Die Bezirksligisten aus Bessenich, Nierfeld und Wißkirchen haben ein Problem mit der Kaderplanung, weil sie allesamt noch um den Klassenerhalt kämpfen.
BezirksligaSo laufen die Kaderplanungen in Bessenich, Nierfeld und Wißkirchen

In welche Richtung geht es für den SV Nierfeld und Coach Dirk Scheer? Die sportliche Situation macht die Kaderplanung schwer.
Copyright: Markus Brackhagen
So unschön die Lage der SG Dahlem-Schmidtheim, abgeschlagen am Tabellenende stehend, auch ist, in einer Hinsicht ist man den anderen Vereinen aus der Region einen Schritt voraus. Im Gegensatz zum SC Wißkirchen, dem SV Bessenich und dem SV SW Nierfeld wissen die handelnden Personen, in welcher Spielklasse sie in der kommenden Saison antreten werden.
Was die ungeklärte sportliche Zukunft für das genannte Klub-Trio im Hinblick auf die Planungen für das Jahr 2025/26 bedeutet, haben die Verantwortlichen in den vergangenen Wochen gemerkt – und werden das auch weiterhin. Die ohnehin schwierige Aufgabe, rechtzeitig Spieler zu verpflichten, bevor sie von der bereits gesicherten Liga-Konkurrenz weggeschnappt werden, wird zu einem beinahe unmöglichen Unterfangen.
Natürlich will jeder Fußballer gerne wissen, ob er demnächst in der Bezirksliga auflaufen wird oder in der Kreisliga A.
„Natürlich will jeder Fußballer gerne wissen, ob er demnächst in der Bezirksliga auflaufen wird oder in der Kreisliga A. Das ist ein äußerst unangenehmes Thema, denn wir können diese Frage leider nicht beantworten“, spricht Nierfelds Übungsleiter Dirk Scheer stellvertretend für den Kreis der Kellerkinder das Dilemma aus.
„Wir sind als Mannschaft überzeugt davon, dass wir es schaffen, die Klasse zu halten. Trotzdem müssen wir natürlich zweigleisig planen. Wenn der Abstieg kommen würde, würden wir wohl 20 bis 30 Prozent des aktuellen Kaders verlieren“, schätzt Bessenichs Coach Can Celik.
Wißkirchens Teammanager führte bereits 66 Gespräche
Entsprechend holprig gestalten sich über weite Strecken die Bemühungen, ein konkurrenzfähiges Aufgebot zu formen, wie Wißkirchens Frank Marwitz berichtet: „Ich habe seit Anfang März, als ich meine Arbeit als Kaderplaner begonnen habe, 66 Gespräche geführt und mich 38 Mal persönlich mit Spielern getroffen, 14 Antworten stehen noch aus. Im Endeffekt dann fünf oder sechs Leute zu finden, die zu uns passen, ist wirklich verdammt schwer.“
Neben der nicht zu klärenden Frage nach der Spielklasse stellen für Marwitz aber auch die enorm hohen Ansprüche einiger Akteure ein großes Hindernis dar. „Wenn der zweite Satz eines Jugendspielers „Was kriege ich denn?“ lautet, kann ich ihm nur entgegnen, dass das der falsche Ansatz ist“, schildert der SC-Verantwortliche seine Erfahrungen: „Einer wollte 200 Euro pro Monat, weil er aus Erftstadt kommt. Da habe ich mich gefragt, wo denn die echten Fußballer geblieben sind?“ Das Auftreten sei teilweise nicht akzeptabel gewesen. „Einer hatte die Kapuze im Gesicht, ein anderer kam 15 Minuten zu spät“, kritisiert Marwitz.

Ist beim SC Wißkirchen nach anfänglicher Skepsis eine feste Größe geworden: Teammanager Frank Marwitz.
Copyright: Markus Brackhagen
Es habe aber auch gute Unterhaltungen gegeben. „Erst vor ein paar Tagen waren drei Leute da, die klar im Kopf waren. Sie spielen aktuell in der Kreisliga A und möchten in der Bezirksliga den nächsten Schritt gehen. Da spielte das Finanzielle überhaupt keine Rolle.“
Auch im eigenen Kader gebe es super Jungs, die trotz ihres jungen Alters eine tadellose Einstellung mitbringen würden. „Felix Hilgers, Jan Beyers oder Oli Schäfer sind für mich Vorbildfußballer. Sie kommen regelmäßig zum Training und wollen sich immer weiterentwickeln. Von Oli hätte ich am liebsten 15 Stück in der Mannschaft“, lobt Marwitz.
