DahlemDeutsche Meisterschaft der Fallschirmspringer ist beendet

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Sicher gelandet sind alle 240 Teilnehmer der deutschen Meisterschaft der Fallschirmspringer auf der Dahlemer Binz.

Sicher gelandet sind alle 240 Teilnehmer der deutschen Meisterschaft der Fallschirmspringer auf der Dahlemer Binz.

Dahlemer Binz – Mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck stieg Wolfgang Klein am späten Mittwochnachmittag aus dem Cockpit seines Flugzeuges. Nur noch wenige Teilnehmer der deutschen Meisterschaft im Fallschirmspringen mussten ihre Sprünge absolvieren, dann war der Wettbewerb erfolgreich über die Bühne gegangen. Seit Sonntagmorgen hatten an Kleins Fallschirmbasis „Sky-Fun“ auf der Dahlemer Binz über vier Tage lang die besten Springer Deutschlands in vier Disziplinen um die Medaillen gestritten.

Fast durchgehend hatte Klein in diesen Tagen am Steuerknüppel seiner Cessna Grand Caravan gesessen und die Sportler auf die Absetzhöhe von rund 4000 Metern gebracht. Von dort sprangen die je nach Disziplin unterschiedlich großen Teams aus dem Flugzeug. Begleitet von einem Kameramann versuchten die Springer, möglichst perfekt die vorgegebenen Formationen zu bilden, bevor sie die Reißleine ziehen mussten und sie sanft am Fallschirm zu Boden schwebten.

Das Taxi in die Luft flog Wolfgang Klein, Inhaber von „Sky-Fun“ auf der Binz, bei zahlreichen der 165 Absetzflüge.

Das Taxi in die Luft flog Wolfgang Klein, Inhaber von „Sky-Fun“ auf der Binz, bei zahlreichen der 165 Absetzflüge.

„Wir haben es nicht ganz geschafft, alle Runden in allen Disziplinen zu springen“, sagte Klein. Der Montag sei als Schlechtwettertag komplett ausgefallen. Und da der Wettbewerb nur auf vier Tage angesetzt gewesen sei, habe es keine Möglichkeit gegeben, die verpasste Zeit wieder aufzuholen. „Die Bundeskommission Fallschirm (BKF) hatte entschieden, in diesem Jahr probeweise den Wettbewerb in vier statt in sechs Tagen durchzuführen, um ihn etwas kompakter zu gestalten“, so Klein.

Rund 165 Flüge hat es in den Tagen gegeben, überschlug Klein die Zahl. Besonders am sonnigen Dienstag nutzten die Veranstalter die Gunst der Stunde, um mit drei Flugzeugen die Sportler in die Höhe zu bringen. 240 Teilnehmer waren zur Binz gekommen, laut Klein etwas weniger als normal. Der Grund: Die Wingsuit-Springer (sie tragen spezielle Anzüge mit Stoffflächen zwischen Armen und Körper und zwischen den Beinen) waren bei einer parallel datierten Veranstaltung in Tschechien aktiv. Auch wenn die Stimmung angesichts des Wetters am Montag etwas gelitten habe, seien, so Klein, trotzdem alle zufrieden und glücklich.

Beeindruckende Formationen waren zu beobachten. Gefilmt wurden sie von Kameraspringern (l.).

Beeindruckende Formationen waren zu beobachten. Gefilmt wurden sie von Kameraspringern (l.).

In der großen Halle am Rande des Flugfeldes, in der die Springer ihre Schirme packen, brandete derweil lautstarker Applaus auf. Vor einer großen Videowand standen die Springer und verfolgten die Aufnahmen der Kameramänner von den Sprüngen der anderen Teams. Fair wurde die Leistung der Konkurrenz beklatscht, die Stimmung war gelöst, bevor auch die letzten Springer zu ihren Quartieren aufbrachen, um ihre Sachen zu packen. „Wir haben fast alle Übernachtungsbetriebe in der Gegend gebucht“, erzählte Klein. Nach der Siegerehrung und Abschlussparty war die Veranstaltung für ihn und die Helfer aus dem Organisationsteam erfolgreich über die Bühne gegangen. Alle seien gut runtergekommen, erzählte Ingo Wagner, einer der Trainer auf der Dahlemer Binz. Die Sanitäter vom DRK, die die Betreuung übernommen hatten, hätten kaum etwas zu tun gehabt.

Auch Raphael Schlegel war zufrieden. Der Inhaber des Fallschirmladens „Westerwings“ in Alzenau hatte sein Geschäft für die Dauer der Meisterschaft in die Eifel verlegt. „Ich bin gern hier“, sagt er, der häufiger Gast bei „Sky-Fun“ ist: „Ich habe auch zum ersten Mal in diesen Tagen Zeit gehabt, mir die Gegend anzusehen.“ Selbst gesprungen sei er bei der Veranstaltung nicht. „Nach 8000 Sprüngen kann man auch einmal zusehen“, sagt er lächelnd. Viel zu tun habe er nicht gehabt, so der Fallschirmtechniker. Zwei kleine Reparaturen seien nötig gewesen, aber „nichts Gravierendes“. Die erfahrenen Springer legten sehr viel Wert auf Sicherheit und gute Ausrüstung – das sei deutlich zu spüren. Und es sei sehr angenehm, mit ihnen zu arbeiten: „Die wissen genau, was sie wollen.“

Videos der Sprünge und zahlreiche Bilder gibt’s im Internet: https://dm2018.dfv.aero

Wünsche todkranker Kinder erfüllen

Mit einem eigenen Stand war die Hilfsorganisation „Freifallhelden“ bei der deutschen Meisterschaft auf der Dahlemer Binz vertreten. Rund 40 Fallschirmspringer sind Mitglied und haben sich zum Ziel gesetzt, todkranken Kindern Wünsche zu erfüllen.

Gründer des Vereins ist Björn Stürz, selber erfahrener Springer und Tandemmaster. „2011 habe ich in einem Krankenhaus einen Jungen kennengelernt, der mir erzählt hat, er müsse bald sterben. Er wolle aber zu gern einmal das Meer sehen“, berichtete Stürz.

Dieses Erlebnis habe ihn nicht mehr losgelassen und er habe das Projekt in Gang gebracht. Zunächst war er alleine aktiv, im vergangenen Jahr wurde schließlich ein Verein gegründet, der emsig Spenden sammelt, um den Kindern die Herzenswünsche zu erfüllen zu können.

„Der Fallschirmsport bringt viel Öffentlichkeit“, hat Stürz gelernt. Auch wenn nicht alle Wünsche der Kinder etwas mit dem Sport zu tun hätten, werde versucht, alles möglich zu machen. So habe es schon einen Fallschirmsprung mit dem Lieblingskuscheltier eines Kindes gegeben, das sein Bett nicht mehr verlassen konnte. Genauso wurden auch Besuche in einer Seehundstation mit Führung oder im Phantasialand ermöglicht.

Drei „Heldenbasen“ des Vereins gebe es in Deutschland, erläuterte Stürz, darunter ist auch „Sky-Fun“ auf der Dahlemer Binz. Diese Springerbasen unterstützten den Verein und gewähren Rabatte, sollte der Wunsch ein Tandemsprung sein. Vor allem aber gehe es bei dem Auftreten auf der Meisterschaft darum, den Bekanntheitsgrad bei Springern und auch dem Publikum zu erhöhen. (sev)

www.freifallhelden.de

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