Düsseldorf/Köln – Mal eben in der zweiten Reihe parken und eine Straßenbahn blockieren, das kann in Düsseldorf teuer werden, auch wenn gerade keine Politesse in der Nähe ist. Von diesem Donnerstag an verteilt die Rheinbahn eigene Knöllchen. Bloß mal schnell zum Büdchen oder Bäcker reinspringen, kann mit einem Bußgeld enden. „Wenn ein Auto mitten auf dem Gleis steht, müssen wir ohnehin den Abschleppdienst anrufen“, sagt eine Rheinbahn-Sprecherin.
Das geht nur unter Beteiligung der Polizei und der Verkehrsüberwachung. „Uns geht es um die Fälle, bei denen Autofahrer so doof parken, dass die Bahn gerade noch vorbeikommt, aber der Fahrer sich ganz langsam vortasten oder gar aussteigen muss, um das besser abschätzen zu können. Da haben wir in der Vergangenheit nichts unternommen, die Verspätung hatten wir trotzdem.“
Damit ist jetzt Schluss. Der Verkehrsdienst der Rheinbahn, der in solchen Fällen von Straßenbahn- oder Busfahrern über Funk gerufen wird und in der Regel sehr schnell vor Ort ist, dokumentiert das Vergehen und klemmt ein Knöllchen unter den Scheibenwischer. Auf dem Zettel heißt es: „Lieber Autofahrer, Sie haben Ihren Wagen so geparkt, dass unsere Fahrgäste behindert werden. Wegen dieser Ordnungswidrigkeit erhalten sie in Kürze ein Schreiben der Bußgeldstelle mit weiteren Angaben. Außerdem behalten wir uns vor, im Zusammenhang mit dieser Behinderung Schadenersatz geltend zu machen.“ Je nach Vergehen wird zumindest ein Bußgeld zwischen 30 und 50 Euro fällig.
Erhebliche Verzögerungen durch Falschparker
Die Rheinbahn musste im vergangenen Jahr 360 Fahrzeuge abschleppen lassen, 124 Mal wurden Bahnen, in 57 Fällen Busse behindert. In diesem Jahr waren es bisher 181 Fälle. „Die Dunkelziffer ist deutlich höher“, sagt die Sprecherin. „Es kommt sehr oft vor, dass ein Falschparker schnell entwischen kann, bevor der Abschleppdienst da ist. Das wollen wir ahnden.“ Bei den Bussen gehe es meisten um Falschparker in Haltestellen-Buchten. „Das ist besonders ärgerlich für Fahrgäste mit Kinderwagen, Rollstuhl oder Rollator, denn der Ausstieg ist dann nicht mehr barrierefrei“, so die Sprecherin. Häufig blieben in Düsseldorf auch Busse in den engen Straßen hängen, weil sie wegen Falschparkern nicht mehr um die Kurve kommen.
Wenn der Abschleppdienst zum Einsatz kommt, wird es richtig teuer. „Dann kommen auch noch die Kosten der Rheinbahn auf den Fahrzeughalter zu. Sie sind abhängig davon, wie lange der Einsatz gedauert hat, ob wir Ersatzbusse oder Taxis auf die betroffene Strecke schicken mussten.“
Die Rheinbahn nutzt bei ihren Knöllchen die Möglichkeit der sogenannten Dritt-Anzeige, die jedem Bürger zur Verfügung steht. Sie dokumentiert das Vergehen, das Ordnungsamt der Stadt leitet die Verfahren ein.
KVB zählt rund 600 Fälle jährlich
Bei den Kölner Verkehrs-Betrieben wird man das Düsseldorfer Experiment sehr genau verfolgen. KVB-Vorstand Jürgen Fenske ist schon vor dessen Start begeistert und schlägt vor, das Köln dem Düsseldorfer Beispiel folgt. „Wir wollen, dass ein solches Verfahren auch in Köln gemacht wird.“
Bei der KVB kommen jedes Jahr knapp 600 Fälle zusammen, in denen Lastwagen oder Pkw die Gleise so blockieren, dass der Abschleppdienst gerufen werden muss. „Bei uns sind das knapp 30 Prozent aller Störungen im Betriebsablauf“, sagt KVB-Sprecher Stephan Anemüller. Erst danach folgen Feuerwehr-Einsätze (23 Prozent) und Verkehrsunfälle (15 Prozent). Die Zahlen stammen aus dem Jahr 2012. „Neuere haben wir derzeit leider nicht zur Verfügung. Sie dürften aber aktuell mindestens in der gleichen Größenordnung liegen“,