Generell habe die Bereitschaft, dem Fußball andere Dinge unterzuordnen, allerdings stark nachgelassen. Das bestätigt auch Bessenichs Trainer Can Celik, der diesen Umstand allerdings gelassen betrachtet. „Ich ärgere mich natürlich auch darüber, wenn ich mir vor dem Training die Frage stellen muss: Kommt er oder kommt er nicht? Aber als Verantwortlicher muss ich mich an die aktuellen gesellschaftlichen Gegebenheiten anpassen. In manchen Situationen ist das Lockere nicht ganz so schlecht.“
Im Hinblick auf die Verhandlungen mit den potenziellen Neuzugängen und den aktuellen Teammitgliedern erklärt Celik: „Wenn wir im Tabellenmittelfeld stehen würden, wäre es definitiv leichter. Aber die ersten Gespräche waren ziemlich in Ordnung, weil die Spielklasse im Vordergrund stand. In 15 Fällen haben nur zwei nach Geld gefragt.“
Nierfelds Coach Dirk Scheer kommt zu einem ähnlichen Ergebnis: „Der eine oder andere will höher hinaus und überschätzt seine eigenen Fähigkeiten. Im Großen und Ganzen waren es bislang jedoch sehr vernünftige Gespräche.“ Ein Fakt, der mögliche Interessenten von einem Wechsel ins Schleidener Tal abhalte, sei die geografische Lage.
Spieler geben Zusagen auch unabhängig von der Spielklasse
„Wenn nun auch noch die Bezirksliga als Anreiz wegfällt, wäre es kaum noch realistisch, Leute hierhin zu lotsen“, weiß der Sportliche Leiter. Zwar gebe es im Nordkreis sicherlich einige ganz gute Kicker, doch denen fehle oft der nötige Ehrgeiz. „Jungs, die es theoretisch könnten, haben leider zu wenig Mumm und spielen lieber mit ihren Kumpels zusammen“, bedauert Scheer.
In allen drei Klubs gibt es aber auch zahlreiche Aktive, die unabhängig vom sportlichen Niveau bereits ihre Zusage gegeben haben. „Wir haben, egal ob in der Bezirksliga oder der Kreisliga A, einen guten Kader am Start. Spieler wie Siggi Kunst, Kuss Kunzika, Ozan Kesen und Emrah Fikaj werden uns auf jeden Fall erhalten bleiben“, berichtet Celik. Bei den Routiniers Saki Noutsos, Stefan Ristovski und Moritz Hartmann sehe es ebenfalls sehr gut aus: „Sie kennen das Umfeld und fühlen sich hier wohl, auch weil für alle drei der Fußball nicht mehr an erster Stelle steht und sich der Aufwand insgesamt in Grenzen hält. So darf sich Moritz auch schon mal ein Wochenende freinehmen, um etwas mit seiner Familie zu machen.“
Bei den Jüngeren wie Tobi Rick dagegen stehen die sportlichen Ambitionen höher im Kurs. „Falls wir die Liga nicht halten, dürfte es mit seinem Verbleib in Bessenich schwierig werden“, glaubt sein Trainer.
Sie sollten maximal 15 Kilometer entfernt wohnen, Bock auf Fußball haben und auch mal zusammen beim Dorffest an der Theke stehen.
Selbst wenn der Klassenverbleib gelingt, wird es beim SC Wißkirchen mit Deniz Isitmen, den es zum SV Kurdistan Düren zieht, einen weiteren Abgang geben – eine sportliche Schwächung, die Marwitz nur kurz von seinem Vorhaben ablenkte. Sein klares Profil für einen Nachfolger des Torjägers und alle anderen neuen Spieler: „Sie sollten maximal 15 Kilometer entfernt wohnen, Bock auf Fußball haben und auch mal zusammen beim Dorffest an der Theke stehen“, erklärt der Kaderplaner.
Als Vorbild dient ihm dabei der aktuelle Verein des neuen SC-Trainers Marcel Timm, die SG Dahlem-Schmidtheim. „Die Geschlossenheit dort ist einfach überragend. Die Jungs, die in den vergangenen Jahren den Klub verlassen haben, kann man an einer Hand abzählen und jetzt bleibt das Team trotz des Abstiegs komplett zusammen“, erläutert Marwitz.
Auch dem SV Nierfeld würde im Falle des Abstiegs eine Basis erhalten bleiben. 14 Spieler-Bekenntnisse zum Weitermachen habe man frühzeitig eingeholt, unter anderem von Abwehrchef Covenant Oku Smart.
„Ich bin guter Dinge, auch wenn sich der eine oder andere vielleicht doch noch anders orientieren wird. Garantien gibt es sowieso nicht, denn eine endgültige Entscheidung über den Tabellenplatz wird mit hoher Wahrscheinlichkeit erst auf der Zielgeraden fallen.“