„Kalif von Köln“ vor Rückkehr?Metin Kaplan in der Türkei aus Haft entlassen

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Metin Kaplan_2005

Metin Kaplan auf einem Foto aus dem Jahr 2005

Köln – Der türkische Islamist Metin Kaplan, bekannt als „Kalif von Köln“, wurde vor gut 16 Jahren als Staatsfeind in die Türkei abgeschoben. Jetzt könnte er nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ nach Deutschland zurückkehren.

Verurteilt in der Türkei

Im Jahr 2006 war der Chef des in Deutschland verbotenen Verbandes „Kalifatstaat“ wegen Anschlagplänen auf Feierlichkeiten am Mausoleum von Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk zu mehr als 17 Jahren Haft verurteilt worden. Nach der Verbüßung eines Großteils der Strafe kam er wegen eines Krebsleidens 2016 wieder frei.

Kaplan strengte ein Wiederaufnahmeverfahren an. Am vergangenen Montag hat das 14. Oberste Strafgericht in Istanbul den Endsechziger von den Terrorvorwürfen freigesprochen. Schlüssige Beweise lägen demnach weder für ein Verbrechen noch für einen geplanten Umsturz vor. Die Richter billigten Kaplan Entschädigungsansprüche für die lange Haft zu. Zugleich hob man das Ausreiseverbot auf. Wenn keine Einreisesperre für den Hassprediger besteht, könnte er wieder ins Rheinland zurückreisen.

Millionen in der Plastiktüte

Kaplan ist der Sohn des Gründers des extremistischen Kaplan-Verbandes; 1996 hatte er sich in einer Kölner Hinterhofmoschee am Niehler Kirchweg mit einem großen Dolch in der Hand zum Kalifen der islamischen Weltgemeinschaft ausgerufen. 300 Anhänger skandierten den Ruf „Allah tekbir“. Die Demokratie bezeichnete der „Emir der Gläubigen“ als Krebsgeschwür. Bei einer Razzia 1998 fanden sich bei dem „Kalifen von Köln“, der offiziell von Sozialhilfe lebte, in einer Plastiktüte zwei Millionen D-Mark und kiloweise Gold. Zwei Jahre später wurde er wegen Mordaufrufs gegen einen internen Widersacher verurteilt – der Mann war durch ein Killerkommando erschossen worden. Kaplan musste vier Jahre in Haft. Schließlich schoben die deutschen Behörden ihn 2004 in seine türkische Heimat ab.

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Seine Anhängerschaft in Deutschland schmolz rapide. Aktuell beziffern Verfassungsschützer die Zahl der Unterstützer in NRW auf 220, in den 90er Jahren zählte der Radikalen-Verband mehr als 4000 Mitglieder. Obwohl Metin Kaplan regelmäßig Online-Freitagspredigten hält, sind viele Sympathisanten in Deutschland zu radikal-islamischen Salafisten-Gruppen gewechselt.

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