel ging es auch weiter. Mr. James schloss sich seiner ersten Band an, einer Gospelgruppe, und spielte bei Auftritten den Bass, was er sich vorher selbst beigebracht hatte. 1969 kam er mit der Army zum ersten Mal nach Deutschland. „Nach dem Vietnamkrieg durften wir uns aussuchen, wo wir stationiert werden wollten. Ich habe mir Deutschland ausgesucht.“ Hier hat Mr. James auch seine erste Frau kennen gelernt. „Ein original kölsches Mädchen. Trotzdem hat sie sich von Köln getrennt und ist mit mir nach Amerika gegangen“, erzählt Mr. James. Dort wurde dann aber kölsche Musik gehört: „Besonders zur Karnevalszeit war meine Frau nicht mehr zu halten. Eben 'ne waschechte kölsche Jeck.“

1977 zog die Familie von Amerika nach Köln. Seitdem fühlt sich der Amerikaner als Kölner. „Wir kamen damals über die Deutzer Brücke gefahren und ich habe den Dom gesehen, den Rhein und die Menschen. Ich war begeistert“, schwärmt der Musiker. Neben seiner Arbeit als Hausmeister war Mr. James auch in Köln in verschiedenen Bands aktiv, die Palette reichte von Funk und Soul über Reggae bis hin zu Rock. Mit den „Ghetto People“, bei denen James von 1997 bis 2000 Mitglied war, verbuchte der Musiker auch Charterfolge. Das Remake des Elvis-Klassikers „In the Ghetto“ erreichte in Deutschland eine Top-Ten-Position.

Irgendwann ist Mr. James im Studio den „Paveiern“ über den Weg gelaufen und so ist auch der Kontakt zu den „Bläck Fööss“ entstanden. „Die »Fööss« wollten einen Remix von ihrem Klassiker »Drink doch eine met« produzieren, und sie haben mich gefragt, ob ich nicht mitmachen will. Ich habe zugesagt, und das Lied wurde ein großer Erfolg. Das hat mich in den kölschen Karneval reingebracht“, erinnert sich der 59-Jährige. Seitdem hat er immer wieder mit Kölner Bands und Karnevalsgrößen zusammengearbeitet.

Aber auch im Bergischen ist der kölsche Amerikaner aktiv: Seit zwei Sessionen singt Mr. James mit dem Bergisch Gladbacher Duo „Die Flöckchen“ zusammen und steht mit den beiden Musikern auf der Bühne. Bergisch Gladbach ist mittlerweile ebenfalls sein Lebensmittelpunkt. „2000 bin ich ins Bergische gezogen, und seit drei Jahren arbeite ich in Refrath an der Grundschule Kippekausen als Hausmeister. Das ist jetzt die berühmteste Grundschule Deutschlands“, sagt der Sänger lachend. Nicht zuletzt wegen ihres bekannten Hausmeisters. Der hat sogar im vergangenen Jahr den zweiten Platz in der „Närrischen Hitparade“ mit seinem Lied „Vringsveedel“ belegt, nur ganz knapp am ersten Platz vorbei. „Bei der nächsten Hitparade bin ich wieder mit dabei und dann mache ich garantiert den ersten Platz“, verspricht der Musiker. Im nächsten Jahr soll zudem ein neues Album von Mr. James auf den Markt kommen, dann stehen auch wieder viele Karnevalsauftritte an. Aber trotz musikalischer Erfolge würde der achtfache Vater nie auf seine Arbeit in der Grundschule verzichten wollen. „Die Kinder lieben mich und ich liebe sie. Ich habe den Kindern versprochen, dass ich mindestens noch fünf Jahre als Hausmeister bei ihnen bleibe“, sagt der Musiker schmunzelnd. „Außer ich gewinne im Lotto, dann höre ich vorher auf. Das fanden die Kinder eine gute Regelung.“

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